procontra KI-Check

Kamera aus, KI an: Wie Makler Kunden mit Avatar-Videos digital ansprechen

Kundenvideos per Knopfdruck: KI-Tools wie Synthesia oder HeyGen ermöglichen Versicherungsmaklern, professionelle Erklär- und Begrüßungsvideos zu erstellen – ganz ohne Kamera oder Studio. So entstehen in Minuten skalierbare Inhalte für Website, Social Media und Beratung. Doch worauf müssen Makler bei Einsatz, Stil und Transparenz achten?

11:10 Uhr | 20. Oktober | 2025
KI-Check

In unserer neuen Serie „procontra KI-Check“ beleuchten wir die KI-Trends, die Makler wirklich in ihrem Alltag weiterbringen.

| Quelle: Illustration: Eleonora Mavromati

Kundenvideos sind das neue Beratungsgespräch. Und das gilt auf der Website, im Newsletter oder in Social Media. Aber wer hat schon Zeit (oder Lust und die Fähigkeiten), Kamera, Licht und Teleprompter aufzustellen?

Hier kommen KI-Tools wie Synthesia und HeyGen ins Spiel. Beide erzeugen Videos mit realistisch wirkenden Avataren, die aus einem einfachen Skript ein professionelles Video zaubern – inklusive Stimme, Gestik und Übersetzung in 120 Sprachen.

Damit können Versicherungsmakler in wenigen Minuten:

●      eine Produkterklärung aufnehmen lassen (z. B. „Wie funktioniert eine BU?“)

●      ein Social-Media-Video posten („Heute erkläre ich, wie sich GKV und PKV unterscheiden.“)

●      oder eine persönliche Nachricht an Neukunden versenden („Schön, dass Sie da sind!“)

Und das alles, ohne jemals selbst vor die Kamera zu treten.

Der Einsatzbereich

Die Tools ermöglichen es, einmal produzierte Inhalte immer wieder zu verwenden – in verschiedenen Kanälen, mit unterschiedlichen Zielgruppen.

Einmal erstellt, kann ein Video vielseitig eingesetzt werden:

●      Website & Landingpages: Ein Begrüßungsvideo („Willkommen bei [Maklername]“) oder eine Kurzvorstellung Ihrer Beratungsphilosophie ersetzt lange Textblöcke – wirkt persönlich und vertrauensbildend.

●      Social Media & Newsletter: Kurze 30- bis 60-Sekunden-Clips zu Themen wie „Was tun bei einem BU-Leistungsfall?“ oder „Darum lohnt sich eine Zahnzusatzversicherung“ können regelmäßig gepostet werden.

●      Online-Beratung & Schulung: Erklärvideos zur Terminbuchung, Schadenmeldung oder Nutzung von Kundenportalen helfen, Standardanfragen zu reduzieren.

●      Recruiting & Arbeitgebermarke: Vorstellungsvideos des Teams oder Benefits-Clips zeigen Persönlichkeit, ohne jedes Mal neu vor der Kamera stehen zu müssen.

●      Image- und Kampagnenvideos: Für wiederkehrende Aktionen – etwa Jahresend-Check, Beitragsoptimierung oder Notfallplanung – lassen sich Vorlagen mit aktualisierten Texten immer wieder neu rendern.

Einmal richtig konzipiert, entsteht so eine Video-Bibliothek, die Makler immer wieder verwenden und mit minimalem Aufwand aktualisieren können.

HeyGen ermöglicht zusätzlich, mit einem eigenen, wirklich guten Avatar zu arbeiten – also mit der echten Stimme und Mimik des Maklers. Das ermöglicht personalisierte Inhalte (z. B. Kampagnenvideos mit persönlicher Ansprache), ohne jedes Mal vor der Kamera zu stehen. Synthesia hingegen punktet bei standardisierten Inhalten und Corporate-Videos, die nach CI-Vorgaben gestaltet werden.

Beide Tools schaffen also skalierbare Sichtbarkeit – professionell, reproduzierbar und zeitsparend.

So geht es in die Umsetzung

 Nehmen wir einmal Synthesia. Im ersten Schritt überlegen wir uns eine Geschichte, die der Avatar erzählen soll: Die kann natürlich jeder selbst prompten, also dem Avatar die Worte selbst in den Mund legen. Die Alternative: Über Chat GPT den Text erstellen lassen, den der Avatar erzählen soll.

Wir machen es mal mit Chat GPT:

Der Prompt:

 

Aufgabe: Erstelle den Text für ein Video mit einer kurzen, sympathischen Erklärung, warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) wichtig ist – mit klarer Handlungsaufforderung zur Beratung.

Ton: Vertrauensvoll, ruhig, verständlich, kein Fachjargon.

Stil: seriös, menschlich, beratend – nicht werblich oder aufdringlich.

Videolänge: ca. 60 Sekunden

 

Das Ergebnis:

„Die eigene Arbeitskraft ist unser wichtigstes Kapital. Doch was passiert, wenn Krankheit oder Unfall plötzlich dazu führen, dass man seinen Beruf nicht mehr ausüben kann?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung schützt genau davor – sie sichert Ihr Einkommen, wenn Sie selbst nicht mehr arbeiten können. Ohne diesen Schutz droht schnell eine finanzielle Lücke, die Ersparnisse oder sogar die Existenz gefährden kann.

