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Vertrieb an der Uni: VZHH warnt erneut vor Vermittlern auf dem Campus

Zum Beginn des Wintersemesters warnt die Verbraucherzentrale Hamburg vor fünf Vertriebsmaschen an Universitäten. Bei einer bezieht sie sich konkret auf den Finanzvertrieb MLP.

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14:10 Uhr | 10. Oktober | 2025
Vertrieb an der Uni

Zum Beginn des Wintersemesters warnt die Verbraucherzentrale Hamburg vor fünf Vertriebsmaschen an Universitäten. Bei einer bezieht sie sich konkret auf den Finanzvertrieb MLP.

| Quelle: PeopleImages

Dieser Tage startet an vielen Universitäten und Fachhochschulen das Wintersemester. Zur Rückkehr in die Hörsäle erneuert die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) ihre Warnung vor Finanzdienstleistern, die Studierenden auf dem Campus Versicherungen und Finanzprodukte verkaufen wollen. „Geht am besten gleich auf Abstand, wenn euch jemand auf dem Campus die ,besten’ Finanzprodukte verkaufen oder Tipps zum Steuersparen geben möchte. Die wollen in erster Linie Provisionen kassieren, sonst nichts“, richtet sich Sandra Klug von der VZHH an die Studierenden.

Natürlich sind Versicherungen und Finanzprodukte auch für Studierende nicht grundsätzlich schlecht. Beispielsweise benötigen sie, je nach Wohnkonstellation und Alter, eigene Haftpflicht- und Hausratpolicen, um gut abgesichert zu sein. Auch ein frühzeitiger Beginn des Altersvorsorgesparens oder der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind mit Vorteilen verbunden.

Bestimmte Vertriebspraktiken an den Unis stoßen den Verbraucherschützern aber schon seit längerem sauer auf. Die Atmosphäre im Studierendenumfeld und auf dem Campus würden eine trügerische Sicherheit vermitteln, heißt es von der VZHH. Durch die dort angewandten Vertriebspraktiken könnten sie aber finanziell geschädigt werden.

Konkret beschreibt die VZHH die folgenden fünf Maschen und warnt vor ihnen:

Infostände und Promotion-Aktionen
Zu Semesterbeginn stehen auffällige Stände in Foyers oder vor der Mensa. Studierende werden mit kostenlosen Give-aways oder Gewinnspielen angesprochen, um Kontaktdaten zu sammeln und Beratungstermine anzubahnen.

Kostenlose Seminare und Workshops
Finanzdienstleister bieten scheinbar neutrale Kurse zu „Karriere“, „Steuern“ oder „Altersvorsorge“ an. Ziel ist es, Vertrauen aufzubauen und am Ende konkrete Produkte wie Versicherungen oder Fonds zu platzieren.

Direktansprache durch Freunde und Bekannte
Studierende werben im Freundeskreis oder in Hochschulgruppen für Beratungsgespräche. Die persönliche Ansprache senkt die Hemmschwelle und erweckt den Eindruck unabhängiger Beratung.

Lockangebote und Rabattaktionen
Mit speziellen „Studententarifen“ für Konten und Versicherungen werden günstige Einstiegskonditionen versprochen. Nach dem Studium steigen Beiträge und Kosten stark an, sodass junge Menschen viele Jahre mit Verträgen belastet sind, die sie oft erst spät als teuer und ungeeignet erkennen.

Kooperationen mit Vereinen oder Hochschulen
Über die „Hochschulinitiative Deutschland“ werden Veranstaltungen auf dem Campus und Online-Workshops beworben. Der akademische Rahmen suggeriert eine neutrale und unterstützende Organisation für Studierende. Tatsächlich ist aber die MLP Finanzberatung SE mehrheitlicher Anteilseigner an der Uniwunder GmbH, dem Betreiber dieser Plattform.

Mit der letzten Masche verweisen die Verbraucherschützer einmal mehr auf den Finanzvertrieb MLP. Dieser hatte gegenüber procontra im vergangenen Jahr, für einen ausführlichen Bericht zum Thema Uni-Vertrieb, erklärt, dass man auf den Universitätsgeländen vor allem für das eigene Recruiting unterwegs sei. Die Gewinnung von Kunden erfolge primär über digitale Kanäle.