Makler-Ärger

Wohngebäude-Sanierung bei der Gothaer: Sonderbehandlung für Generalagenten?

Macht die Gothaer bei der Sanierung ihres Wohngebäudebestands Unterschiede zwischen Maklern und Generalagenten? Diese Frage sorgt derzeit für einige Unruhe in Vermittlerkreisen. Procontra hat nachgehakt.

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12:10 Uhr | 02. Oktober | 2025
rbeiter bauen den Dachboden eines Hauses wieder auf, der durch einen Sturm zerstört wurde

Arbeiter bauen den Dachboden eines Hauses wieder auf, das bei einem Sturm durch einen umgestürzten Baum beschädigt wurde.

| Quelle: picture alliance / imageBROKER | Jim West

Wie procontra bereits berichtete, hat die Gothaer mit der Sanierung ihres Wohngebäudebestands begonnen. Der Grund: Inflation, gestiegene Kosten und zunehmende Schadenereignisse haben dazu geführt, dass die Versicherungsleistungen zum Teil deutlich über den eingenommenen Beiträgen liegen.

Ab den Hauptfälligkeiten im Dezember 2025 will sich der Versicherer deshalb von „schadenbelasteten“ Verträgen oder solchen mit „hoher regionaler Risikobündelung“ trennen. Was dabei für Unruhe unter Maklern sorgt: Offenbar macht die Gothaer bei der Sanierung einen Unterschied zwischen den Vertriebswegen.

Kündigung versus Fortführungsangebot

Denn während Makler dazu aufgefordert werden, mit ihren Kunden „rechtzeitig nach einer alternativen Lösung im Markt zu suchen“, um eine Vertragskündigung seitens der Gothaer zu vermeiden, erhalten Generalagenten offenbar Fortführungsangebote mit erhöhten Selbstbehalten oder angepassten Jahresbeiträgen. Entsprechende Schreiben, aus denen die unterschiedliche Vorgehensweise hervorgeht, liegen unserer Redaktion vor.

Wird hier also mit zweierlei Maß gemessen? procontra wollte es genau wissen und hakte bei der Gothaer nach. Dort gab man sich zunächst wenig auskunftsfreudig, betonte dann aber, dass man grundsätzlich keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Vertriebswegen mache. „Wir überprüfen laufend unsere Bestände und betrachten jedes Risiko individuell“, so eine Unternehmenssprecherin. „Das heißt, für die Entscheidung, ob wir ein Fortführungsangebot unterbreiten, ist nicht der Vertriebsweg, sondern das entsprechende Risiko relevant. “

Nur wenige Tage vor dem Sanierungsbeschluss der Gothaer hatte die Continentale bekanntgegeben, zum 1. Oktober ihr Neugeschäft in der Wohngebäudeversicherung über Makler und Mehrfachagenten einstellen zu wollen. Neue Policen können jetzt nur noch über den Ausschließlichkeitsvertrieb abgeschlossen werden.

Marktbeobachter sieht Muster

Haftpflichtunderwriter und Marktbeobachter Stephan von Heymann sieht darin ein Muster – einen „beginnenden Kahlschlag im Maklervertrieb“. „Versicherer schützen ihre Ausschließlichkeitsorganisationen und eigenen Kanäle – während Makler und Pools zunehmend ausgegrenzt werden“, schreibt von Heymann auf seinem Blog. Der Vertrieb über eigene Einfirmenvertreter sei eben deutlich günstiger. Was als „Sanierung“ oder „Fokussierung“ verkauft werde, bedeute für viele Makler Vertragsverluste, Mehrarbeit und unzufriedene Kunden.

Long Story short

  • Sanierungsstrategie: Die Gothaer plant ab Dezember 2025 die Kündigung schadenbelasteter Wohngebäudeverträge.

  • Zweiklassengesellschaft im Vertrieb? Während Makler zur Alternativsuche aufgefordert werden, erhalten Generalagenten Fortführungsangebote – teils mit höheren Selbstbehalten.

  • Branche in Aufruhr: Marktbeobachter sprechen bereits von einem „Kahlschlag im Maklervertrieb“ – und sehen einen klaren Trend zur Bevorzugung eigener Vertriebsstrukturen. Die Gothaer widerspricht dem.