Schadenbearbeitung durch KI

Insurtech DGTAL sammelt 3 Millionen Euro Investorengelder ein

Die KI-basierte Software des Insurtechs DGTAL soll unterschiedliche Daten in Schadenakten analysieren und einordnen. Dadurch seien enorme Einsparungen möglich. Auch Makler könnten profitieren.

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16:09 Uhr | 11. September | 2023
Geld

In einer Finanzierungsrunde sammelte das Insurtech DGTAL 3 Millionen Euro Investorengelder ein. Die Software des Unternehmens analysiert und ordnet jegliche Dokumente eines Schadenfalls - und verspricht enorme Kosteneinsparungen.

| Quelle: dibrova

Bei der Bearbeitung eines Schadens braucht vor allem die Sichtung und Einordnung von Nachweisen wie Rechnungen oder Gutachten viel Zeit und kostet damit auch viel Geld. Doch Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens schreiten voran und sollen das Kosten- und Zeitproblem bald beheben.

Das zumindest ist das Versprechen des 2021 gegründeten Insurtechs DGTAL. Laut Arndt Gossmann, CEO von DGTAL, soll die KI unstrukturierte Daten in Schadenakten eigenständig auslesen, strukturieren, analysieren und automatisiert managen.

Mit diesem Geschäftsmodell konnte das junge Unternehmen nun auch Investoren von sich überzeugen: Ab sofort sind der Venture Capital Fonds der VGH Versicherungen, 1750 Ventures, und der Schadenversicherungs-Experte Gossmann & Cie. mit an Bord. Damit konnte sich DGTAL eine Finanzspritze von insgesamt drei Millionen Euro sichern.

Unbekannte Risikotreiber werden sichtbar

Der Prototyp, die Software namens Driller, habe bereits zu „grundlegend„ neuen Erkenntnissen, die sich aus verschiedenen Formaten wie Briefen, PDFs und Gutachten ergeben haben, geführt. Welche neuen Erkenntnisse das sind, erklärt das Unternehmen gegenüber procontra: Demnach sei das Programm „in der Lage, ein komplettes Schadenportfolio zu prüfen, statt nur einen Ausschnitt davon. So identifiziert es spezifische Risikotreiber, die zu einer ungünstigen Entwicklung führen könnten, die nicht berücksichtigt oder zuvor identifiziert wurde“. Versicherungsmathematiker könnten tiefer in die Risikobewertung einsteigen, die Schadensverwalter wiederum könnten leichter Schadensausreißer überprüfen und ihre Aufmerksamkeit darauf lenken.

Das Programm wird mit Millionen von Dokumenten gefüttert und auf diese Weise trainiert. Innerhalb von Sekunden könne die Software seitenlange Dokumente auswerten und eventuelle Ansprüche der Versicherungsnehmer ermitteln.

Das Einsparpotenzial sei enorm. Aktuell werden laut Grossmann 75 Prozent der Prämien für die traditionelle Schadenregulierung aufgewendet. „Wir schätzen, dass unsere KI-gestützte Lösung branchenweit Einsparungsmöglichkeiten von mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr ermöglichen kann – allein in Europa“, so der CEO.

Können auch Makler das Programm nutzen?

Das sieht man bei der Bavaria Direkt ähnlich. Der Versicherer überarbeitet – innerhalb der Versicherungskammer bisher als einziger – seit vier Jahren sein Schadenmanagement mithilfe von künstlicher Intelligenz und Data Analytics. „Das Schadenmanagement wird sich in den kommenden Jahren deutlich verändern“, prognostiziert Christian Krams, Vorstandsmitglied der Bavaria Direkt. Er schließt auch nicht aus, dass in Zukunft andere Marktteilnehmer wie Versicherungsmakler die Technologie seines Unternehmens erwerben könnten.

Da ist DGTAL natürlich schon einen Schritt weiter. Laut eigenen Angaben habe das Insurtech, dass Grossmann gemeinsam mit dem Schweizer Softwareunternehmen Deon Digital gegründet hat, für das kommenden Jahr Aufträge mit einem Umsatz von einer Million Euro an Land ziehen können. Innerhalb der kommenden zwei Jahre will man profitabel werden. Kaufen können Makler das Produkt ebenfalls. Auf Nachfrage erklärt das Unternehmen, die Software sei für Versicherungsunternehmen, geschäftsführende Generalagenturen, zu denen Maklerunternehmen gehören und Rückversicherer geeignet. Aktuell habe DGTAL acht Kunden in drei verschiedenen Märkten, Deutschland, Großbritannien und Griechenland.