Ukraine-Russland-Krise: Was jetzt auf die Finanzmärkte zukommt

Das militärische Gebaren Russlands lässt derzeit viele Aktienkurse fallen. Andere Geldanlagen drehen dagegen ins Plus. Anlagestrategen schildern, welchen Verlauf sie nun erwarten und welche Handlungsoptionen sie empfehlen.

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15:02 Uhr | 23. Februar | 2022

In der Nacht von Montag auf Dienstag hat Russlands Präsident Wladimir Putin nach langem Geplänkel schließlich eine, aus seiner Sicht ausreichend geeignete, Begründung gefunden, um seine Soldaten in die Ukraine zu entsenden. Was in erster Linie bei vielen Menschen Angst um ihr eigenes Leben uns das ihrer Lieben entfacht, sorgt gleichzeitig für Krisenstimmung auf den internationalen Finanzmärkten. Doch was – außer aktuell sinkender Aktienkurse – ist für Anleger in den nächsten Wochen und Monaten in Folge der Ukraine-Russland-Krise zu erwarten?

„Als Fondsmanager sollte man meiner Meinung nach jetzt nicht kurzfristig und hektisch agieren. Frühere militärische Auseinandersetzungen haben gezeigt, dass der Einfluss auf die Börsen meist kurzfristiger Natur ist“, sagt Matthias Born, Leiter Investments und Co-Head Wealth & Asset Management bei der Berenberg Privatbank aus Hamburg. Gleichzeitig dürfe man die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Rohstoffpreise nicht unterschätzen, ebenso mögliche Rohstoffengpässe. Dies dürfte sich damit indirekt auf viele Unternehmen auswirken.

„Aktienmärkte dürften kurzfristig leiden“

Borns Kollege Professor Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset bei Berenberg, pflichtet dem bei: „An den Märkten profitieren kurzfristig sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen, aber auch Rohstoffe, bei denen Russland ein bedeutender Lieferant ist. Die Aktienmärkte dürften kurzfristig leiden.“

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So kurzfristig, dass Meyer bereits auf die nächsten deutlichen Kursanstiege schielt. „Eine weitere deutliche Korrektur von Risikoanlagen, beispielsweise im Fall einer russischen Invasion, dürfte sich mittelfristig jedoch als Kaufopportunität für Risikoanlagen herausstellen.“ Er rechne nicht mit einem langanhaltenden militärischen Konflikt, so dass Anleger in den nächsten Wochen günstig zukaufen könnten. Solange der Konflikt schwele, würde die Volatilität an den Märkten aber hoch bleiben, so Meyer.

Günstige Kaufgelegenheiten für Anleger

Mit einer hohen Volatilität in den nächsten Wochen rechnet auch Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG. Wie lange und wie heftig die „Schlechtwetterlage“ ausfallen wird, darüber könne er momentan aber nur mutmaßen. Allerdings nicht in erster Linie wegen des militärischen Konflikts an sich, sondern weil dieser auf eine ohnehin schon fragile Weltwirtschaft treffe. Weltweit gestörte Lieferketten, Materialmangel, eine deutlich erhöhte Inflation und ein sich änderndes Zinsumfeld würden schon seit längerem einen nicht ganz unproblematischen Nährboden bereiten, so Winkler.

Zugleich hält der Anlagestratege eine nur kurzfristige Auswirkung der Ukraine-Russland-Krise auf die Börse für wahrscheinlich. Dafür sprächen, aus seiner Sicht, die überwiegend soliden Zahlen der Unternehmen, volle Auftragsbücher und „die allmählich beginnende Post-Corona-Phase“. Demnach dürften sich die große und zeitweise unterdrückte Reiselust der Menschen und das steigende Konsumverhalten positiv auswirken. „Von daher könnte eine mögliche Korrektur in Folge des Konflikts um die Ukraine weniger dramatisch ausfallen, als von vielen Marktteilnehmer bisher befürchtet“, glaubt Winkler. Auch er verweist im Zuge der fallenden Börsenkurse auf günstige Kaufgelegenheiten für Anleger.

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