Risikomanagement
Mit der aktualisierten Ausgabe der Publikation „Klimawandelszenarien im ORSA“ stellt der GDV ein Instrument bereit, das Versicherern helfen soll, Klimarisiken systematisch in ihre unternehmensinterne Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) zu integrieren.
„Wir geben Versicherern ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie Klimarisiken wissenschaftlich fundiert und regulatorisch verankert abbilden können und so ihre Widerstandsfähigkeit für die Zukunft stärken“, betont Götz Treber, Leiter des Kompetenzzentrums Unternehmenssteuerung und Regulierung beim GDV.
Seit 2022 verlangt Solvency II ausdrücklich, dass Versicherer in ihrem ORSA mindestens zwei langfristige Klimawandelszenarien berücksichtigen:
Ein Szenario unter 2 °C (idealerweise 1,5 °C) – konform mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens.
Ein Szenario über 2 °C – als Abbildung eines „Weiter-so“-Weges ohne ausreichende Klimapolitik.
Damit würden sowohl Chancen als auch Risiken einer klimaneutralen Wirtschaft transparent gemacht.
Die GDV-Methodik greift auf die Szenarien des Network for Greening the Financial System (NGFS) zurück, die auf komplexen Klimamodellen beruhen. Eingeschlossen sind:
Physische Risiken wie Sturm, Überschwemmung, Hitzewellen oder steigender Meeresspiegel.
Transitionsrisiken, die durch politische Maßnahmen, technologische Innovationen oder Marktveränderungen entstehen – etwa sinkende Renditen bei emissionsintensiven Kapitalanlagen.
Ein entscheidender Unterschied: Während der übliche ORSA-Zeithorizont drei bis fünf Jahre umfasst, reichen Klimaszenarien bis zum Ende des Jahrhunderts.
„Klimarisiken sind kein Randthema, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmenssteuerung“, so Treber. Die Integration ist damit nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern auch ein strategisches Element, um Geschäftsmodelle zukunftsfähig auszurichten. Die Klimaszenarien helfen, die physischen Risiken des Klimawandels wie Extremereignisse, einen steigenden Meeresspiegel oder veränderte Klimazonen frühzeitig zu identifizieren. Gleichzeitig werden die wirtschaftlichen Folgen einer CO2-ärmeren Wirtschaft, wie veränderte Renditen bei bestimmten Kapitalanlagen, betrachtet.