Indexpolicen: Schwierige Markteinordnung

Die Niedrigzinsphase hat die klassische Lebensversicherung gebeutelt, die anziehende Inflation verhindert eine höhere Realverzinsung. Welchen Sinn haben Indexpolicen in diesem schwierigen Umfeld? Die Meinungen gehen auseinander.

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10:09 Uhr | 14. September | 2022

Indexpolicen, also indexgebundene Rentenversicherungen, haben Gemeinsamkeiten mit klassischen und neuen klassischen Lebensversicherungen: Sie werden ebenfalls im Deckungsstock angelegt und Kunden winken im günstigen Fall Überschussbeteiligungen. 2020 war jedoch ein schlechtes Index-Jahr.

Allerdings sieht 2022 keine Indexpolice mehr eine vollständige Beitragsgarantie vor, zeigte die Assekurata-Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer Anfang des Jahres. „Die Mehrheit der Tarife hat 2021 eine deutlich positive Rendite erzielt, vor allem ab dem zweiten Quartal“, sagt Lars Heermann von Assekurata. Der sichere Zins falle weiterhin höher aus als die durchschnittliche laufende Verzinsung in Klassik und Neuer Klassik. Das macht sie für Kunden attraktiv.

Es fehlt an Analysen für die ersten drei Quartale

Soweit der Stand im Februar 2022. Dann begann der Krieg Russlands gegen die Ukraine und eine massiv anziehende Inflation. Der Erfolg von indexgebundenen Rentenpolicen ist eng mit der Lage an der Börse gekoppelt, denn mit einem Teil der Überschüsse partizipiert der Kunde am Erfolg des gewählten Aktienindex. Da bei Niedrigzins wenig Überschuss bleibt, verpufft der Effekt oft. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hatte ebenfalls im Februar 2022 die Renditen der Indexpolicen von 16 Rentenversicherern - 2020 nahmen Condor, VGH und Generali ihre Angebote vom Markt – untersucht.

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Ergebnis für 2021: Nach dem schlechten Börsenjahr 2020 mit mageren oder gar ausgefallenen Renditegutschriften hatten sich Indexpolicen 2021 erholt. So legte der DAX mit über 16.000 Punkten im November 2021 einen neuen Höchststand hin. „Davon haben auch Indexpolicen profitiert und viele Kunden erzielten überdurchschnittlich hohe Indexrenditen“, betont IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer.

Freude nur bei positiver Börse und geringer Inflation

Etwa zwei Drittel aller vom IVFP befragten Vermittler beraten regelmäßig zu Indexpolicen. Jedoch macht das Niedrigzinsumfeld den Indexpolicen zu schaffen, denn die Überschussbeteiligung der Versicherer spielt nach wie vor die entscheidende Rolle für die Renditechancen dieser Produktgattung, betont Hauer.

Indexpolicen sind im Grunde nichts anderes als konventionelle Rentenversicherungen, bei denen die Überschussbeteiligung zur Finanzierung der Indexpartizipation verwendet wird, wobei die Renditen des Kunden durch einen Cap oder eine Quote begrenzt werden. Kunden können also jedes Jahr neu wählen, ob sie ihre Überschüsse in Form einer klassischen Gutschrift (die wegen des Niedrigzinses jedoch oft entfällt, weil das Kapitalanlageergebnis zur Darstellung der Garantie verbraucht wird) erhalten oder diese gegen eine Partizipation an einem Index eintauschen.

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Überarbeitete Tarife bringen keine besseren Renditen

Die Gewinne werden einmal jährlich gesichert. Verluste wirken sich nicht auf das Vertragsguthaben aus. Bei Verzicht auf die Indexbeteiligung bleibt es bei einer herkömmlichen sehr niedrigen Überschussbeteiligung. Einige Anbieter haben ihre Indextarife überarbeitet, konstatiert das IVFP. So haben Axa, Barmenia, SV-Versicherung, Stuttgarter, Volkswohl Bund und Württembergische ihre Indexauswahl um nachhaltige Indizes ergänzt.

