Metallrente-Studie

Bewusstsein für Arbeitskraftschutz nimmt zu – bei gleichzeitigem Irrglauben

Immer mehr Menschen werden infolge psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Dadurch wächst das Bedürfnis nach einem Versicherungsschutz, der zumindest die eigene Existenz finanziell absichert. Doch die Gemengelage ist diffizil.

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13:09 Uhr | 27. September | 2023
Bewusstsein für Arbeitskraftschutz nimmt zu

Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland ist laut Branchenverband GDV im Laufe seines Arbeitslebens von Berufsunfähigkeit betroffen. Das wissen zunehmend auch die Arbeitnehmer selbst.

| Quelle: grinvalds

Die Deutschen haben immer mehr Angst, wegen psychischer Erkrankungen nicht mehr arbeiten zu können. Mittlerweile treibt diese Sorge 53 Prozent der Menschen um. Im Jahr 2020 lag diese Zahl noch bei 37 Prozent, wie eine Umfrage des Versorgungswerks Metallrente belegt.

Der Verlust der eigenen Arbeitskraft beschäftigt die Angestellten also zunehmend. Und das zurecht. Denn seelische Leiden sind die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Demnach waren im Jahr 2021 knapp 30 Prozent aller Fälle auf diese Leiden zurückzuführen, wie der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt.

Frauen blicken sorgenvoller auf das Risiko

Diese Entwicklung schlägt sich auch auf das Bewusstsein für einen entsprechenden Arbeitsschutz nieder: Mittlerweile sagen fast neun von zehn Bundesbürgern, dass sie zusätzlich vorsorgen müssen, um bei einem Arbeitskraftverlust finanziell abgesichert zu sein. