Haftungsrisiken durch KI

So verändert die neue Technologie die Unternehmenswelt

Künstliche Intelligenz begeistert immer wieder durch die Vielfalt ihrer Einsatzmöglichkeiten. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten – in dem Fall sind es Haftungsrisiken, die in Unternehmen richtig abgesichert werden wollen.

13:09 Uhr | 03. September | 2025
So verändert die neue Technologie die Unternehmenswelt

| Quelle: Hiscox

Texte schreiben, Kundenanfragen beantworten, Software programmieren – längst übernimmt künstliche Intelligenz (KI) Aufgaben, die früher in menschlicher Hand lagen. Drei Viertel der Unternehmen in Deutschland und zwei Drittel der Bevölkerung stimmen einer Bitkom-Befragung zufolge zu, dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist. Der Trend geht dabei in Richtung Integration in allen Unternehmensbereichen.  

Was nach einem praktischen Effizienzgewinn klingt, wirft jedoch zunehmend Fragen auf: Wo liegen die Risiken beim Einsatz von KI? Wer haftet im Schadensfall? Und wie können sich Unternehmen absichern? Für Versicherungsvermittler ist das ein Impuls für die Beratung ihrer Gewerbekunden, vom Freelancer bis zum Mittelständler. 

Die Bandbreite an KI-Anwendungen in Unternehmen ist enorm – quer durch alle Branchen. Im Marketing wird sie genutzt, um Werbetexte zu verfassen oder Social-Media-Kampagnen zu planen. Im Vertrieb analysiert sie Kundendaten, erkennt Muster und liefert Handlungsempfehlungen. Selbst im Personalwesen kann KI erste Vorauswahlen bei Bewerbungen treffen oder maßgeschneiderte Jobbeschreibungen erstellen.  

Ein Überblick: Von Texten bis Programmieren 

Für die Erstellung von Texten ist wohl das bekannteste Tool ChatGPT von OpenAI. Es kann E-Mails ebenso formulieren wie Blogbeiträge, juristische Vorlagen oder Social-Media-Posts. Daneben gibt es noch Jasper.ai, speziell fürs Marketing konzipiert. Es bietet zahlreiche Textvorlagen, etwa für Landingpages, Newsletter oder Produktbeschreibungen und lässt sich in bestehende Content-Workflows integrieren. Writesonic und Copy.ai bieten ebenfalls textbasierte KI-Funktionen. 

Midjourney beispielsweise erzeugt Bilder aus Textbeschreibungen. Besonders beliebt für kreative, künstlerische und visuelle Kampagnen. DALL·E 3 (ebenfalls von OpenAI) ist in ChatGPT integriert und erschafft Bilder auf Basis von Prompts. Canva ist nicht nur sehr intuitiv in der Bearbeitung von Bildern, sondern geht weit darüber hinaus. Es nutzt KI („Magic Studio“), um Präsentationen, Social-Media-Posts oder Marketingmaterialien auf Knopfdruck zu gestalten. Videos lassen sich ebenfalls mit KI erzeugen. Aber auch selbst Programmieren ist möglich. Zum Beispiel mit GitHub Copilot – entwickelt von GitHub und OpenAI. 

KI steckt längst in vielen Programmen

Doch nicht nur die oben genannten Tools, die offensichtlich für ihre KI-Funktionen bekannt sind, verwenden diese Technologie. In vielen Programmen, wie HubSpot, Salesforce, Adobe Firefly oder Canva wird darauf zurückgegriffen. So nutzen viele Unternehmen heute schon KI, ohne es zu wissen – denn sie ist bereits in viele bekannte Softwarelösungen eingebunden. 

Die Kehrseite: Haftungsrisiken durch KI


Wenn sich Unternehmen also wissentlich oder unwissentlich mehr und mehr auf KI verlassen, erhöht sich auch das Schadenspotenzial. Künstlich generierte Inhalte können unerwartete Folgen haben. Zum Beispiel, wenn eine vermeintlich juristisch korrekte Vertragsklausel aus einer KI-Anwendung zu einem Rechtsstreit führt. Oder wenn ein KI-generierter Werbetext falsch ist und deshalb eine Abmahnung ins Haus flattert. Auch datenschutzrechtlich lauern Gefahren, etwa, wenn sensible Kundendaten in ein öffentlich zugängliches KI-Tool eingegeben werden. 

Beispiel aus der Praxis: Urheberrechtsverletzung

Wenn beispielsweise eine Agentur für einen Kunden einen Werbebanner mit einer KI-Bildsoftware erstellt, und das Motiv stark einem geschützten Foto ähnelt, kann der Fotograf das Unternehmen abmahnen und Schadensersatz fordern. Das Unternehmen wendet sich an die Agentur und es folgen Rechtsstreitigkeiten und Reputationsverlust für die Agentur.  

Unverzichtbar: Der richtige Versicherungsschutz 

Die gute Nachricht: Die Risiken, die das Nutzen von KI mit sich bringt, lassen sich über eine Vermögensschadenhaftpflicht absichern. So sind in den Hiscox Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen Ansprüche Dritter aus dem Nutzen oder dem Bereitstellen von KI-Anwendungen automatisch mitversichert. 

Beratung mit Weitblick 

An diesem Punkt wird die Rolle des Versicherungsvermittlers entscheidend. Denn viele Unternehmer sind sich der Risiken nicht bewusst. Sie schätzen die Technik als nützlich ein, denken aber kaum über Haftungsfragen oder demzufolge auch nicht über Versicherungslücken nach. Hier bietet sich ein Türöffner für das Kundengespräch. Versicherungslösungen sind vorhanden. Ob Vermögensschadenhaftpflicht für beratende Berufe, Cyberpolicen zur Absicherung von Datenschutzverletzungen oder Produkthaftungserweiterungen für digitale Dienstleistungen: Die Kunst liegt darin, diese Themen lösungsorientiert zu präsentieren. Ein guter Einstieg kann die Frage sein, ob KI bereits im Unternehmen genutzt wird – und ob die bestehenden Versicherungen darauf vorbereitet sind. 

Fazit: Wichtige Fragen für das Beratungsgespräch


1. Wird in Ihrem Unternehmen aktuell KI eingesetzt – bewusst oder unbewusst über Drittsoftware? 
2. Gibt es dokumentierte Richtlinien für den KI-Einsatz? 
3. Werden personenbezogene Daten in KI-Tools eingegeben? 
4. Prüfen Sie KI-generierte Inhalte vor Veröffentlichung juristisch oder fachlich? 
5. Gab es bereits Vorfälle oder Beschwerden im Zusammenhang mit KI-gestützten Prozessen? 
6. Sind bestehende Versicherungsverträge auf neue digitale Risiken angepasst? 
7. Arbeiten externe Dienstleister mit KI, deren Ergebnisse Sie nutzen? 
8. Werden KI-Ergebnisse gespeichert und archiviert, um im Streitfall Nachweise zu haben?