Gebäudeversicherung unter Druck: Gothaer nimmt Bestandssanierung in Angriff
Was Sie erfahren werden
Warum die Wohngebäudeversicherung unter Druck steht
Wie die Gothaer ihren Bestand sanieren will
Worauf sich betroffene Makler jetzt einstellen müssen
Inflation, gestiegene Kosten und zunehmende Schadenereignisse – die Wohngebäudeversicherung steht unter massivem Druck. Vor diesem Hintergrund startet jetzt offensichtlich auch die Gothaer eine Bestandssanierung.
procontra liegt ein Schreiben vor, in dem die Barmenia-Gothaer ihre Geschäftspartner über die Sanierung informiert. Darin heißt es einleitend: „Als Versicherer ist es unsere zentrale Aufgabe, Risiken im Versicherungskollektiv tragfähig abzusichern. Dazu gehört auch eine kontinuierliche Analyse unseres Portfolios sowie die Umsetzung geeigneter Sanierungsmaßnahmen.“
Erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen
Insbesondere in der privaten Wohngebäudeversicherung sehe man sich seit einigen Jahren mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Die Versicherungsleistungen lägen mittlerweile deutlich über den eingenommenen Beiträgen, so dass man sich leider veranlasst sehe, sich von „schadenbelasteten Risiken oder solchen mit hoher regionaler Risikobündelung“ fristgerecht zu trennen. Mit den Sanierungen werde mit den Hauptfälligkeiten ab Dezember 2025 begonnen. Ob die Sanierung nur den Bestand der Gothaer oder auch den wesentlich kleineren Bestand der Barmenia betrifft, geht aus dem Schreiben nicht hervor.
Makler sollten jetzt auf jeden Fall mit betroffenen Kunden nach „einer alternativen Lösung im Markt“ suchen. Sollte bis zum angegebenen Zeitpunkt keine Kündigung vorliegen, werde man selbst die Kündigung zum Ablauf des Vertrags aussprechen.
Mit Generalagenten verfährt der Versicherer offenbar etwas anders: Diese sollen nach procontra-Informationen Fortführungsangebote zu veränderten Konditionen erhalten haben.
Versicherer zeigt sich zugeknöpft
Weitere Auskünfte zu den Sanierungsplänen waren bei der Barmenia-Gothaer nicht zu bekommen. Auf Nachfrage ließ der Versicherer lediglich mitteilen, dass Bestände regelmäßig und unabhängig von den Vertriebswegen überprüft würden.
Ein Blick in den Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestätigt jedenfalls, dass die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) im VGV-Zweig der Gothaer in den Jahren von 2018 bis 2023 im Schnitt bei fast 122 Prozent lag. Das bedeutet, das Unternehmen gibt mehr Geld für Schäden und Verwaltungskosten aus, als es an Beiträgen einnimmt.
Erst Anfang der Woche war bekannt geworden, dass die Continentale zum 1. Oktober das Neugeschäft in der Wohngebäudeversicherung über Makler und Mehrfachagenten einstellt. Neue Policen können dann nur noch über den Ausschließlichkeitsvertrieb abgeschlossen werden. Auch hinter diesem Schritt stehen wirtschaftliche Gründe.