Steht die Direktanbindung für Makler vor dem Aus?
Direktanbindungen und analoges Fernsehen haben etwas gemeinsam: Es wird immer weniger davon geben.Daniel Feyler
Versicherungsmakler, Insurtech-Investor, Experte für digitale Lösungen bei Versicherern und Banken
Hand aufs Herz: Die Direktanbindung ist das analoge Fernsehen der Versicherungsbranche. Sympathisch, vertraut – und zunehmend abgehängt von Plattformen. Die Realität im Maklermarkt heißt Aggregation: Wer Prozesse, Daten und Einkaufsmacht bündelt, gewinnt. Genau deshalb werden Maklerpools an Relevanz zulegen – und Direktanbindungen seltener werden. Das „Analoge“ verschwindet nicht ganz, verliert aber stetig an Bedeutung.
Wachsende Marktmacht
Der zweite Treiber sind Private-Equity-finanzierte Konsolidierer. Namen wie beispielsweise GGW, MRH Trowe oder Ascendia stehen für Buy-and-Build mit hohem Tempo. Sie bündeln Mittelstand, professionalisieren Einkauf und Daten – und verhandeln mit Versicherern nicht mehr als Bittsteller, sondern als echter Key Account. Gegen diese Marktmacht wirken viele Einzelanbindungen wie Statisten.
Warum folgt der Markt dieser Logik? Erstens, Demografie: Die ältere Generation möchte ihr Lebenswerk lukrativ und nachhaltig übergeben. Pools bieten Maklerrenten, Konsolidierer übernehmen ganze Unternehmen – Bestände bleiben im Ökosystem.
Zweitens, Management 2.0: Jungmakler denken in Netzwerken, Schnittstellen und MVP-Integrationen. Sie wollen keine Insellösungen einzelner Direktanbindungen, sondern eine zentrale Datenhaltung, Automatisierung und Support durch Experten. Und genau das liefern führende Pools heute.
Engpass bei Maklerbetreuern
Versicherer wiederum stehen vor einem banalen, aber harten Engpass: Maklerbetreuer. Tausende Direktpartner zu betreuen, scheitert weniger an Wollen als an Kapazitäten. Also verweist man auf Pools oder lagert C-Makler an Dienstleister aus. Das Ergebnis: Weniger Direktverbindungen, mehr Plattformbeziehungen.
Heißt das „Größe frisst alles“? Nein. Aggregation ist ein Startvorteil, kein Geschäftsmodell. Wer bloß Courtagen „harmonisiert“ und Verwaltung feinschleift, wird austauschbar. Zukunft haben Plattformen als Brücke, nicht als Mautstelle: Sie schaffen messbaren Mehrwert – fachlicher Support bei Spezialrisiken, schnelle Platzierung, konsolidierte Bestände im MVP, saubere Daten – und teilen diesen Mehrwert fair mit Maklern und Versicherern.
Parallel wird der Technologiegraben tiefer. Die führenden Plattformen investieren massiv in Service, Datenmodelle, Schnittstellen und Automatisierung. Für den Versicherer: skalierbarer Zugang zum Markt – sofern der Pool partnerschaftlich denkt.
Die Konsequenz ist absehbar:
Direktanbindungen werden selektiver – Key Accounts ja, breite Streuung (wie früher) nein.
Maklerpools gewinnen als Infrastruktur- und Servicepartner.
Konsolidierte Großmaklergruppen bauen Marktmacht auf und aus.
Kurz: Die Tendenz geht weg von Fragmentierung, hin zu Oligopol-Strukturen.
Was ist jetzt zu tun?
Versicherer brauchen eine klare Partnerarchitektur: wenige starke Direktrelationen, flankiert von strategischen Pool-Allianzen mit definierten Service-Levels. Pools wiederum müssen beweisen, dass sie nicht nur Größe, sondern auch Qualität liefern – für Makler und Produktgeber.