Durchschnittlich erzielten Indexpolicen 2021 eine Rendite von knapp fünf Prozent, ergibt der IVFP-Marktüberblick. In der Spitze wurden sogar mehr als 10 Prozent erreicht. „Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob das Indexmodell auf dem Cap-Verfahren oder einer Partizipationsquote basiert“, analysiert Hauer. Eher sei der Index selbst ausschlaggebend gewesen, ob Top-Renditen von mehr als 10 Prozent erzielt wurden. So wiesen Indexmodelle mit reinen Aktienindizes (Schnitt: 5,6 Prozent) meist eine höhere Performance auf als Modelle mit einem Multi-Asset-Index (Schnitt 2,8 Prozent).

Berater sollten häufige Nullrunden nicht verschweigen

Bei der Analyse aller bisherigen Indexjahre seit dem Start 2007 über alle Anbieter hinweg zeigt sich laut IVFP, dass in etwa 50 Prozent aller Fälle eine sogenannte „Nullrunde“ erzielt wurde. Der Kunde bekam also keine Gutschrift aus der Indexbeteiligung. In den übrigen Fällen wurden meist Renditen zwischen 0 und 8 Prozent erzielt. „Cap-Modelle erzeugen im Vergleich zu Indexmodellen mit einer Partizipationsquote (Quoten-Modell) häufiger Nullrunden“, erläutert Hauer. Dafür seien sie in der Lage, in guten Börsenjahren höhere Renditen zu erzielen.

Fazit: Wer Indexpolicen vermittelt, muss viel Zeit in die Beratung investieren, andernfalls sind Enttäuschungen beim Kunden vorprogrammiert. Die Anbieter begreifen langsam, dass eine faire Aufteilung des Risikos zu vertretbaren Kosten über Wohl und Wehe von Indexpolicen in der Zukunft entscheidet.

Ausführliche Beratung zur Überschuss-Wette nötig

Damit wird jedoch nicht dem Pauschalurteil der Stiftung Warentest zugestimmt, die in der September-Ausgabe von Finanztest die Botschaft verkündete: „Finger weg von Indexpolicen“. Hauptkritikpunkt: Es sei zu viel versprochen, ohne Verlustrisiko von den Renditen der Aktienmärkte zu profitieren.

Tatsächlich gehe der Kunde eine Wette ein. Entweder wählt er in einem Jahr die sichere Überschussbeteiligung oder setzt sie als Wetteinsatz für eine Indexbeteiligung ein. Läuft die Indexbeteiligung gut, kann es mehr als die marktübliche Überschussbeteiligung sein, läuft es dagegen schlecht, ist der Überschuss für jenes Jahr komplett futsch.

2022 dürfte schwieriges Index-Jahr werden

Simulationsrechnungen der Warentester haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit von 4,0 Prozent Rendite und mehr im Fall der Allianz nur bei 13 Prozent liegt. Das Problem: Gerade am Ende der Laufzeit, wenn viel Geld im Vertrag ist, braucht man ordentliche Renditen. Hohe Verzinsungen am Anfang der Vertragslaufzeit bringen nicht so viel. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ohnehin seltenen hohen Renditen zum Schluss der Laufzeit kommen, sei gering.

Wie auch immer: Der anhaltende Russland-Krieg gegen die Ukraine, eine hohe Inflation und Wirtschaftsverwerfungen dürften für 2022 allenfalls ein durchwachsenes Jahr für Indexpolicen bedeuten. Der Dax schwankt aktuell um die 13.000 Punkte. Die Überschussbeteiligung klassischer und neuklassicher Rentenpolicen ist im Schnitt mit 2,15 Prozent deklariert, hat Assekurata ermittelt. Angesichts von aktuell 7,9 Prozent Inflationsrate wäre dies auch in der sicheren Überschussvariante ein kräftiger Realzinsverlust. Da dürften Fondspolicen häufig die bessere Wahl sein.

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