Vermittler-Image: Ja, was denn nun?

Same procedure as every year - der Vermittler steht in puncto Ansehen bei den Deutschen wieder an letzter Stelle. Gleichzeitig schreien die Menschen nach Finanzberatung. Wie passt das zusammen?

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11:07 Uhr | 20. Juli | 2022

Bill Murray lässt grüßen: Erneut sind Versicherungsvertreter in der jährlichen Image-Umfrage des Deutschen Beamtenbundes auf dem letzten Platz gelandet. Gerade einmal acht Prozent der rund 2.000 Befragten gaben an, dass Versicherungsvertreter in ihren Augen ein hohes beziehungsweise sehr hohes Ansehen genießen. Damit lag der Anteil genauso hoch beziehungsweise tief wie im vergangenen Jahr. Täglich grüßt das Murmeltier, same procedure as every year.  

Nun könnten Versicherungsmakler die Umfrage geflissentlich ignorieren und sich fragen, ob sie hier überhaupt angesprochen werden. Die Umfrage differenziert nicht zwischen Versicherungsmaklern, Mehrfachagenten und Einfirmenvertretern – trotz deutlicher Unterschiede im Berufsbild wird hier alles in einen Topf geschmissen. Der Verbraucher kennt die Unterschiede nur selten – selbst in den Medien werden diese gerne einmal durcheinandergewürfelt.  

Zudem nennt die Studie auch keinerlei Gründe für das schlechte öffentliche Ansehen, das Versicherungsvertreter noch hinter Mitarbeitern von Telefonagenturen (13 Prozent) und Werbeagenturen (10) einordnet.  

Dennoch: Spricht man mit Maklern, lässt sich ein gewisser Ärger über die jährliche Image-Keule durchaus feststellen. Verständlich, schließlich bekommen die meisten Vermittler von ihren Kunden ein anderes Bild übermittelt.  

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Beratung dringend erwünscht

Und glaubt man einer neuen Umfrage der Swiss Life, wünscht sich die Mehrheit der Deutschen Beratung in Finanzfragen – und zwar persönliche. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten gaben an, dass Beratung bei Finanz- und Vorsorgefragen wichtig sei. 52 Prozent finden sogar, dass die persönliche Beratung zuletzt wichtiger geworden sei, da man im Internet zu viele Fehlinformationen finde. Kein Wunder – über die Hälfte der Befragten gab an, in ihrem Leben schon einmal eine finanzielle Entscheidung getroffen zu haben, die sie später lieber wieder rückgängig gemacht hätten.  

Knapp 80 Prozent der rund 1.000 Befragten gab schließlich noch an, großes Vertrauen gegenüber der Finanz- und Versicherungsberatung zu haben. Vertrauen ist also vorhanden, eine gewisse Wertschätzung aber nicht. Wie passt das zusammen?  

Ruhig bleiben!

BVK-Präsident Michael Heinz versuchte sich vor einigen Jahren an einer Erklärung. Gegenüber „Das Investment“ sprach Heinz davon, dass es eine Nah- und Fernsicht auf den Beruf gebe. So seien die meisten Kunden persönlich mit ihrem Finanzberater zufrieden (Nahsicht), dem Berufsstand werden aber schlechte Noten gegeben (Fernsicht). „Das mag damit zusammenhängen, dass man auf allgemeiner - und unpersönlicher - Ebene eher bereit ist, überkommenen Klischees zu folgen.“

Vema-Vorstand Andreas Brunner schob dann gleich noch einen Rat hinterher, wie Vermittler auf die enervierenden Umfragen reagieren sollten: Ignorieren. Denn selbst durch hervorragende Arbeit ließe sich hiergegen wohl kaum etwas ausrichten. „Viel wichtiger als die Platzierung einer solchen Umfrage ist doch, dass man selbst weiß, dass man sein Möglichstes für seine Kunden tut. Deren Zufriedenheit ist die einzige Benchmark, die tatsächlich von Bedeutung ist.“