Folgen des Klimawandels

GDV warnt vor Verdopplung der Wohngebäude-Prämien

Ohne Prävention und Klimafolgenanpassung prognostiziert der Branchenverband für die Zukunft erheblich steigende Versichertenbeiträge. Zudem könnten sich Anbieter aus dem Wohngebäude-Geschäft zurückziehen. Mit diesen Lösungsvorschlägen will er dem Problem begegnen.

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14:06 Uhr | 14. Juni | 2023
Überflutung

Überflutungen, Stürme, Dürren: Der Branchenverband GDV prognostiziert steigende Wohngebäude-Prämien infolge des Klimawandels.

| Quelle: Markus Volk

Einen Tag, bevor sich die Landesvertreter in ihrer Ministerpräsidentenkonferenz mit einer möglichen Elementarpflicht befassen, bezog der Branchenverband GDV am Mittwoch zu dem Thema Position. Dabei wagte er eine düstere Prognose: Infolge von Naturkatastrophen wie Überflutungen, Stürme und Dürren komme es in Deutschland – ohne Prävention und Klimafolgenanpassung – in den nächsten zehn Jahren zu einer Verdopplung der Prämien für Wohngebäudeversicherungen, warnte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Das habe nicht nur Auswirkungen auf alle Hausbesitzer, sondern anteilig über die Miete auch auf alle Mieter.

Ohne Prävention könnte das breite Versicherungsangebot, wie wir es heute kennen, in Zukunft schrumpfen.
Mathias Kleuker, Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft

„Mancherorts könnten Gebäudeversicherungen gar so teuer werden, dass sich das Kunden nicht mehr leisten können“, sagte Asmussen weiter. Jeder Versicherer müsse daher prüfen – auch aus aufsichtsrechtlichen Gründen –, ob er die steigenden Extremwetterschäden langfristig weiter versichern könne. Mathias Kleuker, Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft, erklärte dazu: „Ohne Prävention könnte das breite Versicherungsangebot, wie wir es heute kennen, in Zukunft schrumpfen.“

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, die im Sommer 2021 versicherte Schäden von rund 8,5 Milliarden Euro verursacht hatte, forderte der Branchenverband, Elementarrisiken automatisch über die Gebäudepolice mit Opt-out-Option abzusichern. Zudem setzt er sich für eine Kombination aus Prävention und Klimafolgenanpassung, aus Vorsorge für den Katastrophenfall und Versicherungsschutz ein. Eine Elementarpflicht, wie sie einzelne Länderminister in der Vergangenheit gefordert hatten, sei hingegen keine Lösung. „Eine Versicherungspflicht verhindert Möglichkeiten der Prävention. Sie hätte die Tendenz, das Problem noch weiter zu verschärfen“, konkretisierte Kleuker.

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Um die Entwicklung der möglicherweise steigenden Prämien abzuwenden, fordert der Verband nun die Umsetzung mehrerer Maßnahmen. So sei zunächst ein „klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren“ nötig, Prävention müsse fester Bestandteil der Landesbauordnung werden. Ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten sowie ein Ende der Flächenversiegelung stellen weitere Forderungen dar. Auch postuliert der GDV eine verpflichtende Klima-Gefährdungsbeurteilung bei künftigen Baugenehmigungen und will mit einem bundesweiten Naturgefahrenportal das Risikobewusstsein in der Bevölkerung erhöhen. Denn: „In Risikogebieten wird immer noch zu viel gebaut“, sagte Kleuker.

Stop-Loss-Regelung als mögliche Lösung

Darüber hinaus sieht der Verband in einer sogenannten Stop-Loss-Regelung eine Lösung. Bei dieser Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft würde der Staat ab einer vorher definierten Grenze die Schäden übernehmen. Dabei sei von Ausnahme-Katastrophen mit einem Schadenvolumen deutlich über 30 Milliarden Euro die Rede, fügte GDV-Experte Kleuker hinzu.

Momentan sei es um die Situation beim Schutz vor Naturgefahren ähnlich bestellt wie um den Schutz vor Feuer vor 120 Jahren. Damals habe es wegen fehlender Präventionsmaßnahmen eine Vielzahl an durch Feuer verursachten Schäden gegeben. Mit Hilfe von Brandschutzmaßnahmen, wie dem Ausweisen von Fluchtwegen, seien die Schäden schließlich erheblich reduziert worden. Ähnliches müsse heute auch passieren. „Wenn man erkennt, dass sich die Dynamik des Klimawandels zeigt, dann muss man handeln. Und die Zeit zu handeln, ist jetzt“, sagte Kleuker.