Assekurata analysiert Pflege-Tarifmodelle

So lässt sich die Pflegelücke schließen

Welche Vor- und Nachteile haben die Pflege-Tarifmodelle der Krankenversicherer? Und wie schnüren Makler das passende Absicherungspaket? Eine Analyse des Kölner Ratinghauses Assekurata gibt Aufschluss.

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14:05 Uhr | 17. Mai | 2023
Riss in Mauer

Wie lässt sich die Pflegelücke schließen? Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Tarifmodelle listet das Ratinghaus Assekurata in einer aktuellen Analyse auf.

| Quelle: FredFroese

Das System der sozialen Pflegeversicherung steckt bekanntermaßen tief in den roten Zahlen: Das Defizit hat sich mittlerweile auf 4,5 Milliarden Euro summiert, die Eigenanteile klettern unaufhörlich in schwindelerregende Höhen – aktuell liegen sie im Schnitt bei 2.411 Euro. Am Freitag stimmte der Bundesrat einer neuen Pflegereform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu. Dementsprechend soll der allgemeine Beitragssatz noch in diesem Jahr um bis zu 0,35 Prozentpunkte angehoben werden. Parallel bringt ein vom PKV-Verband initiierter Expertenrat eine Versicherungspflicht ins Spiel, um so der steigenden Eigenanteile Herr zu werden.

Mitten in dieser Gemengelage hat das Kölner Ratinghaus Assekurata nun eine Studie erstellt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Versorgungslücke in der Pflege aufzuzeigen sowie die Möglichkeiten, gegenzusteuern. Die 26-seitige Analyse liefert Verbrauchern Hinweise, worauf beim Abschließen von Pflegezusatzversicherungen zu achten ist und worin die Vor- und Nachteile der verschiedenen Tarifmodelle liegen.

Betriebliche Pflegeversicherung gewinnt an Bedeutung

Vorneweg stellt das Analysehaus folgende Entwicklung fest: In den vergangenen Jahren stagnierten die Bestandszuwächse in der Pflegezusatzversicherung erheblich. So hätten Ende 2021 hätten lediglich 5,3 Prozent beziehungsweise 4,4 Millionen Personen eine zusätzliche Absicherung für den Pflegefall abgeschlossen. Allerdings müsse hier mit einbezogen werden: Die betriebliche Pflegeversicherung habe an Bedeutung gewonnen – 50.000 Chemie-Tarifbeschäftigte seien derzeit über einen pauschalen Arbeitgeberbeitrag in der betrieblichen Pflegezusatzversicherung CareFlex Chemie abgesichert.

Dass sich nur ein äußerst geringer Bevölkerungsanteil für den Abschluss einer Pflegezusatzpolice entschließt, liegt laut den Analysten von Assekurata in der Kaufzurückhaltung der Verbraucher begründet. In einer Allensbach-Untersuchung habe jeder zweite Befragte angegeben, dass ihm die Ausgaben für einen Pflegezusatz zu hoch seien. „Nur wenige prüfen die Möglichkeiten der Pflegevorsorge über Pflegezusatz-Versicherungen, weil sie unterstellen, dass die dafür notwendigen Beiträge sie überfordern könnten“, schreiben die Assekurata-Autoren.

Vermittler sollten daher ihre Kunden für die Notwendigkeit einer zusätzlichen Vorsorge sensibilisieren. Dabei stehen drei Produktformen für die Zusatzabsicherung im Pflegefall zur Verfügung: Die Pflegetagegeldversicherung, die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung (Pflege-Bahr) und die Pflegekostenversicherung. Die Pflegetagegeldversicherung rangiert mit 3.047.600 Versicherten an oberster Stelle der Beliebtheitsskala. Danach folgt die Pflegezusatzversicherung mit 917.200 Versicherten sowie an dritter Stelle die Pflegekostenversicherung mit 366.500 Personen.

Die Vor- und Nacheile der Absicherungsmodelle im Detail:

Die Pflegekostenversicherung

Fünf Krankenversicherer bieten aktuell eine Pflegekostenversicherung an. Dabei erstattet die Police nur tatsächlich nachgewiesene Kosten. Allerdings, so fügen die Assekurata-Autoren hinzu, würden mittlerweile einige Tarife auf das Kostennachweisprinzip verzichten und einen monatlichen Geldbetrag abhängig vom Pflegegrad und davon, ob die Pflege ambulant oder stationär erfolgt, bezahlen.

„Im Vergleich zu den geförderten und ungeförderten Pflegetagegeldversicherungen sind Pflegekostentarife preislich etwas günstiger. Grund hierfür sind insbesondere die geringeren Leistungen für häusliche Pflege durch Angehörige“, erläutern sie. Besonders geeignet sei diese Absicherungsform für Personen, „die bereits bei Vertragsabschluss wissen, dass sie später einmal professionell zu Hause gepflegt werden (wollen)“, schreiben die Studienautoren weiter.

Die Pflegezusatzversicherung

Eine Pflegezusatzversicherung („Pflege-Bahr“) haben aktuell 23 PKV-Unternehmen im Portfolio. Hier sehen die Förderkriterien für jeden Pflegegrad eine bestimmte Mindestleistung vor, in Pflegegrad 5 sind beispielsweise 100 Prozent des Tagegeldes sowie mindestens 600 Euro im Monat zu erstatten. Im Unterschied zur Pflegekosten- und Pflegetagegeldversicherung verzichtet der Versicherer auf eine Gesundheitsprüfung, so dass sich auch Menschen mit Vorerkrankungen versichern können. In den ersten fünf Jahren gibt es keinen Leistungsanspruch, im Falle eines Unfalls entfällt diese Wartezeit.

Wie die Studienautoren ausführen, gewähre aktuell gut ein Drittel der Versicherer in den so genannten Mindestleistungstarifen in den Pflegegraden 1 bis 4 lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestleistungen. Andere Anbieter würden hier differenzierter vorgehen und auch in den Pflegegraden 2 bis 4 höhere Leistungen bieten. „Der Pflege-Bahr stellt nur eine Teilabsicherung dar, so dass im Pflegefall in vielen Fällen eine nicht unerhebliche Versorgungslücke bestehen bleibt, welche mittels einer weiteren Pflegezusatzversicherung geschlossen werden kann“, schreiben sie außerdem.

Die Pflegetagegeldversicherung

Ähnlich wie beim „Pflege-Bahr“ wird den Versicherten auch hier ein Pflegetagegeld ausgezahlt. Zwar wird die Pflegetagegeldversicherung staatlich nicht gefördert, dafür besteht ein Recht auf Kindernachversicherung ohne die sonst obligatorische Gesundheitsprüfung. Weitere Vorteile dieser Versicherungsvariante: Je nach Wunsch kann die Pflegelücke für den Fall ambulanter wie stationärer Pflege geschlossen werden. Die Höhe des Tagesgeldes ist frei wählbar.

Zum Schluss der Studie empfehlen die Autoren, eine „fachkundige Beratung“ für die Produktauswahl in Anspruch zu nehmen. Denn die Ursachen für Beitragsunterschiede seien vor allem in den Leistungsversprechen der Tarife zu suchen. „Daher gilt es, auch beim Abschluss von Pflegezusatzversicherungen nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Bedingungen zu achten“, schreiben sie. Als vorteilhafteste, weil flexibelste Absicherungsvariante bewerten sie die Pflegetagegeldversicherung.