Immobilien: Die Preise ziehen wieder an

Noch vor wenigen Monaten vermuteten Experten eine Trendwende am Immobilienmarkt, nach dem dritten Quartal scheint diese nun nicht mehr in Sicht: Gerade in den großen Städten steigen die Preise für Wohnungen und Häuser wieder.

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12:09 Uhr | 30. September | 2022

Inflation, Zinserhöhung, Ukrainekrieg – im Zuge dessen war bei vielen Deutschen der Wille, Kredite für den Traum von den eigenen vier Wänden aufzunehmen, stark herabgesetzt. Die Nachfrage nach Kaufimmobilien ging in den vergangenen Monaten zurück und Experten vermuteten bereits, dass sich auf dem Immobilienmarkt eine Trendumkehr abzeichne. Und in einigen Städten sanken die Preise tatsächlich. Das aktuelle Wohnbarometer des Immobilienportals Immoscout24 weist allerdings in eine komplett andere Richtung: Demnach zogen im dritten Quartal 2022 die Angebotspreise wieder an – wenn auch in gebremstem Tempo.  

Bestandswohnungen beliebter als Neubauten

So wurden Bestands-Eigentumswohnungen um 0,9 Prozent teurer als im Vorquartal angeboten. Bei den Neubau-Eigentumswohnungen lag die Teuerungsrate im Schnitt bei einem Prozent. Beim Angebot von Einfamilienhäusern ist die Entwicklung dieselbe: Die Preise stiegen im Bestand um 0,5, im Neubau um 1,9 Prozent. Dabei sind Bestandswohnungen bei Kaufinteressenten offenbar beliebter als Neubauten: So entfielen auf Bestandswohnungen im dritten Quartal durchschnittlich neun bis 13 Anfragen pro Monat, auf Neubauten zwei bis drei Anfragen pro Woche.

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München ist nach der Erhebung die teuerste Metropole Deutschlands mit einem Preisanstieg von 1,2 Prozent für Neubauten. Der Quadratmeterpreis lag im dritten Quartal bei rund 9.837 Euro und war damit mehr als 3.000 Euro höher als für Neubauten in den übrigen sechs Metropolen Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf und Stuttgart. Köln ist die einzige Großstadt mit einem Quadratmeter-Angebotspreis unter der Grenze von 6.000 Euro. In den übrigen Metropolen bewegen sich die Angebotspreise für Neubauten auf einer Skala zwischen 6.400 bis 6.700 Euro pro Quadratmeter. „Wir sehen, dass sich der Kaufmarkt vor allem in den Metropolen beruhigt. Die Nachfrage ist auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen“, erläutert Immoscout-Geschäftsführer Dr. Thomas Schroeter die Ergebnisse.

In puncto Bestandswohnungen fällt das Bild in den Metropolen gemischter aus. Lediglich „minimale Bewegungen“ seien laut Wohnbarometer in den Städten Frankfurt am Main, Düsseldorf und Köln zu beobachten. Berlin und Hamburg liegen mit plus 3,2 und plus 2,8 Prozent deutlich über dem deutschlandweiten Mittel. Nach Stagnation im zweiten Quartal verzeichneten München und Stuttgart einen leichten Preisrückgang mit jeweils -1,1 und -1,4 Prozent.

Für die Erstellung des Wohnbarometers wertet Immoscout rund 8,5 Millionen Inserate aus den vergangenen fünf Jahren aus. Dabei werden Werte für Referenzobjekte für den jeweils betrachteten Immobilientyp ermittelt: Für Wohnungen zum Kauf wird eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern Wohnfläche zugrunde gelegt. Das betrachtete Einfamilienhaus hat 140 Quadratmeter Wohnfläche und einen Grundstücksanteil von 600 Quadratmetern. Die Kategorie Neubau enthält alle Angebote mit einem Alter von maximal zwei Jahren. Die Nachfrage im Verhältnis zum Angebot berechnen die Experten auf Basis der Kontaktanfragen pro Inserat des jeweiligen Immobilientyps pro Woche. Dabei handelt es sich um einen normierten Wert, damit die unterschiedlich langen Verweilzeiten der Anzeigen auf dem Portal ausgeglichen werden.