Geschäftsjahr 2024

Hanse Merkur wächst wie nie – doch Vorstands-Chef Sautter warnt vor Systemkollaps

Eberhard Sautter, der Vorstandsvorsitzende der Hanse Merkur, fordert von der Politik einen strikten Sparkurs im Gesundheitsbereich und mehr Kapitaldeckung bei der Altersvorsorge. Andernfalls drohten die Systeme zu kollabieren. Sein Haus selber feiert derweil eine Rekordbilanz.

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15:05 Uhr | 07. Mai | 2025
Der Vorstand der Hanse Merkur

Der Vorstand der Hanse Merkur, Johannes Ganser, Holger Ehses, Eberhard Sautter, Eric Bussert, Raik Mildner (v.l.n.r.).

| Quelle: Hanse Merkur

Als Dipl.-Mathematiker ist Eberhard Sautter, der Vorstandsvorsitzende der Hanse Merkur, eher ein rationaler Mensch. Deshalb hat er auch nur wenig Verständnis dafür, dass die Politik offenbar nicht dazu bereit ist, wichtige Reformen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Altersvorsorge anzustoßen. Die Fakten, meint Sautter, seien doch seit Jahren bekannt: eine alternde Babyboomer-Gesellschaft, explodierende Kosten und aufgrund der sinkenden Geburtenraten immer weniger Beitragszahler.

Auf der aktuellen Bilanzpressekonferenz seines Hauses am Mittwoch kam Sautter deshalb auch immer wieder auf diese Themenbereiche zu sprechen. Im Bereich Gesundheit und Pflege brauche es dringend kostendämpfende Maßnahmen wie etwa die Einführung höherer Eigenanteile, forderte der 61-Jährige. Auch durch einen Ausbau digitaler Angebote könne das System entlastet werden.

„Riester nicht schlecht reden"

Für extrem angespannt hält Sautter auch die Situation im Bereich Rente und Altersvorsorge. Hier müsse das Umlagesystem dringend durch eine Teilkapitaldeckung gestärkt werden, meint er. Die Hanse Merkur halte deshalb weiterhin an der Riester-Rente fest, mit der immerhin die Senkung des Rentenniveaus ausgeglichen werden könne. „Bevor es keine besseren Produkte auf dem Markt gibt, macht es keinen Sinn, Riester schlecht zu reden“, so Sautter. „Wir müssen den Menschen klar sagen, dass wir ein Demografie-Problem haben und können nicht massenhaft Schulden für die nächsten Generationen aufbauen. Die Probleme zu ignorieren, wird auf Dauer nicht helfen.“

Bestes Vertriebsergebnis seit Gründung

Und wie steht es in diesem schwierigen Umfeld um die Hanse Merkur selbst? Der Hamburger Versicherer konnte auch im zweiten deutschen Rezessionsjahr seinen Wachstumskurs fortsetzen und erzielte 2024 das beste Vertriebsergebnis seiner 150-jährigen Unternehmensgeschichte. Bei den laufenden Beiträgen ist ein Plus von 7,2 Prozent auf 2,76 Milliarden Euro zu verzeichnen, die Gesambruttobeitragseinnahmen erhöhen sich um 9,7 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro. 

Eberhard Sautter: „Wir haben in den vergangenen Jahren die Weichen gut gestellt. So konnten wir auch in einem von Rezession, politischen Unsicherheiten und globalen Verwerfungen geprägten 2024 unsere Gesamtbeitragseinnahmen erneut deutlich steigern. Diese Entwicklung ist nachhaltig und sie ist vor allem auf unser ertragreiches Neugeschäft zurückzuführen. „Im 150. Firmenjubiläumsjahr eine so erfolgreiche Geschäftsentwicklung vorstellen zu können, ist etwas ganz Besonderes."

Wachstum in fast allen Geschäftsfeldern

Nahezu alle Geschäftsfelder wuchsen im vergangenen Jahr über Marktniveau: Das Geschäftsfeld „Gesundheit & Pflege“ schließt das Geschäftsjahr 2024 mit 2.056 Millionen Euro Beitragseinnahmen ab (+4,6 Prozent). Bei „Schaden, Unfall &  Tier“ sind vor allem die Tierversicherungen ein wesentlicher Wachstumstreiber. Insgesamt erreicht das Geschäftsfeld Beitragseinnahmen in Höhe von 201,7 Millionen Euro (+52,2 Prozent) und überspringt damit erstmalig die 200-Millionen-Marke. Auch im Bereich „Risiko- & Altersvorsorge“ erhöhen sich die Beitragseinnahmen zweistellig (+25,2 Prozent) auf 370,8 Millionen Euro, was aber vor allem auf das anziehende Einmalbeitragsgeschäft zurückzuführen ist. Die laufenden Beiträge bleiben mit 181,4 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. „Reise & Freizeit“ steigert die Beitragseinnahmen um 9,0 Prozent auf 318,1 Millionen Euro und übertrifft erstmals die 300-Millionen-Marke.

Kfz bleibt Sorgenkind

Ein Sorgenkind bleibt, wie bei anderen Versicherern auch, die Kfz-Sparte, die trotz Beitragserhöhungen noch immer rote Zahlen schreibt. Laut Vorstandsmitglied Holger Ehses erwarte man hier auch in absehbarer Zeit keine Besserung, sondern strebe eine schwarze Null an. Es habe, so Ehses, auch schon Überlegungen gegeben, die Sparte zu verkaufen, für das Produktportfolio seien Kfz-Versicherungen aber nach wie vor wichtig.