Versicherungskäse

Ergo heimst Schmähpreis ein

Die Ergo bietet mit ihrer Kidspolice eine Rentenversicherung für Kinder an, deren Bewerbung sich an Eltern und Großeltern richtet. „Kinder brauchen vieles, aber keine Rentenversicherung", bemängelt die Jury des Branchen-Schmähpreises Versicherungskäse und erklärte die Düsseldorfer zum Gewinner.

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13:04 Uhr | 01. April | 2022
Versicherungskäse Bild: picture alliance/ Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Der Versicherungskäse des Jahres 2022 geht an die Ergo für ihre Kidspolice. Bild: picture alliance/ Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Käse schließt bekanntlich den Magen – auch der „Versicherungskäse des Jahres“ dürfte den Gewinnern deutlich den Appetit verderben. In diesem Jahr dürfte folglich die Ergo unter Appetitlosigkeit leiden – sie wurde vom Bund der Versicherten für ihre „Kidspolice“ – eine Rentenversicherung – mit dem Schmähpreis ausgezeichnet.  

„Kinder brauchen vieles, aber keine Rentenversicherung“, begründete Jury-Mitglied Rechtsanwalt  Dr. Achim Tiffe, warum es die Ergo in diesem Jahr in den Kreis der Nominierten geschafft hatte. Bemängelt wurden bei dem Produkt unter anderem die hohen Kosten und die geringe Rentabilität. In einer Beispielrechnung stellte Tiffe dar, dass ein 2013 geborenes Kind bei einer monatlichen Einzahlung von 25 Euro eine monatliche Rente von 9,53 Euro zu erwarten hätte. Erst mit einem Alter von 213 Jahren hätte das Kind die eingezahlten Beträge wieder herausgehabt.  

Was die Jury kritisiert

Fraglich sei aus Sicht des BdV auch, ob die Kinder, für die diese Rentenversicherung abgeschlossen wird, den Vertrag bis zum Ende bedienen werden. „Kindern wird hier ein Versicherungsvertrag aufgedrückt, den sie nicht selbst abgeschlossen haben“ so Tiffe. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Vertrag vorzeitig gekündigt werde, sei entsprechend hoch.  

„Hier werden bewusst die Ängste der älteren Generationen geschürt“, kritisierte Tiffe die Werbung des Versicherers, die sich an Eltern und Großeltern richte. Wenn diese ihren Kindern oder Enkelkindern finanziell unter die Arme greifen wollten, sollte diese lieber andere Vorsorgeformen, wie ETF, wählen.  

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Ergo weist Kritik zurück

Die Ergo, die wie die anderen Nominierten keinen Abgesandten zur Preisverleihung geschickt hatte, wies auf procontra-Nachfrage die Kritik der Verbraucherschützer zurück. „Das Produkt bietet eine passende Antwort auf berechtigte Sorgen vieler Kundinnen und Kunden – vor allem von Eltern und Großeltern, die auf der Suche nach renditestarken Anlageoptionen für Kinder und Jugendliche für den frühzeitigen und langfristigen Vermögensaufbau sind“, erklärte ein Unternehmenssprecher.  

So seien fondsgebundene Rentenversicherungen sehr gut für eine frühzeitige und langfristige Kapitalbildung geeignet. „Dabei handelt es sich um eine intelligente Kombination aus Geldanlage und Versicherung, die steuerliche Vorteile ebenso bietet wie Renditechancen aus der Fondsanlage.“  

Neben der Ergo waren auch – stellvertretend für die gesamte Produktlinie – die Allianz Travel für ihre Ticket-Versicherung sowie die DKB-Bank für ihr „Versicherungspaket Shopping für Inhaber*innen der Visa Kreditkarte der Deutschen Kreditbank AG“ nominiert gewesen.