Bilanz 2022

Nachhaltige Fonds trotzen dem Trend

Während 2022 aus Fonds zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren mehr Geld ab- als zufloss, konnten nachhaltige Fonds weiter zulegen. Besonders im vierten Quartal griffen viele Anleger zu.

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11:02 Uhr | 14. Februar | 2023
Nachhaltige Fonds

In nachhaltige Publikumsfonds floss im vergangenen Jahr trotz eines schwierigen Marktumfelds mehr Geld als abgezogen wurde.

| Quelle: gopixa

Das schwierige Börsenjahr 2022 zeigt seine Spuren im Anlegerverhalten der Deutschen. Auch wenn die Zahl der Aktionäre im vergangenen Jahr auf einen neuen Höchstwert kletterte, ließ sich so mancher Anleger doch von den fallenden Kursen beeindrucken.

So verzeichnet der Fondsverband BVI für das vergangene Jahr mehr Ab- als Zuflüsse in offene Publikumsfonds. Mit einem Saldo von minus 4,2 Milliarden Euro bleibt der Netto-Abfluss zwar überschaubar, allerdings rutschte das Verhältnis von Zu- und Abflüssen zum ersten Mal seit über zehn Jahren ins Negative. Letztmals war dieses Phänomen 2011 im Zuge der Eurokrise feststellbar gewesen.

Zum ersten Mal seit 2011 ist der Nettomittelzufluss negativ

Quelle: BVI

Gegen den Trend entwickelten sich dabei allerdings nachhaltige Fonds. Während 2022 das Netto-Mittelaufkommen für Publikumsfonds ohne Nachhaltigkeitsmerkmale um 9,3 Milliarden Euro sank, konnten nachhaltige Fonds um 5,4 Milliarden Euro zulegen. Zwar zogen auch hier Anleger im zweiten und dritten Quartal mehr Geld ab als sie einzahlten, im vierten Quartal konnten nachhaltige Fonds jedoch wieder deutlich zulegen (siehe Grafik).

In nachhaltige Fonds floss 2022 mehr Geld als ab

Quelle: BVI

Somit entfallen mittlerweile 47 Prozent des gesamten Publikumsfondsvermögens auf Fonds, die gemäß EU-Offenlegungsverordnung als Artikel acht beziehungsweise neun klassifiziert sind.

Laut BVI gaben sich Anleger damit unbeeindruckt gegenüber den Umklassifizierungen der vergangenen Zeit. Zahlreiche Anbieter, darunter namhafte Anbieter wie Blackrock, BNP Paribas, Deka, DWS oder Pimco, mussten zuletzt „dunkelgrüne“ Fonds in „hellgrüne“ Fonds umetikettieren, da es im Hinblick auf die EU-Offenlegungsverordnung, die Taxonomie-Verordnung sowie die entsprechenden MiFid-II-Vorgaben offenbar zu Unklarheiten kam.

Gleichzeitig sind jedoch immer mehr Fonds als nachhaltig eingestuft. Laut BVI wurden bei jedem zehnten zuvor als nicht nachhaltig klassifiziertem Fonds Nachhaltigkeitsmerkmale aufgenommen – dies wirkt sich auch auf die Statistik aus.

Im Hinblick auf die durchschnittliche Wertentwicklung hatten im vergangenen Jahr die wenigsten Anleger etwas zu lachen, wenn auch die Anleger in nachhaltige Publikumsfonds etwas weniger Grund zur Trauer hatten.

Über alle Anlageklassen hinweg lag die durchschnittliche Wertentwicklung bei nachhaltigen Fonds bei minus zehn Prozent, während konventionelle Fonds ein durchschnittliches Minus von 13 Prozent verbuchten. Allerdings gibt es hier je nach Anlageklasse unterschiedliche Entwicklungen zu verzeichnen.

So schlugen sich konventionelle Aktienfonds (-15 Prozent) besser als die Konkurrenz mit Nachhaltigkeitsmerkmalen (-18 Prozent), bei Misch- beziehungsweise Rentenfonds war hingegen die Performance von nachhaltigen Fonds geringfügig besser (-13 bzw. -9 Prozent) als die der konventionellen Produkte (-14 bzw. -11 Prozent).