Die BaFin will künftig auch Schaden- und Unfallversicherern verstärkt auf die Finger schauen. Dies kündigte Julia Wiens, die für die Versicherungswirtschaft zuständige Exekutivdirektorin bei der Finanzaufsicht, auf der diesjährigen Jahreskonferenz in Bonn an.
In der Vergangenheit hatte die BaFin bereits Anbietern von Fondspolicen intensiver auf die Finger geschaut. Mit Erfolg, wie Wiens betonte: „Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen gegen laufenden Beitrag gab es eine signifikante Verbesserung bei den Effektivkosten. Teilweise sanken sie um mehr als 40 Basispunkte im Vergleich zum Jahr 2021.“
Nun soll die sogenannte Wohlverhaltensaufsicht auch auf andere Sparten ausgedehnt werden – genauer: die Schaden- und Unfallversicherung. Auch hier müsste bei jedem Produkt der Kundennutzen sichergestellt sein, so Wiens. Das beinhaltet ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis.
Kurzum: Die Versicherer sollen die jeweiligen Prämien für ihre Produkte risikogerecht kalkulieren. Ob das immer der Fall ist, daran hegt die BaFin Zweifel: „Bei unserer Untersuchung sind uns einige Preisdifferenzierungen aufgefallen, mit denen wir uns im Rahmen der Wohlverhaltensaufsicht näher auseinandersetzen werden“, kündigte Wiens an.
Vor allem in der Kfz-Versicherung sind Rabatte laut BaFin-Untersuchung weit verbreitet. 85 Prozent der Kfz-Versicherer hätten gegenüber der Finanzaufsicht angegeben, bei ihren Kfz-Produkten eine Preisdifferenzierung zu betreiben. „Und das bei Produkten, deren Prämienberechnung ohnehin schon auf sehr vielen Tarifmerkmalen beruht“, so Wiens.
Häufig räumten die Versicherer ihren Vertrieben die Möglichkeit ein, Rabatte zu gewähren. Nicht immer seien diese gewährten Rabattmöglichkeiten jedoch risikobasiert, so Wiens.
Auch am sogenannten Price-Walking stößt sich die Behörde. Hierunter versteht man wiederholte Prämienerhöhungen des Versicherers, die weder im versicherten Risiko noch mit den Kosten des Versicherers begründet sind. „Wenn also zum Beispiel Kundinnen und Kunden alleine deswegen höhere Prämien zahlen, weil sie eine geringere Preissensitivität haben. Oder eine geringe Kündigungsneigung“, erläuterte Wiens. Vor allem vulnerable Gruppen, wie beispielsweise Senioren, seien hiervon betroffen.
Wiens stellte klar, dass man an der Freiheit der Versicherer, ihre Prämien selbstständig festzusetzen, nicht rütteln wolle. Vielmehr gehe es darum, Ausreißer zu identifizieren und gegen diese vorzugehen, so Wiens.
Long Story short
Die BaFin will künftig auch die Preisgestaltung in der Schaden- und Unfallversicherung stärker überwachen, um sicherzustellen, dass Prämien risikogerecht kalkuliert und Kundennutzen gewährleistet sind. Besonders im Fokus stehen laut Exekutivdirektorin Julia Wiens Preisdifferenzierungen, Rabattsysteme und das sogenannte Price-Walking
