Zinswende

Warum sich Geldmarkt-Fonds (wieder) lohnen

Dank der Zinswende erstehen auch Geldmarktfonds wieder von den Toten auf. Zudem verschaffen die jüngsten Bankenpleiten den Produkten weiteren Aufwind. Das sollten Anleger wissen.

14:05 Uhr | 15. Mai | 2023
Sonne scheint in Höhleneingang

Die Zinswende lässt Investments in Geldmarktfonds wieder von den Toten auferstehen: Die Anhebung des Leitzinses verschaffte ihnen kräftig Rückenwind.

| Quelle: RomoloTavani

Mit dem Ende der Niedrigzinspolitik im vergangenen Jahr sind wieder Fondsgruppen ins Blickfeld gerückt, die zuvor für Privatanleger weniger attraktiv waren. Neben Anleihen- gehören Geldmarktfonds dazu, die zum Parken von Geld gedacht sind. „Geldmarktfonds sind Fonds, die in kurzfristige Vermögenswerte investieren und auf eine geldmarktsatzkonforme Rendite und/oder Wertbeständigkeit der Anlage abstellen“, definiert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Fonds enthalten typischerweise Zinsanlagen mit kurzen Laufzeiten, die am Geldmarkt gehandelt werden. Festverzinsliche Wertpapiere mit einer restlichen Laufzeit von höchstens etwas mehr als einem Jahr können ebenfalls enthalten sein. Daneben sind weitere Finanzinstrumente möglich, etwa Derivate, die sich auf Geldmarkttitel beziehen. Vorrangiges Ziel ist, eine möglichst hohe Liquidität zu gewährleisten. Daher sind sie vor allem auch bei institutionellen Anlegern gefragt.

Großer Effekt durch Zinserhöhung in den USA

Nach Abzug der Kosten sollen die Fonds insbesondere aus Privatanlegersicht aber auch kein Geld verlieren. Die Anhebung der Zinsen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) seit dem vergangenen Jahr sorgt für Geldmarktfonds, die auf Anlagen in Euro konzentriert sind, hierbei kräftig für Rückenwind. Im Juli 2022 hat die EZB nach Jahren der Null- und Negativzinsen den Einlagensatz von minus 0,5 Prozent auf 0,0 Prozent angehoben und in den folgenden Monaten weiter erhöht. Im vergangenen Mai hob sie den Leitzins auf 3,75 Prozent. Der für Sparer wichtigere Einlagensatz erhöhte sich auf 3,25 Prozent. Der Einlagenzinssatz zeigt an, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank anlegen können. Die Entwicklung der Verzinsung am Geldmarkt ist daher nahe an der Entwicklung des Einlagensatzes orientiert. Die Zinserhöhungen in Ländern wie den USA und Großbritannien zum Beispiel wirken sich in ähnlicher Weise auf Geldmarktfonds aus, die im Schwerpunkt in Anlagen in US-Dollar beziehungsweise britischem Pfund investiert sind. 

Bankenpleiten werfen Fragen nach Sicherheit auf

Dem Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) zufolge hat die Kategorie der „Geldmarktfonds Euro“ auf dem deutschen Markt im Jahresdurchschnitt bis Ende März 2023 wieder ein leichtes Plus von 0,5 Prozent verzeichnet. Im Dreijahresdurchschnitt fällt das Ergebnis mit minus 0,1 Prozent, wie zu erwarten, nach wie vor negativ aus. Bei einem Zinsniveau wie derzeit stehen die Chancen allerdings gut, dass sich im Laufe der kommenden Monate der Wertzuwachs im Schnitt noch erhöht.

Nicht nur das Comeback des Zinses macht für manchen Anleger, der etwas Geld parken möchte, Geldmarktfonds wieder interessanter. Auch mehrere vor kurzem in Schieflage geratene Banken, wie die US-Bank Silicon Valley Bank und die Credit Suisse, haben bei vielen die Frage aufgeworfen, ob das Geld etwa auf dem Tagesgeldkonto oder Sparkonto noch gut aufgehoben ist. Bei Bankeinlagen bis zu 100.000 Euro pro Einleger und Bank greift die gesetzliche Einlagensicherung. Geldmarktfonds gelten demgegenüber als Sondervermögen. Das bedeutet, dass eine Bank im Falle einer Schieflage nicht auf solche Fonds im Depot von Kunden zugreifen darf.

Die Fonds selbst sind hoch reguliert. Zum Beispiel gelten nach der EU-Geldmarktfonds-Verordnung konkrete Vorgaben für die Zulässigkeit und Bewertung von Vermögenswerten, die Liquiditäts- und Risikomanagementverfahren der Portfolios und Offenlegungspflichten gegenüber Anlegern und Aufsichtsbehörden. Damit sollen Fälle wie etwa in der Finanzkrise 2008 verhindert werden, als diverse Geldmarktfonds nach Kursverlusten deutlich an Wert verloren und die Gefahr bestand, dass Anleger massenhaft Geld abziehen. Ein letztes Risiko bleibt indes bestehen, wie bei allen Finanzanlagen.