Was taugt die neue Beauty-Berufshaftpflicht von Hiscox?
Der Beauty-Sektor boomt und gilt als großer Wachstumsmarkt. Auf dem deutschen Markt sind über 150.000 Friseurbetriebe, Kosmetikerinnen und Kosmetiker, Make-up-Artists und Nagel-Designer aktiv. Vor diesem Hintergrund hat der Spezialversicherer Hiscox eine neue Berufshaftpflichtversicherung für die Beauty- und Wellnessbranche in den Maklermarkt eingeführt.
Was leistet der Tarif?
Die neue Berufshaftpflichtversicherung von Hiscox für die Beauty-Branche bietet als offene Deckung einen umfassenden Schutz, der speziell auf die Risiken im Alltag von Kosmetikstudios, Friseuren, Wellness- und Beauty-Dienstleistern zugeschnitten ist. Abgesichert sind sowohl Personen- als auch Sachschäden, wie sie im Behandlungsalltag jederzeit auftreten können – von allergischen Reaktionen hin zu Schäden am Eigentum der Kundinnen und Kunden.
Ferner ist die Produkthaftung integriert: Wer zusätzlich Kosmetik- oder Pflegeprodukte vertreibt, erhält Schutz vor möglichen Haftungsansprüchen, die aus deren Verkauf entstehen können. Besonders interessant ist auch der Influencer-Baustein, durch den Vermögensschäden aus Online-Marketing oder Social-Media-Aktivitäten automatisch abgedeckt sind – beispielsweise bei einer Bildrechtsverletzung.
Mit dem integrierten Image-Save-Baustein trägt Hiscox den Anforderungen einer digital geprägten Branche Rechnung: Droht ein Reputationsschaden durch negative Online-Bewertungen nach einer vermeintlichen oder tatsächlichen Fehlbehandlung, übernimmt der Versicherer die Kosten für eine Online-Marketing-Agentur – bis zur vereinbarten Entschädigungsgrenze.
Ebenfalls enthalten ist der Schutz bei Verstößen gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Kommt es zu Schadensfällen durch Diskriminierungsvorwürfe, sind diese bis zur Entschädigungsgrenze abgesichert. Abgerundet wird das Angebot durch eine optionale Sachversicherung, die Geräte, Inventar und Einrichtung gegen Schäden schützt – eine wertvolle Ergänzung, insbesondere für Studios und Praxen mit hochwertiger Ausstattung.
Was sind die Vorteile?
Die Hiscox versteht es wie kaum ein anderer Versicherer, zielgerichtet Branchen für die gewerbliche Absicherung anzusprechen. Und der Schutz für Beautyunternehmer ist ein perfektes Beispiel, wie das funktioniert: Der allgemeine Betriebshaftpflichtschutz wird ergänzt um Merkmale für die jeweilige Branche, hier etwa der Schutz für Reputationsschäden oder Influencer- und Veröffentlichungsrisiken. So wird eine allgemeine betriebliche Haftpflichtdeckung zugespitzt auf die Zielgruppe, die direkt angesprochen werden kann im Maklermarkt.
Die Hiscox sieht in der Zielgruppen-Affinität die größte Stärke ihrer Produkte, wie sie auf Nachfrage erklärt: “Es gibt viele Einsteiger, denen Erfahrung fehlt: Sie wissen oft nicht genau, welche Qualifikation/Zulassung für welche Tätigkeiten benötigt wird; andere Versicherer kehren dieses Thema unter den Tisch, und im schlimmsten Fall läuft es im Schadenfall auf wissentliche Pflichtverletzung hinaus und der Versicherer lehnt den Schaden ab. Nicht aber wir, denn wir führen die Kunden durch alle Behandlungen und zeigen sehr transparent auf, wer was darf. So versichern wir die Kunden auch bei Behandlungen wie Faltenunterspritzung oder Laseranwendungen.”
Und tatsächlich schließen manche Versicherer solche speziellen Behandlungen oft vom Versicherungsschutz aus, der dann entsprechend Lücken aufweist: Auch Makler können hier schnell in den Bereich von Beratungsfehlern gelangen.
Hier möchte die Hiscox in dem Segment der Beautyunternehmer ein Statement setzen: “Transparenz auch bei invasiven Beauty-Behandlungen ist ein Thema, welches der Markt bisher unter den Teppich gekehrt hat – andere Versicherer fragen häufig nicht einmal danach. Wir wollen den KundInnen helfen, gut und richtig versichert zu sein sowie auch ein sicheres Gefühl zu haben, für angebotene Behandlungen zugelassen zu sein.”
