BaFin-Marktstudie

Abzocke mit teuren ESG-Ratings?

Nachhaltige Fonds boomen. Doch viele Kapitalverwaltungsgesellschaften finden die ESG-Datenprovider zu teuer und sprechen von einem Oligopol. Die BaFin bringt sogar die Einführung von Marktregeln ins Spiel.

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13:02 Uhr | 15. Februar | 2024
Abzocke mit teuren ESG-Ratings?

Laut der BaFin-Studie finden viele Vermögensverwalter externe ESG-Ratings nicht nur zu teuer, sondern auch in Sachen Qualität nur mittelmäßig.

| Quelle: Andrii Yalanskyi

Viele Vermögensverwalter sehen die Kosten der ihnen gelieferten ESG-Ratings als unangemessen hoch an. Das geht aus einer Marktstudie der BaFin hervor, für die 30 deutsche Kapitalverwaltungsgesellschaften befragt wurden. Auf die Frage, ob die Kosten für den Bezug von ESG-Daten angemessen sind, antworteten auf einer Skala von 1 bis 6 (wobei 1 vollkommene Zustimmung bedeutet und 6 keine Zustimmung) nur 18 Prozent mit 1 und 2, 27 Prozent mit 3 und 4 und 54 Prozent mit 5 und 6.

Laut der Studie kritisieren die Unternehmen zum einen die Minimumgebühren, die vor allem für Endnutzer überproportional belastend sein können. Diese „Fixkosten“ würden insbesondere kleine Fonds und Marktteilnehmer überdurchschnittlich benachteiligen und damit die Attraktivität zahlreicher Investmentfonds verringern.

Kritik an teuren ESG-Datenprovidern

Darüber hinaus wird die Konzentration auf eine geringe Anzahl an externen Datenprovidern kritisiert. Deren starke Marktstellung sei die Ursache für die unverhältnismäßig hohen Preise. Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen verwenden für ihre ESG-Daten und Ratings ausschließlich intern erhobene Daten. Der Großteil (83 Prozent) greift hier auf externe Datenanbieter zurück. Am häufigsten konsultiert werden (Mehrfachnennungen möglich):

  • MSCI (84 Prozent)

  • ISS (44 Prozent)

  • Bloomberg (28 Prozent)

  • Solactive (20 Prozent)

  • Sustainalytics (20 Prozent)

  • JPMorgan (16 Prozent)

  • Qontigo Stox (16 Prozent)

Kommen verpflichtende Standards?

Die Studie bescheinigt den externen Anbietern in den Bereichen Qualität der Daten, Transparenz der Berechnungsmethodik und Service bei Rückfragen nur ein mittelmäßiges Ergebnis. Diese Erkenntnisse nimmt man bei der BaFin offenbar sehr ernst. „Deshalb werden wir auf europäischer Ebene abwägen müssen, ob wir für die Erhebung und den Umgang mit ESG-Daten und -Ratings für die Kapitalverwaltungsgesellschaften einen Mindeststandard brauchen“, kommentiert Dr. Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht / Asset-Management bei der BaFin in deren aktuellem BaFin-Journal die Ergebnisse.

Die Herausstellung von umfangreichen und in höchstem Maße korrekten ESG-Daten wird für die Fondsanbieter immer wichtiger, da die Nachfrage nach nachhaltigen Fonds zuletzt sogar gegen den Trend stark gestiegen ist.