Wir helfen Ihnen, die passende Lösung zu finden – abgestimmt auf Ihre persönliche Situation und Ihr Budget.

Sprechen Sie uns an. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Ihre finanzielle Sicherheit nicht vom Zufall abhängt.“

Natürlich kann hier jeder seinen eigenen Text formulieren, die Zielgruppe adressieren oder schon Beratungs-Highlights herausstellen: Der Fantasie sind absolut keine Grenzen gesetzt.

 

Im nächsten Schritt wählen wir bei Synthesia ein Template aus, also den Hintergrund, vor dem der Avatar die Geschichte erzählen soll. Dieser Hintergrund kann immer individuell gestaltet werden, also auch mit dem Logo des Maklers. Im nächsten Step werden dann der Avatar selbst, seine Kleidung und die Sprache gewählt. Ist das geschehen, wird der Text eingefügt, den der Avatar sprechen soll.

 

Ein Bildschirmfoto von der Synthesia-Oberfläche zeigt eine junge Frau mit dem Schriftzug Arbeitskraftabnsicherung neben ihrem Gesicht
| Quelle: Screenshot Oliver Mest

 

Danach lassen die Versicherungsmakler das Video produzieren und können es dann herunterladen.

KI darf unterstützen, aber sie darf nicht täuschen

KI-Videos sind schnell produziert – aber professionell wirken sie nur, wenn man einige Regeln beachtet. Sonst wirkt der Videoauftritt schnell wenig professionell.

Ganz wichtig: KI darf unterstützen, aber sie darf nicht täuschen. Zuschauer sollten immer wissen, dass sie einen Avatar sehen und kein echtes Video mit einer realen Person. Bei den angebotenen Avataren besteht die Gefahr weniger, wer sich mit HeyGen selbst klont, kommt hier schon eher in einen kritischen Bereich. Ein kurzer Hinweis wie „Erstellt mit KI-Technologie“ reicht völlig aus – er wirkt transparent und professionell zugleich. Entscheidend ist, dass das Gesagte authentisch bleibt. Je natürlicher, sympathischer und glaubwürdiger der Ton, desto stärker die Wirkung. Ehrlichkeit ist und bleibt die Basis für Vertrauen – auch, wenn die Botschaft aus dem Computer kommt.

Qualität des Textes entscheidend

Ebenso wichtig ist die Qualität des Textes. Denn die KI liest exakt das, was Sie eingeben – und der geschriebene Text wird so zum neuen Gesichtsausdruck. Ein steifes Skript klingt auch mit der besten Stimme hölzern. Besser ist ein natürlicher Sprachstil mit kurzen, klaren Sätzen und aktivem Ton. Am besten schreiben Sie so, wie Sie auch sprechen würden. Wer mag, kann seinen Text vor der Produktion noch einmal durch ChatGPT prüfen lassen – auf Natürlichkeit, Tonalität und Verständlichkeit.

Damit Ihre KI-Videos im Gedächtnis bleiben, sollten sie außerdem einen Wiedererkennungswert haben. Nutzen Sie einheitliche Hintergründe, Ihr Logo, feste Farben und ein kurzes Intro oder Outro. Das schafft einen klaren Markenrahmen und sorgt dafür, dass Kunden Ihre Videos sofort zuordnen können – egal, ob sie sie auf Social Media, der Website oder im Newsletter sehen.

Keine verbindlichen Produktempfehlungen

Auch rechtlich gilt es, mit Augenmaß zu agieren. KI-Avatare sollten keine verbindlichen Produktempfehlungen aussprechen, etwa „Diese BU ist die beste“. Solche Formulierungen können schnell als Beratung im rechtlichen Sinne gewertet werden. Sicherer und seriöser sind neutrale Aussagen wie: „Wir beraten Sie gerne individuell zur passenden Absicherung.“ Damit bleibt das Video informativ, ohne rechtliche Risiken zu bergen.

Und schließlich lohnt sich eine gute Produktionsplanung. Erstellen Sie Ihre Inhalte modular – so lassen sich einmal produzierte Clips leicht in unterschiedliche Formate schneiden, etwa als Social-Media-Post, Website-Video oder Newsletter-Einbindung. Aus einem einzigen Dreh entsteht so ein ganzer Content-Baukasten, der sich immer wieder verwenden lässt. Das spart Zeit, stärkt die Marke und sorgt für durchgängige Sichtbarkeit.

Was kosten die Tools und wo finde ich sie?

Synthesia finden Sie hier: https://app.synthesia.io. Es kostet ab 16 Euro im Monat, die Basic-Version ist zum Test sogar kostenlos. HeyGen findet sich hier:

https://app.heygen.com. Die Kosten starten ab 20 Euro im Monat. Wie teuer die Videoproduktion mit den KI-Tools tatsächlich wird, hängt primär von der Anzahl der Video-Minuten ab, die man produzieren möchte. Auch ein individueller Avatar ist immer teurer, ebenso wie die Anzahl der Themes und Avatare, die für die eigene Produktion zur Verfügung stehen.