Kfz-Wechselsaison: BdV rät von Billig- und Telematik-Tarifen ab
Die Prämien der Kfz-Versicherung kennen seit geraumer Zeit nur eine Richtung – nach oben. Laut einer aktuellen Meldung des Statistischen Bundesamts (Destatis) mussten Verbraucher für die Versicherung ihres Fahrzeugs im zurückliegenden September 10,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat zahlen. Im Vergleich zum Jahr 2020 hat sich die Kfz-Versicherung sogar um 43,6 Prozent verteuert. Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen.
Diese Kfz-Versicherer schrieben tiefrote Zahlen
Vor diesem Hintergrund nutzen viele Verbraucher die laufende Wechselsaison, um sich einen günstigeren Anbieter zu suchen. Für Makler eine gute Gelegenheit, durch eine fundierte Beratung für oder gegen eine andere Police neue Kunden zu gewinnen oder die Kundenbindung zu stärken.
Leistung vor Prämie
Geht es nach dem Bund der Versicherten (BdV) sollten sie dabei allerdings nicht nur auf das billigste Pferd bzw. Angebot setzen. „Grundsätzlich gilt aus unserer Sicht: Leistung vor Prämie“, sagte BdV-Kfz-Expertin Bianka Bobell am Dienstag auf einer Online-Veranstaltung des Verbraucherschutz-Vereins. „Die günstigste Kfz-Versicherung hilft nur wenig, wenn man nach einem Schaden auf möglichen Restkosten sitzen bleibt.“
Laut BdV sollte eine gute Kfz-Versicherung zumindest folgende Punkte enthalten:
Pauschal 100 Millionen Euro Deckungssumme für Personen-, Sach- und Vermögensschäden
Der vereinbarte Haftpflichtschutz gilt auch für ein im Ausland gemietetes Fremdfahrzeug („Mallorca-Police“).
Der Versicherer verzichtet in der Kaskoversicherung auf den Einwand der grob fahrlässigen Herbeiführung des Versicherungsfalls.
In der Kaskoversicherung werden Schäden durch Tier- und Marderbisse ersetzt.
Auch Folgeschäden durch Tier- oder Marderbisse werden zumindest bis 3.000 Euro ersetzt.
Eine Kollision mit Tieren jeder Art ist versichert (erweiterte Wildschadenklausel).
Der Akku eines E-Autos ist gegen jede Beschädigung, Zerstörung oder Verlust versichert („All-Risk“-Deckung).
Kurzschlussfolgeschäden am Akku des E-Autos werden bis mindestens 20.000 Euro ersetzt.
Bei einem Totalschaden werden Entsorgungskosten für den Akku des E-Autos erstattet.
Der Akku des E-Autos ist zum Neuwert versichert.
Intransparente Telematik-Tarife
Genauso kritisch wie mit leistungsschwachen Tarifen geht man beim BdV auch mit sogenannten Telematik-Tarifen ins Gericht. Das Prinzip dieser „Pay-how-you-Drive“-Modelle: Autofahrer, die ihre Fahrdaten offenlegen, bekommen für risikoarmes Fahren Rabatte.
Was Bianka Bobell daran stört, ist die Intransparenz solcher Tarife. „Meist ist nicht eindeutig nachvollziehbar, wie und in welchem Umfang sich ein konkretes Fahrverhalten auf die Prämie auswirkt“, meint sie. Versicherte sollten sich deshalb gut überlegen, ob sie sich unter diesen Umständen zum gläsernen Kunden machen wollten. Auch im Hinblick auf den Datenschutz seien solche Angebote mit Vorsicht zu genießen.
Long Story short
Die Kfz-Versicherungen sind laut Destatis seit 2020 um rund 44 Prozent teurer geworden, weshalb viele Autofahrer aktuell den Anbieter wechseln möchten. Der Bund der Versicherten mahnt jedoch, nicht nur auf den Preis zu achten, und warnt vor intransparenten Telematik-Tarifen, die sensible Fahrdaten sammeln.

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