Schadenfall der Woche

Missglückte Travestie-Show deckt Rentenbetrug auf

Die Mutter tot, doch trotzdem weiter Rente kassiert: Damit sein Betrug nicht auffliegt, verkleidete sich ein Italiener als seine eigene Mutter - vergeblich. Nun ermittelt die Polizei.

Ein nach hinten austretendes Zebra

Im Schadenfall der Woche geht es dieses Mal um einen Mann, der sich als seine verstorbene Mutter ausgab, um weiter deren Rente zu kassieren. | Quelle: procontra

Die kleine Gemeinde Borgo Virgilio in der Nähe von Mantua dürfte auch den meisten Italienern bislang wenig gesagt haben. Bis jetzt. Denn nun amüsiert sich das ganze Land über einen abstrusen Fall von Rentenbetrug. Die Zutaten: eine verstorbene ältere Frau, ein geschminkter Sohn und ein Rentensystem, das offenbar nur unzureichend gegen Betrug gewappnet ist.

Hinzu kommt ein Video, in dem man vermeintlich die 85-jährige Graziella Dall’Oglio auf ihrem Weg zum Meldeamt sieht. Doch hinter Gehstock, frisch zurecht gemachter Frisur und Ohrringen verbarg sich mitnichten die hier zu vermutende alte Dame. Stattdessen hatte sich deren 57-jähriger Sohn auf den Weg zum Amt gemacht, wie unter anderem die Stuttgarter Zeitung berichtet.

Tod der eigenen Mutter verschwiegen

Denn: Die Mutter des 57-Jährigen war bereits seit drei Jahren tot. Gemeldet hatte das der Sohn allerdings nie, sondern seit 2022 weiter die Rente der Frau kassiert. Deren Leiche hatte er unterdessen bei sich zu Hause gelagert.

Drei Jahre verlief die Schmierenkomödie aus Sicht des Sohnes problemlos. Bis jetzt, da er für seine verstorbene Mutter einen neuen Personalausweis beantragen wollte. Dieser war Voraussetzung für die weitere Auszahlung der Rente.

In der Meldebehörde wurden die Mitarbeiter aufgrund der vor ihnen sitzenden „Dame“ stutzig. Saß hier wirklich eine 85-jährige Rentnerin vor ihnen? Als der Mann begann um seine Enttarnung zu fürchten, bekam er einen Schwächeanfall, wobei sichtbar wurde, dass er eine Perücke trug. Nun ermittelt die Polizei wegen Betrug, Täuschung und eines Verstoßes gegen die Bestattungspflicht. 

Es ist nicht der erste so gelagerte Fall in Italien, das laut Stuttgarter Zeitung mit 48,7 das höchste Durchschnittsalter in der gesamten Europäischen Union aufweist. 13 Millionen kassieren  im Land, in dem die Zitronen blühen, eine Rente. Experten vermuten, dass die Zahl ähnlich gelagerter Fälle – wenn auch ohne beschrieben Travestie-Nummer – in die Tausende gehen könnte. Begünstigt werden Betrügereien offenbar auch dadurch, dass die Daten aus Sterberegister und der Rentenkassen offenbar teils erst mit großer Verspätung abgeglichen werden.

Ähnliche Fälle gibt es europaweit

Doch auch in anderen Ländern, inklusive Deutschland, muss man nicht lange suchen, um auf Fälle zu stoßen, in denen der Tod von Angehörigen verschwiegen wurde, um weiter deren staatliche Leistungen zu kassieren. Kurios war auch ein Fall, über den der Focus 2023 berichtete.

Damals hatte ein Mann in der Slowakei eine „Doppelgängerin“ für seine verstorbene Mutter engagiert, mit der er regelmäßig im Postamt auftauchte, um die Rente zu kassieren. Auch hier fiel den Beamten jedoch auf, dass die Frau, die ihnen da gegenüber saß, keinerlei Ähnlichkeit mit den Ausweisbildern der verstorbenen Frau hatte.  

Long Story short

Ein Mann in Italien kaschierte drei Jahre lang den Tod seiner Mutter, indem er sich als 85-Jährige verkleidete, um weiterhin ihre Rente zu erhalten – bis er bei der Beantragung eines neuen Ausweises aufflog. Der Fall zeigt strukturelle Lücken im Abgleich von Meldedaten und Rentensystemen und reiht sich in ähnliche Betrugsfälle in Europa ein.