Zielgruppe Immobilienbesitzer: „Versicherungswerte oft unzureichend“

Verjüngt sich die Zielgruppe? Oder wird sie älter? Und wie schwierig ist es, Neubaukunden zu gewinnen? Über diese und andere Fragen sprach procontra mit Michael Hirschmann, Leiter Vertriebsdirektion Süd bei der Alten Leipziger.

07:10 Uhr | 28. Oktober | 2022

procontra: Über das Durchschnittsalter der Immobilienbesitzer gibt es unterschiedliche Aussagen. Verjüngt sich die Zielgruppe tendenziell gerade oder wird sie eher älter?

Michael Hirschmann: Man muss unterscheiden. Hausbesitzer werden – so erleben wir es jedenfalls in unserem Geschäft – gerade jünger. Das ist aber eher ein Demografiethema. Viele Häuser gehören der Großelterngeneration und jetzt kommen auch die geburtenstarken Jahrgänge in das Alter, wo Häuser vererbt werden. Dort ziehen dann deutlich jüngere Leute ein.Häuslebauer waren bisher eher im mittleren Alter zwischen 38 und 40 Jahren. Die aktuelle Zinssituation wirft natürlich einige, die bauen wollten, zurück. Denn ob man ein Prozent Zins zahlt oder wie aktuell drei bis dreieinhalb, das ist schon ein himmelweiter Unterschied. Dazu kommen die inflationsbedingt hohen Herstellungskosten. Von daher wird sich auch keine signifikante Reduzierung der Hauspreise ergeben – obwohl die Nachfrage in manchen Regionen rückläufig ist.

procontra: Mithin dürfte es für Makler schwieriger werden, Neubaukunden zu gewinnen?

Michael Hirschmann: Es kann sein, dass es dort eine gewisse Delle gibt. Aber wir haben grundsätzlich weiter hohen Nachholbedarf beim Bauen. Vielleicht gibt es weniger Leute, die sich das leisten können. Aber der Bestand ist riesig und das Potenzial ist hier auch groß. Wir reden laut Statista von ungefähr 20 Millionen Wohngebäuden in Deutschland, davon 16 Millionen Einfamilienhäuser. Das sind enorme Sachwerte. Bis beispielsweise alle auch Elementarschutz haben, ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Nicht zuletzt erreichen uns derzeit viele Makleranfragen zu Inflation und Immobilienschutz.

procontra: Welchen Ansatz sehen Sie hier für das Beratungsgespräch?

Michael Hirschmann: Es stellt sich doch nicht nur die Frage: Ist der Betreffende gegen alle Gefahren versichert – sondern auch zum richtigen Wert? Wenn es werterhöhende Umbauten gab, hat der Versicherungsschutz oft nicht nachgezogen.

procontra: Wie erklärt sich dieses Versäumnis?

Michael Hirschmann: Seit dem Wegfall der Versicherungsmonopole in den verschiedenen Bundesländern 1994 hat eine Überprüfung der Versicherungswerte von Bestandsimmobilien vielfach nicht mehr stattgefunden. Und der Kunde hat vergessen, über Veränderungen zu informieren, beziehungsweise der vormalige Vermittler vielleicht auch nicht danach gefragt: Wurde das Dachgeschoss ausgebaut, ein Wintergarten angebaut, eine PV-Anlagen aufs Dach gesetzt und eine Wallbox in die Garage? Mit Blick gerade auf Wechselkunden ist die Vererbung daher ein idealer Zeitpunkt, darüber zu reden: Was für einen Wert hat das Gebäude aktuell? Auch die energetische Sanierung könnte anstehen. Was ist geplant? Welcher Risikoschutz ist nötig?