Was sind die Schwächen?
Die Deckungserweiterungen sind grundsätzlich gut gedacht, können aber ggf. schnell an Grenzen stoßen. Beispiel Reputationsschäden, die bis 25.000 Euro mitversichert sind. Ersetzt werden hier ja die notwendigen Kosten eines Dienstleisters im Bereich Online-Marketing und Online Reviews oder Kundenrezensionen zur Verhinderung, Beseitigung oder Verringerung eines substanziellen Reputationsschadens, wenn dem Versicherungsnehmer aufgrund eines Versicherungsfalles ein solcher droht oder bereits eingetreten ist. Das Problem: Ein Shitstorm in sozialen Netzwerken oder ein medialer Skandal kann schnell größer und teurer werden, sodass die 25.000 Euro Versicherungssumme zu kurz greifen.
Ebenfalls ein Problempunkt für Influencer sind Vertragsstrafen und Plattformregeln. Influencer bewegen sich in einem Umfeld, das stark von den Vorgaben der Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok geprägt ist und zudem häufig durch Kooperationsverträge mit Marken bestimmt wird.
Verstöße gegen diese Regeln – etwa durch unzureichende Kennzeichnung von Werbung, die Nutzung geschützter Inhalte oder das Nichteinhalten vertraglicher Pflichten – können empfindliche Konsequenzen nach sich ziehen. Vertragsstrafen, Sanktionen oder gar die Sperrung können für Influencer existenzbedrohend sein. Auch hier ist der Schutz im Rahmen der Influencer- und Veröffentlichungsrisiken auf 25.000 Euro begrenzt. Der Schutz ist hier also deutlich weniger hilfreich als die Werbung ggf. suggeriert: Makler und Vermittler müssen hier klar auf die Grenzen des Zusatzschutzes hinweisen.
Wer ist die Zielgruppe?
Die Hiscox selbst fasst die Zielgruppe auf Nachfrage recht weit und versichert Friseure, Barber, Kosmetikern, Make-Up-Artists, Nail Artists / Nageldesigner, Fußpfleger sowie die Tätigkeiten aller Mischbetriebe, die dazwischen liegen.
Tipps für den Vermittler und die Vermittlung
Einerseits ist die Zielgruppe Beautyunternehmer für Makler aus verschiedenen Gründen spannend: Die Beauty-Branche gehört seit Jahren zu den wachstumsstarken Märkten. Kosmetik, Wellness und Schönheitsbehandlungen erfreuen sich steigender Nachfrage, nicht zuletzt durch Social-Media- und Influencer-Trends, die den Wunsch nach professionellen Dienstleistungen zusätzlich befeuern.
Mit diesem Wachstum geht jedoch ein hoher Haftungsbedarf einher: Behandlungen wie Permanent Make-up, Laseranwendungen oder intensive Hautpflege bergen rechtliche Risiken – von allergischen Reaktionen hin zu teuren Schadensersatzforderungen. Die Zielgruppe ist dabei vielfältig und reicht von Solo-Selbstständigen wie Nagel- und Kosmetikstudios bis zu mittelständischen Beauty- und Wellnessunternehmen. Für Makler eröffnet sich hier ein attraktives Geschäftsfeld, denn viele dieser Betriebe sind bislang unterversichert und haben Bedarf an individuellen, gleichzeitig bezahlbaren Versicherungslösungen.
Auf der anderen Seite verleiten Angebote wie die Betriebshaftpflicht den Versicherungsmakler oft dazu, den eigenen Kunden den vermeintlich passgenauen Schutz auch so zu verkaufen, ohne selbst eine Marktanalyse durchzuführen. Kommt diese Analyse vom Makler zum Ergebnis, dass die Hiscox den Kundenbedarf wie gewünscht deckt, hat die Hiscox mit ihrer Zielgruppen-Strategie vieles richtig gemacht. Nur kann man sich als Versicherungsmakler eben nicht haftungsbefreiend darauf berufen.
Das Fazit
Der Schutz der Hiscox ist clever gestaltet und das nicht nur im Hinblick auf die Zielgruppenansprache, sondern weil die Hiscox genau hinschaut, welche Risiken im Beautymarkt be- und entstehen. Und deswegen wird das Produkt bei der Beratung von Beautyunternehmern in vielen Fällen und zu Recht trotz der Schwächen eine wichtige Rolle spielen.