GDV–Positionspapier

Vorschläge und eine Warnung: Führt Frühstartrente zu Provisionsdeckel?

Im Herbst will die Bundesregierung über die geplante Frühstartrente beraten. Die Versicherungswirtschaft begrüßt den Plan, hat aber auch Forderungen. Und es gibt ein potenzielles Risiko für Vermittler.

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13:07 Uhr | 18. Juli | 2025
Ein Kind hält ein Sparschwein in seinen Händen

Die Versicherungswirtschaft hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem sie ihre Erwartungen an die geplante Frühstartrente formuliert.

| Quelle: Pofuduk Images

Zehn Euro pro Monat sollen Kinder vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr künftig für ihre Altersvorsorge von Vater Staat bekommen – so lässt sich sehr grob der Plan der Bundesregierung zur sogenannten Frühstart-Rente zusammenfassen. Die Idee dahinter: Die Menschen sollen bereits im frühen Alter dafür sensibilisiert werden, sich nicht allein auf die gesetzliche Rente zu verlassen, sondern privat vorzusorgen.

Noch ist unklar, wann die Frühstartrente tatsächlich kommt. Im ersten Entwurf zu einer Rentenreform, den das Bundesarbeitsministerium jüngst vorstellte, ist hierzu nichts zu lesen. Stattdessen geht es in diesem nur um eine Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2031 und eine Ausweitung der Mütterrente. 

GDV veröffentlicht Positionspapier

Noch kann also Einfluss auf die genaue Ausgestaltung der Frühstartrente genommen werden. Der GDV, Interessenvertretung der Versicherungswirtschaft hierzulande, tut dies nun mit der Veröffentlichung eines Positionspapiers.

Grundsätzlich begrüßt die Versicherungswirtschaft die Pläne der Bundesregierung. „Die Frühstart-Rente ist ein konkreter Einstieg in die private Altersvorsorge. Mit dem Konzept setzt sie genau dort an, wo nachhaltige Vorsorge beginnt: im Kindesalter“, heißt es im Positionspapier. Auch den monatlichen Zuschuss in Höhe von 10 Euro im Monat bewerten die Versicherer als „sinnvoll“. Gleichzeitig weisen sie jedoch darauf hin, dass ihrer Meinung nach dieser Betrag für den Aufbau einer langfristigen Altersvorsorge nicht ausreichend sei. Entsprechend wichtig sei, es, private Zuzahlungen zu ermöglichen.

Zudem soll das angesparte Kapital nach dem 18. Lebensjahr in andere staatlich geförderte Altersvorsorge überführt werden können.

Investiert werden soll nach Meinung der Versicherer vorrangig in der Europäischen Union. „Eine EU-Quote von mindestens 70 % und das neue Label ,Finance Europe‘ gewährleisten, dass die Investitionen auch zur wirtschaftlichen Entwicklung Europas beitragen. Investiert werden kann das Geld in Versicherungen, aber auch ETF oder ELTIF, schlägt der GDV vor – nicht aber in intrasparente und risikoreiche Anlagen wie Einzelaktien oder Kryptowährungen.

Präferiertes Auszahlungsmodell ist nach Ansicht der Versicherer wenig verwunderlich eine lebenslange Rente. Allerdings sei alternativ auch ein befristeter Auszahlungsplan denkbar – allerdings sollte er deutlich über die mittlere Lebenserwartung bei Rentenbeginn hinausgehen.

Verknüpft werden soll die Frühstart-Rente nach Vorstellung der Versicherer auch mit einer Finanzbildungsinitiative. So sollen Kinder und Jugendliche über die Schulen oder digitale Lernplattformen über Themen wie Sparen, Altersvorsorge oder den Zinseszinseffekt aufgeklärt werden. 

Umsetzung benötigt noch Zeit

Glaubt man Michael Thews, neuer Berichterstatter der SPD für das Thema private Altersvorsorge, soll die Frühstartrente im Herbst dieses Jahres beschlossen werden. Dies erklärte der 60-Jährige, der für die Sozialdemokraten seit 2013 im Bundestag sitzt, auf dem diesjährigen Hauptstadtgipfel des Vermittlerverbands AfW. Geklärt werden müssten noch die Frage, wie man steuerfrei die Beträge aufstocken könne und wie die Auszahlung organisiert werden solle. 

„Für die organisatorische Umsetzung benötigen wir allerdings mehr Zeit“, schränkte Thews allerdings ein. Einen Zeitplan für die Reform der Riester-Rente gebe es hingegen noch nicht.

Ein Punkt, den Carsten Brodesser, der für die CDU-Fraktion im Finanzausschuss sitzt, bedauert. „Die Frühstart-Rente darf kein Monolith werden, der bei Erreichen der Volljährigkeit nicht mehr gefördert wird und in Vergessenheit gerät. Die Reform der Riester-Rente muss gleichzeitig angepackt werden. Dass sie im Reformpaket für September nicht enthalten ist, ist unklug“, erklärte er.

Risiko für Vermittler?

Um einen Übergang der Frühstartrente in die private Altersvorsorge möglichst reibungslos zu gewährleisten, sprach sich Brodesser für eine Ausweitung des Kreises der Förderberechtigten auf alle Steuerpflichtigen in Deutschland aus.

Auch Brodesser wies mit Blick auf die Frühstartrente auf noch offene Fragen hin. So müsse geklärt werden, wie Zuzahlungen von Eltern oder Verwandten auf das Frührenten-Konto der Kinder steuerlich behandelt werden. Zudem sieht Brodesser auch potentiell Vermittler tangiert. „Eine Kostendeckelung für die Frühstart-Rente könnte auch die Riester-Förderung betreffen und zu Provisionsdeckelungen führen, die Vertrieb und Beratung gefährden", warnte der CDU-Politiker.