Experten-Szenario

Anleger sollten mit Totalverlust russischer Aktienfonds rechnen

Investoren, die ihr Geld in russische Aktien oder Wertpapiere angelegt haben, müssen sich auf Totalverluste einstellen. Oder besteht noch Hoffnung?

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16:02 Uhr | 27. Februar | 2023
Russische Aktien

Anleger mit Investments in russischen Aktienfonds tun gut daran, sich auf einen Totalverlust einzustellen.

| Quelle: Torsten Asmus

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat auch die Finanzmärkte zum Beben gebracht. Am 28. Februar vergangenen Jahres stellte die Moskauer Börse den Handel für fast einen Monat ein. Weltweit wurde der Handel mit russischen Wertpapieren ausgesetzt. Russische Aktien wurden aus großen Indizes wie dem MSCI World herausgenommen. BRIC-Fonds, die in Aktien von Unternehmen aus Brasilien, Russland, Indien und China investieren, musste immense Kurseinbrüche hinnehmen. „Das Thema BRIC ist in einer Situation, in der ein Buchstabe daraus wegfällt, ziemlich tot“, sagte im Juni vergangenen Jahres Andreas Köchling, leitender Analyst im Bereich Investmentfonds bei dem Research- und Ratinganbieter Scope Analysis.

Investitionen in einen Markt, der nicht liquide ist, sind generell nicht ratsam. Allerdings war der russische Markt für Anleger vor dem Ausbruch des Kriegs zumindest als Beimischung interessant. Schließlich konnte das Land gerade im Energiebereich durchaus Rendite einfahren.

Wer allerdings auf dem russischen Markt investiert ist, kommt auch infolge der noch geltenden Sanktionen nicht mehr an sein Geld. Bekannte Vermögensverwalter wie DWS, Deka oder Union Investment haben ihre Fonds nach Kriegsbeginn geschlossen.

Patt-Situation für Anleger

Fonds mit einem hohen Engagement in Russland wurden ausgesetzt, einige russische Aktienfonds wurden bereits liquidiert. Die enthaltenen Vermögenswerte werden erst ausgezahlt, wenn die Fonds ihre restlichen Anteile verkaufen können. „Wann dies der Fall sein wird, ist zurzeit unklar“, warnt Johanna Englundh, Expertin beim Analysehaus Morningstar.

Soll heißen: Seit einem Jahr können weder Anteile russischer Fonds erworben noch abgestoßen werden. Vermutlich liegen Anlegergelder in zweistelliger Milliardenhöhe auf Eis, rechnet das Manager Magazin vor.

Zu Beginn des vergangenen Jahres betrug laut Morningstar das Gesamtvermögen russischer Aktienfonds insgesamt 5,3 Milliarden Euro. Das entspricht allerdings in Relation zum gesamten europäischen Nettovermögen einem marginalen Anteil von 0,04 Prozent. Mittlerweile liegt die Zahl bei 79 Millionen Euro – damit wären 98,5 Prozent der Vermögenswerte in russischen Aktienfonds vernichtet worden.

Die meisten europäischen Vermögensverwalter haben ihre künftige Absage an den russischen Markt bereits signalisiert. Wenn sich der Markt wieder öffnet, droht ein massiver Ausverkauf. Dieser würde die Börsenkurse in den Keller schnellen lassen. „Sollten Sie zu den Anlegern gehören, die einen russischen Aktienfonds besitzen, sollten Sie sich darauf vorbereiten, dass Ihr gesamtes Geld weg ist“, so Morningstar-Expertin Englundh.