Trotz neuer Regelung: Nur wenige wollen im Rentenalter arbeiten
Eine 42-Stunden-Woche, die Kopplung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung oder doch die Rente mit 70: Wie wird das System der gesetzlichen Rente wirklich zukunftssicher? An dieser Frage entzünden sich hierzulande in regelmäßigen Abständen hitzig geführte Debatten. Zuletzt machte die Wirtschaftsweise Monika Grimm mit ihrem Vorschlag Schlagzeilen, die volle Altersrente später als mit 67 Jahren beziehen zu dürfen. Mit dieser Forderung positionierte sich die Ökonomin konträr zum Standpunkt von Bundeskanzler Olaf Scholz, der eine stete Anhebung des Renteneintrittsalters ablehnt.
Eintrittsalter nach schwedischem Vorbild gestalten
Nun hebt FDP-Vize Johannes Vogel das Thema erneut aufs Tablett, kurz vor Beginn der Klausurtagung seiner Partei. Die Rente mit 63 solle abgeschafft werden, sagte er dem RND. „Wir müssen die Rahmenbedingungen für unsere Wettbewerbsfähigkeit als Land verbessern“, so Vogel. Dafür seien Fachkräfte ein entscheidender Faktor. „Gleichzeitig bleiben die Menschen im Durchschnitt immer länger fit und wollen oft tätig bleiben.“ Zudem solle das Renteneintrittsalter nach schwedischem Vorbild flexibel gestaltet sein, ergänzte er – und untermauert damit eine bereits bekannte Forderung der FDP.
Die Rente mit 63 habe sich für die Rentenversicherung als milliardenschwere Belastung und für die Wirtschaft als Verlust besonders vieler hochqualifizierter Arbeitskräfte erwiesen, sagte Vogel weiter. „Sie privilegiert faktisch bestimmte Jahrgänge.“
Tatsächlich scheint eine Abschaffung der Rente mit 63 aber am Willen vieler Menschen vorbeizugehen. So zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Autozulieferers Continental, dass viele Menschen überhaupt nicht bereit dazu sind, ihre Beschäftigung im Alter von 63 Jahren und darüber hinaus fortzuführen. Nur gut jeder Fünfte (22 Prozent) gab in der Analyse an, über den Renteneintritt hinaus zumindest in Teilzeit arbeiten zu wollen. 43 Prozent sagten sogar, dass sie bereits vor Erreichen des Rentenalters komplett aus dem Arbeitsleben aussteigen wollen. An der Umfrage nahmen gut 1.000 Menschen im rentennahen Alter von 58 bis 67 Jahren teil.
Hinzuverdienstgrenze entfiel zum Jahreswechsel
Um mehr Frührentner zum Weiterarbeiten zu animieren, strich die Bundesregierung zum Jahreswechsel die Hinzuverdienstgrenze bei vorgezogenen Altersrenten komplett. Infolgedessen können Frührentner nun beliebig viel hinzuverdienen, ohne eine Rentenkürzung fürchten zu müssen. An der Einstellung vieler Menschen hat diese Regelung offenbar bislang nichts geändert.
Während der Corona-Pandemie war die Hinzuverdienstgrenze zuletzt stark angehoben worden, auf 46.060 Euro pro Jahr. Vor dem Pandemie-Jahr 2020 lag sie hingegen bei 6.300 Euro pro Jahr.
Die größte Bereitschaft für das Arbeiten im Alter herrscht mit 53 Prozent in der obersten Einkommensgruppe mit mehr als 10.000 Euro Monatsverdienst. Danach folgen Geringverdiener (36 Prozent) mit weniger als 500 Euro im Monat. Während Spitzenverdiener vermutlich vor allem aus Interesse an ihrer Aufgabe weitermachen wollen, könnten es sich Geringverdiener oft schlicht nicht leisten, auf ihr Einkommen zu verzichten.