Gekommen, um zu bleiben - 5 InsurTechs im Check

112 InsurTechs erfasste die InsurTech-Datenbank von Capgemini Invent im Dezember 2018. Viele Startups scheitern allerdings schon kurz nach dem Start. Was machen die, die bleiben, anders?

08:06 Uhr | 27. Juni | 2019
Viele InsurTechs müssen schnell wieder aufgeben. Doch worin liegt der Erfolg derer, die bleiben? Wir haben uns 5 Startups aus der Versicherungsbranche genauer angeschaut.

Viele InsurTechs müssen schnell wieder aufgeben. Doch worin liegt der Erfolg derer, die bleiben? Wir haben uns 5 Startups aus der Versicherungsbranche genauer angeschaut. Bild: Pixabay

Zu den „Oldtimern“ der Startup-Szene gehört das Berliner Startup fairr.de, das 2014 angetreten ist, die Altersvorsorge einfach und digital zu machen. Als Produktentwickler und Anlagevermittler ist man sich seit dem Geschäftsstart treu geblieben: Gemeinsam mit der Hamburger Sutor-Bank und dem Lebensversicherer MyLife entwickeln die drei Gründer mit ihrem neunköpfigen Team Riester- und Rürup-Sparpläne sowie betriebliche Altersversorgungen auf ETF-Basis und vertreiben sie.  

Damit sind sie auch heute noch das einzige Startup, das sich komplett online an das komplexe Thema Altersvorsorge wagt, erklärt Geschäftsführer Jens Jennissen. In diesem Jahr will man mit der gleichen Mitarbeiterzahl die doppelte Wachstumsrate wie 2018 erreichen – und in absehbarer Zeit den Break Even. Man will auch weiter schnell wachsen. „Wir setzen mit Erfolg auf die Weiterempfehlung zufriedener Kunden statt auf teure Werbung, weil wir davon überzeugt sind, dass Kunden das Produkt nicht aufgedrückt haben wollen, sondern suchen und finden“, ist Jennissen sicher.  

Nicht an Ursprungsidee geklammert

Ebenfalls ein kompliziertes, aber erfolgsträchtiges Geschäftsfeld hat sich die Anfang 2016 gegründete Gewerbeversicherung24 ausgesucht. Die drei Gründer waren und sind überzeugt, dass das Gewerbegeschäft digital komplett unterbelichtet ist. Allerdings merkten sie auch sehr schnell, dass es mit dem direkten Kundenvertrieb schwierig wird und korrigierten ihren ursprünglichen Plan schnell dahingehend, künftig nicht mehr als Online-Makler, sondern als Technologie-Anbieter für etablierte Vertriebe und Anbieter zu agieren.  

Dieser Schwenk hat sich als Glücksfall erwiesen. Inzwischen macht der Bereich 98 Prozent des Geschäfts aus, wie Geschäftsführer Christopher Leifeld betont. „Heute sind wir der führende Anbieter für Vertriebstechnologie von Gewerbeversicherungen“, erklärt er. „Unsere Plattform wird von Maklern (auch Online-Makler), Pools, Vertrieben, Banken und Versicherern genutzt.“ Man profitiere davon, dass eine vergleichbare Lösung bisher nicht am Markt verfügbar ist. So gibt es pro Monat rund 10.000 Nutzer, deren Zahl unablässig wächst.  

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Eine Ausgründung aus dem Frankfurter Maklerhaus Hoesch & Partner war Asuro im Gründungsjahr 2016. Man will das Handling von Versicherungen in dem Maß revolutionieren wie iTunes das von Musik, so die Vision. Das Ziel ist es, die gesamte Wertschöpfungskette von Maklern, Versicherern, Banken und Finanzdienstleistern zu digitalisieren. „Wir hatten das Glück, von Anfang an Versicherungsexpertise mit Programmierern zu verbinden, die sich mit Versicherungsthemen auskennen“, erklärt CEO Carlos Reiss die günstigen Startbedingungen von Asuro.  

Viele Startups programmieren nach seiner Einschätzung am Markt vorbei. Das ganze 15köpfige Team – nicht nur die Geschäftsführung – von Asuro sei ambitioniert und fachkundig. Diese Verbindung hält er für elementar wichtig. Da Asuro seit Anfang 2019 zum Maklerpool BCA gehört, könnten vor allem dessen 9.700 angebundenen Makler künftig vom umfassenden Asuro-Know-how profitieren. „Mit uns können auch kleine Makler die Vorteile der Digitalisierung nutzen“, meint er.  

Aufbau ohne Druck

Ebenfalls eine Maklerpool-Tochter ist die Münsteraner Bisure GmbH, die zu Blau Direkt gehört. Auch Bisure will nicht selbst Versicherungen vermitteln, sondern Gewerbemakler bei ihrer Kundenberatung digital unterstützen und andere Makler ermutigen, sich an das Gewerbegeschäft zu wagen.  

Gründer und Geschäftsführer Ulf Papke, selbst ehemaliger Gewerbemakler bei Blau Direkt und nebenher Software-Kenner war der passende Mann, als es 2017 darum ging den Pool in Sachen Gewerbe-Sachgeschäft voranzubringen. Da er auf die Ressourcen von Blau Direkt zurückgreifen kann, bauen er und sein Team Bisure in Ruhe und ohne Druck auf. „Wir sind ausfinanziert und schreiben schon schwarze Zahlen“, erklärt er.  

Die Mitarbeiter für sein Startup fand er in Münster - dank Uni und ansässiger Versicherer. Von heute sieben Mitarbeitern will man in den nächsten Jahren auf 20 bis 25 wachsen. Das Ziel von Bisure ist, dass die Blau Direkt-Gewerbemakler künftig den gesamten Beratungs-, Antrags- und Betreuungsprozess digital abwickeln.  

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Der Bafin-zugelassene Krankenversicherer ottonova mit Sitz in München hat für sich wie die anderen erfolgreichen Startups ein besonderes Geschäftsfeld ausgesucht. Er reklamiert für sich, die einzige Neugründung in diesem Bereich seit 20 Jahren zu sein. Wobei man sich nicht als klassischen Krankenversicherer sieht, sondern als Technologieunternehmen, das IT-Lösungen für die Krankenversicherung anbietet. Entsprechend bedient man nicht nur Endkunden, sondern auch andere Versicherer.  

Dank dieser zwei Geschäftsmodelle und weil man von Anfang an den größten Krankenversicherer Debeka als Investor gewinnen konnte, verläuft die Entwicklung von ottonova in geordneten Bahnen. Man wachse, aber kontrolliert. Es gebe zu viele Beispiele für zu schnelles Wachstum, weiß Jesko David Kannenberg, Vorstand Vertrieb und Marketing. Andere Krankenversicherer sehen in dem Startup weniger den Konkurrenten, sondern in erster Linie den Dienstleister, der sie ins digitale Zeitalter katapultieren kann.  

Und das bei Bedarf sehr schnell: So hat ottonova kürzlich eine Abrechnungs-App für die Süddeutsche Krankenversicherung binnen drei Monaten fertiggestellt. Markenbotschafter sind vor allem zufriedene Kunden. Das Stichwort ist Convenience, die unterm Strich zu der Einfachheit und Leichtigkeit führt, die anderen Krankenversicherern oft fehlen.  

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