Die Direktanbindung ist kein Auslaufmodell, sondern ein strategischer ErfolgsfaktorMichael Reinelt
Vertriebsvorstand der Dialog Versicherungen
Stirbt die Direktanbindung für Versicherungsmakler aus? – Ein klares Nein aus Sicht der Dialog Versicherungen.
In einer zunehmend digitalisierten Versicherungswelt stellt sich für viele Marktteilnehmer die Frage: Hat die klassische Direktanbindung für Makler noch eine Zukunft? Bei der Dialog sind wir überzeugt: Ja – das hat sie!
Es braucht verlässliche Beziehungen
Ich sehe die Direktanbindung nicht als Auslaufmodell, sondern als strategischen Erfolgsfaktor. Sie steht für persönliche Nähe, unternehmerische Partnerschaft und digitale Effizienz. Auch wenn Plattformlösungen inzwischen dominieren, braucht es direkte, stabile und verlässliche Beziehungen zwischen Maklern und Versicherern.
Die Dialog steht auch weiterhin für genau diese Verbindung – persönlich, direkt und digital unterstützt.
Jeder Makler – auch Einsteiger – kann bei der Dialog eine Direktanbindung erhalten. Wir wollen zudem gezielt junge Vermittler unterstützen und ihnen den Einstieg erleichtern. Dies ist Teil unserer langfristigen Strategie, um dem Generationenwechsel im Maklermarkt aktiv zu begegnen.
Wir setzen bei der Dialog auf nachhaltiges, profitables Wachstum, und dies mit hybrider Ausrichtung: Unsere Partner entscheiden über die Art der Zusammenarbeit mit uns. Insbesondere die Direktanbindung ist dabei ein zentraler Bestandteil und kann Maklern individuelle Betreuung, digitale Unterstützung und Partnerschaft bieten.
Dass die Direktanbindung weiterhin relevant ist, lässt sich aus Sicht der Dialog an vier Punkten festmachen:
Vertrauen und Nähe: Makler schätzen den direkten Draht zu ihren Ansprechpartnern. Die Dialog bietet persönliche Betreuung durch spezialisierte Maklerbetreuer, die nicht nur Produkte kennen, sondern auch die Herausforderungen im Makleralltag sowie die unterschiedlichen Präferenzen und Geschäftsmodelle verstehen.
Flexibilität und Geschwindigkeit: Direktanbindungen ermöglichen oftmals schnelle Entscheidungen, individuelle Lösungen und direkten Zugriff auf Systeme und Services – insbesondere bei sehr spezialisierten Maklern.
Technologische Unterstützung: Moderne Direktanbindung heißt nicht analog. Die Dialog investiert kontinuierlich in digitale Schnittstellen, Tools und Prozesse, die Maklern die Arbeit erleichtern – von der Angebotsberechnung bis zur Vertragsverwaltung. Das erhöht die Profitabilität für alle Beteiligten.
Wertschätzung der Maklerrolle: Makler sind keine reinen Vermittler, sondern Berater für ihre Kunden mit hoher Verantwortung. Die Dialog sieht sie als strategische Partner und bietet ihnen Zugang zu exklusiven Produkten, Weiterbildungen und vertriebsunterstützenden Maßnahmen.
Deshalb ist und bleibt die Dialog ein Maklerversicherer mit der Möglichkeit zur Direktanbindung. Wir glauben an den Wert der persönlichen Beziehung, an die Stärke individueller Beratung und an die Zukunft eines hybriden Vertriebs, der digitale Effizienz mit menschlicher Nähe verbindet. Wer auf nachhaltige Zusammenarbeit und individuelle Betreuung setzt, findet in der Direktanbindung ein bewährtes Modell.
Pro und Contra Direktanbindung
Pro:
Marktkonsolidierung: Pools bieten mehr Einkaufsmacht und Datenintegration.
Technologie: Junge Makler bevorzugen Netzwerklösungen.
Contra:
Nähe: Direktanbindungen bieten persönliche Betreuung.
Flexibilität: Schnellere Entscheidungen und maßgeschneiderte Lösungen.