Bankenkrise

Erst Bankenrettung, dann Portfolio-Reinigung?

Mit der Übernahme der Credit Suisse seitens der UBS entsteht ein neuer Großanbieter im Fondsgeschäft. In der gemeinsamen Produktpalette dürfte nun kräftig aufgeräumt werden.

13:05 Uhr | 12. Mai | 2023
UBS

Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS dürfte das Fondsangebot auf den Prüfstand gestellt werden.

| Quelle: Arnd Wiegmann / Stringer

„Zürich / Basel, 19. März 2023 – UBS gibt heute ihre Pläne zur Akquisition von Credit Suisse bekannt.“ Mit diesen Worten beginnt die Ad-hoc-Mitteilung der Schweizer Bank UBS über einen Vorgang, der nicht nur in der Eidgenossenschaft seinesgleichen sucht. In einer nie gesehenen Hauruck-Aktion hat die größte Bank des Landes das kriselnde zweitgrößte Geldhaus übernommen – auf Drängen staatlicher Behörden, ausgestattet mit Staatsgarantien und durchgesetzt per Notrecht. Alles verpackt in einer halben Woche Mitte März, mit intensiven Gesprächen und Verhandlungen zwischen dem Schweizer Finanzministerium, der Finanzaufsicht Financial Market Supervisory Authority FINMA, der Schweizer Nationalbank und den Banken, um den Zusammenschluss der Häuser festzuzurren – noch vor Handelsbeginn in Asien am Montagmorgen. „Die Gespräche für das Vorhaben wurden gemeinsam vom Eidgenössischen Finanzdepartement, der FINMA und der Schweizerischen Nationalbank initiiert. Die Akquisition wird von allen vollumfänglich unterstützt“, umschreibt die UBS-Mitteilung elegant.

Jenseits aller zu klärenden Fragen, die sich aus diesem Schritt ergeben, ist klar, dass mit der Übernahme ein neuer Fondsgigant entsteht. „UBS und Credit Suisse sind nicht nur die beiden größten Asset Manager in ihrem Heimatmarkt Schweiz, sondern gehören auch zu den großen Fondsanbietern in Europa – sowohl nach Anzahl der Fonds als auch nach Assets under Management“, berichten Analysten des Researchanbieters Scope Analysis in einem Report aus aktuellem Anlass. Mit dieser Transaktion steige die UBS nach eigenen Angaben zum elftgrößten Asset Manager weltweit und zum drittgrößten in Europa auf.

Im Bereich börsengehandelter Indexfonds ETFs und nicht börsennotierter Indexfonds rücke die UBS eigenen Angaben zufolge weltweit von Platz 9 auf Platz 6 vor. An der Deutschen Börse Xetra sind rund 130 ETFs der UBS gelistet. „Credit Suisse gehört mit nur neun ETFs und circa 6 Milliarden Euro zu den kleinen Häusern in diesem Segment. Erwähnenswert ist jedoch das große Angebot der Credit Suisse bei passiven, nicht börsengehandelten Indexfonds“, erläutern die Analysten. Von beiden Häusern insgesamt sind in Deutschland rund 470 aktiv gemanagte und passiv verwaltete Fonds zum Vertrieb zugelassen. Mit dem Zusammenschluss wird die UBS der mit Abstand größte Fondsanbieter im Land, gefolgt von Amundi mit rund 280 Produkten.

Kandidaten für Fondsschließungen

Die kombinierte Fondspalette biete eine breite Abdeckung nahezu aller Anlagesegmente mit aktiven und passiven Produkten, berichten die Scope-Experten. Bereits vor dem Zusammenschluss hätten beide Häuser über ein breites Sortiment verfügt. Produktbereiche, die nicht von beiden abgedeckt werden, seien etwa Themenfonds, Schwellenländeranleihen, Nachhaltigkeit und einige Spezialitäten. „Anleger profitieren daher punktuell von einem erweiterten Produktangebot“, meinen die Analysten. Allein im Bereich alternativer Investments und bei Absolute-Return-Strategien sei das Angebot an Publikumsfonds eher dünn. Zu alternativen Investments zählen zum Beispiel offene Immobilienfonds.

Die Kehrseite des insgesamt großen Produktangebots sind diverse inhaltliche Überschneidungen, was zu Verschmelzungen und Schließungen von Fonds führen dürfte. „Zudem haben ungefähr 140 Fonds ein Volumen von weniger als 100 Millionen Euro und sind damit typische Kandidaten für Fondsfusionen und -schließungen“, betonen die Analysten.

Bei den sehr bekannten Fondskategorien „Aktien Welt“, „Aktien Nordamerika“ und „Aktien Emerging Markets“ zum Beispiel sind beide Häuser auf dem deutschen Markt mit mehreren Angeboten vertreten. Unter den weltweit anlegenden Fonds sind sechs Produkte von der UBS mit deutlich weniger als 100 Millionen Euro verwaltetem Vermögen verzeichnet. Einer der ältesten Fonds mit Zulassung im Jahr 2003 ist der UBS (Lux) Key Selection Global Equities P mit 49,5 Millionen Euro Volumen Ende April. Bei den in nordamerikanische Aktien investierenden Fonds liegen fünf UBS-Produkte klar unter der kritischen Marke, drei davon ETFs. In der Emerging-Markets-Gruppe sind zwei kleinere UBS-Portfolios vertreten und von der Credit Suisse der CSIF (Lux) Equity Emerging Markets Minimum Volatility ESG Blue mit einem Umfang von 12,4 Millionen Euro. Dieser Fonds ist „in Liquidation“, wie die Bank auf ihrer Website vermerkt.

Darüber, was im Fondsbereich bis wann konkret geplant ist und ob in diesem Geschäftsfeld die Marke „CS“ erhalten bleibt, haben sich beide Banken auf Anfrage nicht konkret geäußert. Die Credit Suisse hat auf die UBS verwiesen, die wiederum informierte, dass sie an ihrem Umsetzungsplan arbeite und zum jetzigen Zeitpunkt keine Details zu den spezifischen Fragen geben könne. Zur Übernahme generell sagt der Vizepräsident des UBS-Verwaltungsrats Lukas Gähwiler: „Zuerst muss nun die Transaktion zum Abschluss gebracht werden. Erst in einer nächsten Phase geht es darum, strategische Entscheide zu fällen.“

Wie bei anderen Bankenfusionen, mit jeweils eigenem Fondsgeschäft, dürften Anleger, die in einen fusionierenden oder schließenden Fonds investiert haben, vom Anbieter über die Veränderung informiert werden und die Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt bekommen.