Versicherer verzeichnen geringere Unwetterschäden
Es war einer der heftigsten Hagel- und Gewitterstürme, die der südbayerische Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen jemals gesehen hatte. Im Klosterdorf Benediktbeuern hatte danach nahezu kein Haus ein intaktes Dach, auch die Wände waren durch die teils tennisballgroßen Hagelkörner schwer beschädigt worden, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. Am Dienstag meldete die Versicherungskammer Bayern den Eingang von bislang 12.000 Schadensmeldungen. Diese Zahl könnte in den kommenden Tagen weiter ansteigen, da viele Menschen derzeit noch in Urlaub seien und die Schäden somit noch nicht entdeckt wurden. Nach einer ersten Schätzung belaufe sich der Schaden auf einen mittleren bis höheren zweistelligen Millionenbetrag schätzt der Versicherer.
Diese Schäden sind logischerweise in die GDV-Halbjahresstatistik der Naturgefahrschäden nicht eingeflossen. Doch auch ohne den verheerenden Hagelsturm mussten die Versicherer in den ersten sechs Monaten 2023 insgesamt 1,9 Milliarden Euro für Sturm-, Hagel- oder Blitzschäden zahlen. Damit könnten die Versicherer auf ein vergleichsweise schadenarmes Jahr zusteuern. Im vergangenen Jahr hatte die Naturgefahr-Schäden noch bei 4,3 Milliarden Euro gelegen, im langjährigen Durchschnitt liegt die Schadenhöhe bei 4,2 Milliarden Euro.
Dass die Versicherer in diesem Jahr bislang weniger für zerstörte Häuser und Autos zahlen mussten als zu erwarten gewesen wäre, liegt laut GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen vor allem am Ausbleiben größerer Winterstürme.
"Lambert" und "Kay" waren bislang schadenreichste Unwetter
Das größte Schadenereignis waren in diesem Jahr bislang die Unwetter „Lambert“ und „Kay“, die im Juni für versicherte Schäden von 740 Millionen Euro sorgten. 350 Millionen Euro entfielen hiervon auf die Kfz-Versicherung, 250 Millionen auf die Sachversicherer sowie 140 Millionen auf weitere Naturgefahren, wie Starkregen und Überschwemmung.
„Für 2023 erwarten wir einen Aufwand von rund 4 Milliarden Euro. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Unwetter in Grenzen halten und große Herbst- und Winterstürme ausbleiben“, lässt Asmussen mitteilen. Obwohl die Schäden in diesem Jahr geringer ausfallen, mahnt er zugleich, das Thema Prävention hochzuhalten: „Wir müssen uns auf die Klimafolgen mit immer mehr Wetterextremen einstellen. Die Anpassung des Baurechts, weniger Flächenversiegelungen und ein Baustopp in Überschwemmungsgebieten müssen zügig umgesetzt werden.“
Für Hausbesitzer gelte es zudem, sich umfassend abzusichern. Noch immer verfügt nur rund die Hälfte der deutschen Hausbesitzer über eine notwendige Elementarversicherung. Einige Bundesländer fordern darum die Einführung einer Pflichtversicherung – ein Ansinnen, dass FDP-Justizminister Marco Buschmann, aber auch die Versicherungswirtschaft, ablehnt.