ESG-Fachbegriffe

Fast jeder zweite Vermittler hat Verständnisprobleme

Sowohl Kunden als auch Berater haben, trotz Abfragepflicht, wenig Lust auf nachhaltige Finanzprodukte. Bei vielen Vermittlern hapert es sogar an einigen Grundbegriffen, besagt eine Umfrage.

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14:02 Uhr | 20. Februar | 2024
Fast jeder zweite Vermittler hat Verständnisprobleme

Was bedeutet nochmal Greenwashing? Laut einer Umfrage haben über 40 Prozent der Vermittler Probleme mit grundliegenden Begriffen aus dem ESG-Bereich.

| Quelle: PeopleImages

Fast jeder zweite Versicherungs- oder Finanzanlagenvermittler hat Probleme mit dem Verständnis von Fachbegriffen aus der nachhaltigen Finanzberatung. Auf die Frage, ob sie ihren Kunden die Begriffe ESG, Taxonomie und Greenwashing in wenigen Sätzen erläutern können, antworteten nur 52 Prozent mit „ja“. Gut ein Drittel (34 Prozent) gab an, bei mindestens einem der drei Begriffe Probleme mit einer verständlichen Erläuterung zu haben. Acht Prozent sagten, sie können keinen der drei Begriffe erklären. Das geht aus dem aktuellen AfW-Vermittlerbarometer hervor, für das im November 2023 insgesamt 1.108 Personen befragt wurden, davon rund 80 Prozent Versicherungsmakler und 63 Prozent Finanzanlagenvermittler.

Laut dem geschäftsführenden AfW-Vorstand Norman Wirth sollte hierzu jeder professionelle Finanzdienstleister grundsätzliches Know-how aufweisen, „allein schon deshalb, weil eine Pflicht zur Erfassung der Nachhaltigkeitspräferenzen beim Kunden besteht und man auf Nachfragen der Kunden qualifizierte Antworten parat haben sollte.“

Nachhaltigkeitsberatung hat schweren Stand

Wirth merkt an, dass das Thema ESG aufgrund anderer Ereignisse etwas in den Hintergrund gerückt ist. Dies belegen weitere Ergebnisse aus der Vermittlerumfrage seines Verbands. So sind bei den Kunden, laut Aussage der befragten Vermittler, Akzeptanz und Interesse an der Beratung zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gegenüber 2022 deutlich zurückgegangen. Das belegen auch andere Umfragen.

Die Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten hat also anscheinend, trotz der gesetzlichen Pflicht, einen schweren Stand hierzulande. Das belegt auch eine Umfrage unter 1.600 Versicherungsvertretern. Demnach ist der Anteil an Beratungen, die sich konkret um nachhaltige Altersvorsorgeprodukte drehen, bei ihnen im Vergleich zu der Zeit vor der Pflicht nur sehr leicht gestiegen. Der nachhaltigen Finanzberatung von Banken hat die BaFin zudem im vergangenen Sommer im Rahmen einer Mystery-Shopping-Aktion erneut kein gutes Zeugnis ausgestellt.

ESG-Weiterbildung

Dennoch ist unter den Vermittlern ein breites Engagement in Sachen Nachhaltigkeit erkennbar. Zwei Drittel der vom AfW Befragten haben bereits mehr als ein einstündiges Grundlagenwebinar absolviert. Am häufigsten nehmen sie für ihre Weiterbildung im ESG-Bereich die Angebote von Maklerpools und -verbünden wahr (60 Prozent; Mehrfachnennungen möglich). Bei den Produktgebern lernt etwa jeder Zweite (53 Prozent). Private Weiterbildungsanbieter werden dagegen nur relativ selten genutzt (16 Prozent).

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