„Wer mehr als 2.500 BU-Rente versichern will, sollte zwei Verträge nutzen“

Gutverdiener und Gutverdiener in spe, die ihre Berufsunfähigkeit (BU) bedarfsgerecht absichern wollen, stoßen schnell an Grenzen. Die Zweivertragslösung kann Abhilfe schaffen. Wann sich dieser Weg lohnt, erklärt der auf BU spezialisierte Versicherungsmakler Torsten Breitag.

10:09 Uhr | 02. September | 2021

procontra: Wann lohnen sich zwei BU-Verträge statt einem?Torsten Breitag: Es gibt zwei Gründe für zwei Verträge. Der erste ist die anfängliche Versicherbarkeit. Der Großteil meiner Kunden will von Anfang an mehr als 2.500 Euro monatlicher BU-Rente versichern. Bei den meisten Versicherern gelten die reinen Antragsfragen jedoch nur bis maximal 2.500 Euro BU-Rente. Bei höheren Beträgen stehen erweiterte Prüfungen an. Zum Beispiel Blutbilder oder ein Belastungs-EKG. Selbst kleinere Auffälligkeiten können zu einem ordentlichen Risikoaufschlag führen. Daher bietet es sich hier an, die Absicherungssumme auf zwei Verträge aufzuteilen und sich dabei gleichzeitig über Nachversicherungen Ausbaupotenzial zu schaffen.

procontra: Bei unterschiedlichen Versicherern?Breitag: Ja. Beim gleichen Versicherer würde es nichts bringen, da die BU-Renten aus mehreren Verträgen zusammengerechnet die 2.500-Euro-Marke nicht überschreiten dürfen.

procontra: Und der zweite Grund?Breitag: Wer anfangs noch keinen so hohen Bedarf sieht, aber davon ausgeht, dass er in Zukunft besser verdient und einen höheren Absicherungsbedarf hat, sollte ebenfalls über zwei Verträge nachdenken. Vor allem, wenn sich absehen lässt, dass die Nachversicherungsoptionen des Vertrags, die in Regel auch nur bis zu 2.500 Euro BU-Rente zulassen, nicht ausreichen werden. Es können sich also auch schon für Studenten mit hohen Einkommensperspektiven zwei Verträge lohnen. Beispiel: Als angemessen gilt im Marktschnitt eine BU in Höhe von 60 Prozent des Bruttoeinkommens. Bei einem Jahresverdienst von 60.000 Euro, wäre dies eine BU-Rente von 3.000 Euro monatlich. Wenn absehbar ist, dass ein solches Bruttoeinkommen schnell erreicht wird, sollte also von Anfang an in zwei Verträge eingezahlt werden, denn auch über Nachversicherung ist die bedarfsgerechte Absicherung in einem Vertrag häufig nicht möglich.

procontra: Sind zwei Verträge nicht teurer?Breitag: Es gibt kaum Mehrkosten. Die sogenannten Stückkosten, die für jeden Vertrag anfallen ¬– und die dann entsprechend doppelt anfallen –, liegen je nach Anbieter zwischen 18 und 36 Euro pro Jahr. Das fällt in Relation zu der erlangten Flexibilität nicht ins Gewicht. Auch den potenziellen zusätzlichen  Aufwand im Leistungsfall halte ich für überschaubar.

procontra: Wie reagieren Versicherer, wenn sie sehen, dass der Kunde bereits einen BU-Vertrag hat?Breitag: Hier gibt es keine Probleme, solange die wirtschaftliche Angemessenheit insgesamt stimmt. Wenn der Versicherte also nicht mehr als beispielsweise 60 Prozent seines fixen Bruttoeinkommens als BU-Rente versichert hat. Wie er das auf die Anbieter verteilt, ist seine Sache.

procontra: Sind auch drei Anbieter möglich?Breitag: Ja, wenn es Richtung 5.000 Euro BU-Rente und drüber geht, würde ich auch drei Anbieter für den Kunden wählen. Das ist in der Praxis aber nicht so häufig. Für die wirtschaftliche Angemessenheit wird bei Einkommen über 80.000 Euro häufig nur noch zu einem Drittel angerechnet. Und es gilt meist nur das fixe Einkommen, die in höheren Gehaltsklassen üblichen Boni, Tantiemen und Ähnliches werden in der Regel nicht berücksichtigt. 

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