Garantiezinssenkung: Riester und BZML nicht mehr darstellbar

Die geplante Absenkung des Höchstrechnungszins mache eine gleichzeitige Abschaffung der 100-prozentigen Beitragsgarantie für die Riester-Rente und die BZML unabdingbar, glauben die Aktuare. Andernfalls drohe beiden Altersvorsorgearten das Aus.

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15:03 Uhr | 24. März | 2021

Das Bundesfinanzministerium (BMF) will den Höchstrechnungszins für Lebensversicherungen zum 01.01.2022 von aktuell noch 0,9 auf dann 0,25 Prozent senken. Diese gestern verbreitete Nachricht wurde bei der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) grundsätzlich begrüßt – allerdings nicht ohne gleichzeitig eine weitergehende Reform des Garantieniveaus für Altersvorsorgeprodukte zu fordern.

„Wir appellieren eindringlich an die politischen Entscheidungsträger, zusammen mit der Senkung des Höchstrechnungszinses auch den bislang gesetzlich vorgeschriebenen Beitragserhalt in der Riesterrente und bei der Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML) in der betrieblichen Altersversorgung zu überarbeiten“, sagte der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Guido Bader. Zwei wichtige Aspekte sprächen dafür, auch bei Riester und in der bAV vom hundertprozentigen Beitragserhalt abzurücken.

Ohne Reform steht die Riester-Rente vor dem Aus

Zum einen würden sich mit einem Garantiezins von 0,25 Prozent keine angemessenen Kosten mehr ausgleichen lassen. Zum zweiten würden sich die Anbieter unter dem Zwang der hundertprozentigen Beitragsgarantie bereits heute auf eine so risikoarme Anlage der Kundengelder beschränken, dass hier teilweise zu Negativzinsen angelegt werde. „Der vollständige Beitragserhalt mündet somit in einem teuren Festgeldsparen und damit einem sehr wahrscheinlichen Realwertverlust“, resümierte Bader.

Erst vor Kurzem hatten die Aktuare angemahnt, dass der BZML bei einer Absenkung des Höchstrechnungszinses das Aus drohe, wenn hier nicht die Garantiepflicht gelockert werde. Auch die hundertprozentige Beitragsgarantie bei der Riester-Rente sei dann quasi nicht mehr darstellbar. Denn die DAV erwartet, dass sich ohne entsprechende Reformen die meisten Unternehmen aus diesen beiden Geschäftsfeldern zurückziehen werden. „Bereits heute bieten die Banken keine Riesterprodukte mehr an, die Fondsgesellschaften steigen zunehmend aus und laut Daten der Ratingagentur Assekurata bieten auch bereits 40 Prozent der Lebensversicherer keine Riesterrente mehr an“, so Bader.