Rentenreform

AfW legt Chancen und Risiken des Generationenkapitals dar

Der AfW bringt sich bezüglich der Reform der Altersvorsorge in Stellung. Im Gegensatz zu vielen anderen begrüßt der Verband die Pläne, die gesetzliche Rente durch Investitionen am Kapitalmarkt zu ergänzen. Das sei aber nur eine von vielen notwendigen Maßnahmen.

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12:09 Uhr | 11. September | 2024
Norman Wirth

Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW

| Quelle: AfW

Das Rentenpaket II hat in der Finanz- und Versicherungsbranche für viel Diskussionsstoff gesorgt. Besonders das sogenannte Generationenkapital wurde häufig kritisiert.

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW äußert sich jetzt jedoch erneut positiv gestimmt zu den Plänen der Bundesregierung.

Der nun erwartete Gesetzesentwurf zur Einführung des Altersvorsorgedepots sieht vor, eine renditestärkere und flexiblere Alternative zur bisherigen geförderten privaten Altersvorsorge zu schaffen. Verbraucher sollen in Fonds und andere kapitalmarktbasierte Produkte investieren können, ohne den Zwang zur lebenslangen Verrentung oder Kapitalgarantien. Damit wird laut AfW ein intensiver Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern gefördert, was eine größere Produktvielfalt und potenziell geringere Kosten für die Sparer ermöglicht.

Jüngere Kunden

Diese Reform soll insbesondere jüngere und renditebewusste Sparer ansprechen. Im Kontext der politischen Diskussion um eine Reform der privaten Altersvorsorge, die durch den avisierten Gesetzesentwurf aus dem Finanzministerium vorangetrieben wird, positionieren wir uns klar zugunsten einer Lösung, die sowohl den Wettbewerb der Durchführungsformen als auch die qualifizierte, unabhängige und häufig allfinanzorientierte Positionierung unserer Mitglieder stärkt. "Unser Fokus liegt auf der Sicherung der Interessen von Verbrauchern und unabhängigen Vermittlern", so der AfW.

Chancen

Das Altersvorsorgedepot biete die Möglichkeit, Kapitalmarkterträge in der Altersvorsorge breiter zugänglich zu machen. Durch Investitionen in Aktien, Fonds, ETFs oder andere Finanzprodukte könnten höhere Renditen erzielt werden. Depots böten in der Regel eine transparente Struktur, in der der Depotinhaber jederzeit die Zusammensetzung und Entwicklung seines Investments nachvollziehen kann. Jüngere Zielgruppen, die zunehmend eigenverantwortlich und digital-affin sind, könnten durch die größere Freiheit in der Anlagegestaltung (und später auch der Verwendungsmöglichkeiten) und durch die potenziell höhere Rendite angesprochen werden.

Risiken

Doch der AfW spricht auch die Risiken an: Die Volatilität der Kapitalmärkte könne für sicherheitsorientierte Sparer eine Herausforderung darstellen. Es bestehe die Gefahr, dass das Kapital aufgrund negativer Marktbewegungen vorzeitig abgezogen und umgeschichtet wird. Im Gegensatz zu klassischen Rentenversicherungen biete das Altersvorsorgedepot keinen Zwang zur Garantie auf lebenslange Auszahlungen. Dies könnte für Kunden, die auf eine sichere Zusatzrente angewiesen sind, problematisch sein. Anders als bei Renten- oder Lebensversicherungen bietet ein Altersvorsorgedepot keine verpflichtende Absicherung gegen Langlebigkeitsrisiken oder die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Diese Absicherungen müssten bei Wunsch und Bedarf separat organisiert werden.

Vermittler gefragt

Die individuelle Auswahl und Anpassung unterschiedlicher Investments erfordert Fachwissen und regelmäßige Überprüfung. Dies stellt höhere Anforderungen an die Beratungsqualität als eine einmalige Vermittlungsleistung.

Kritik von anderer Stelle

Erst vor Kurzem hatte der BVK ebenfalls Stellung zur geplanten Rentenreform bezogen, dabei aber die kritischen Punkte eher in den Vordergrund gestellt. "Wir haben unsere Zweifel, ob die zehn Milliarden Euro, die dann jährlich aus dem Generationenkapital fließen sollen, die Finanznöte der gesetzlichen Rentenversicherung lindern können", sagte BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Schließlich wird die Rentenversicherung schon heute jedes Jahr mit mehr als 100 Milliarden Euro Steuergeld bezuschusst, und Rentenexperten prognostizieren, dass es in 10 bis 20 Jahren aufgrund der Überalterung mehrere hundert Milliarden Euro sein werden.“

Der BVK kritisiert, dass das „Generationenkapital mit Staatsschulden an den schwankungsanfälligen Aktienbörsen“ gebildet werden soll. Besser wäre es, die Finanzierungsnöte der gesetzlichen Rentenversicherung durch einen Mix von höherem Renteneintrittsalter und -beitragssatz sowie angepasster Rentenhöhe zu beheben.

Flankierend dazu sollte eine durchgreifende Reform der privaten Altersvorsorge über die Riester-Rente stattfinden. „Hier müsste ein Ansatz für die Altersvorsorge geschaffen und die sozialpolitische Bedeutung der Vermittler stärker in den Blick genommen werden“, so der BVK-Präsident.