Eltif: Sachwerte-Investment mit Startschwierigkeiten

Europäische langfristige Investmentfonds können bereits seit fünf Jahren aufgelegt werden. Bislang ist das Angebot allerdings trotz klarer Rahmenbedingungen überschaubar. Werden sich die Vehikel mittelfristig dennoch zur Alternative für geschlossene Sachwerte-Fonds entwickeln?

09:03 Uhr | 24. März | 2021

Jetzt sind es immerhin schon zehn: Der Anfang März in den Vertrieb gestartete Blackrock Private Infrastructure Opportunities erweitert das Angebot an langfristigen europäischen Investmentfonds (European Long-Term Investment Fund, Eltif) in Deutschland. Gemeinsam mit den im vergangenen Herbst zugelassenen Commerz Real Klimavest und PG Private Markets der Schweizer Partners Group bringt der Eltif des US-Vermögensverwalters auch hier zu Lande zumindest etwas Schwung in den Markt der speziellen Sachwerte-Vehikel.

EU-weit gibt es mittlerweile rund drei Dutzend Fonds im Eltif-Mantel, wie das Register der europäischen Aufsichtsbehörde Esma zeigt. Auch das erscheint indessen eher dürftig, wenn man bedenkt, dass das Eltif-Regime bereits Ende 2015 eingeführt wurde. Seinerzeit wurde die Fondsgattung ersonnen, um einerseits institutionellen und privaten Anlegern den Zugang zu wenig liquiden Sachwerten zu erleichtern und andererseits das Investitionsumfeld in der Europäischen Union zu verbessern und die Nichtbankenfinanzierung nach US-amerikanischem Vorbild voranzutreiben – insbesondere mit Blick auf den immensen Investitionsbedarf im Infrastrukturbereich.

Klar definiertes Investmentuniversum

An beiden Zielen orientiert sich die Regulierung der langfristigen Investmentfonds: Die Vorgaben beinhalten, mindestens 70 Prozent des Fondsvermögens in illiquide, nicht-börsennotierte Anlageobjekte zu investieren. Dabei ist das zulässige Investmentuniversum vergleichsweise klar umrissen. Explizit genannt sind die Bereiche Infrastruktur, Unternehmensbeteiligungen und Fremdkapitalfinanzierungen. Darüber hinaus sind auch Immobilieninvestments möglich, sofern sie Teil eines langfristigen Investitionsprojekts sind und nicht ausschließlich der Spekulation dienen. Insbesondere dürften Infrastruktur-Immobilien wie etwa Krankenhäuser, Schulen und Gefängnisse diesen Kriterien gerecht werden. Ferner sind auch klassische Sachwerte wie Flugzeuge, Schiffe und Schienenfahrzeuge sowie Anlagen und Maschinen zulässige Investitionsobjekte. Ausgeschlossen sind dagegen Kunst- und Wein-Investments sowie direkte und indirekte Rohstoff-Anlagen.

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Investments in andere Fonds sind nur in einem sehr engen Rahmen gestattet. Damit sollen doppelte Kostenstrukturen vermieden und die Gebühren transparent gehalten werden. Weiterhin sind Portfoliostrategien mit nur einem Anlageobjekt untersagt und mindestens zehn Investitionen gefordert, um in einem Eltif ein Mindestmaß an Risikodiversifikation zu garantieren. Des Weiteren sind die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten restriktiv definiert und begrenzen den Kredithebel auf 30 Prozent. Außerdem bleibt der Einsatz von Derivaten klar auf den Zweck der Absicherung von Portfoliorisiken wie etwa Währungsschwankungen begrenzt.

Quartalsberichte zur Eltif-Entwicklung

Eltif haben eine feste – naturgemäß lange – Laufzeit, wobei Verlängerungsoptionen zugelassen sind, und müssen vierteljährlich den Nettoinventarwert (NAV) berechnen. Dieser dient jedoch in der Regel nur der Information über die Entwicklung des Eltif, vorzeitige Rücknahmen zum NAV sind nur beim Klimavest der Commerz Real vorgesehen.

Die Mindestanlagesummen starten bei 10.000 Euro. Es besteht lediglich eine Zugangsbarriere für Kleinanleger mit weniger als 500.000 Euro Portfoliovermögen: Ihr Eltif-Investment darf nicht mehr als 10 Prozent ihres Portfolios ausmachen. Bei der genannten Mindestanlage folgt daraus, dass sie über ein Anlagevermögen von mindestens 100.000 Euro verfügen müssen.

Für Markus Pimpl macht der klare rechtliche Rahmen Eltifs im Vergleich zu den durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) 2013 neu regulierten geschlossenen Beteiligungsfonds (Alternative Investmentfonds, AIF) zur „eigentlichen Revolution des Segments für Alternative Investments“. Der Eltif-Experte bei der Partners Group:

„Eltifs kombinieren Eigenschaften von geschlossenen Fonds mit typischen Merkmalen von Ucits-Portfolios. Die Vehikel bieten Privatanlegern die Möglichkeit, in einem regulierten Rahmen über geschlossene Fonds in illiquide Assetklassen wie Private Equity oder Infrastruktur zu investieren, die ihnen ansonsten nicht zugänglich sind."

Exklusive Vertriebsvereinbarungen

Allerdings ist der Zugang weiterhin nicht immer einfach: Der neue Blackrock-Eltif etwa wird zunächst exklusiv über die Wealth-Management-Abteilung der Deutschen Bank vertrieben, den Klimavest gibt es vorerst ausschließlich bei der Commerzbank. An Zuspruch mangelt es gleichwohl nicht: Allein im Januar flossen dem als „Impact Fonds“ beworbenen Commerzbank-Eltif nach Konzernangaben 116 Millionen Euro zu. Das entspricht immerhin fast einem Zehntel der Summe, die Anleger laut der Ratingagentur Scope 2020 insgesamt in geschlossene Publikums-AIF investiert haben. Und auch bei der Deutschen Bank zeigt man sich zufrieden: „Die Nachfrage nach Eltifs entwickelt sich bei uns sehr dynamisch. Das gilt für unsere Bestandskunden ebenso wie für das Neukundengeschäft“, sagt Silke Roth aus dem Wealth-Management-Team des Geldhauses.

Öffnen sich die Anbieter künftig wie angekündigt tatsächlich auch dem Drittvertrieb, könnten Eltif sich nach dem schleppenden Start doch noch als sinnvolle Ergänzung zu anderen Sachwerte-Strukturen etablieren.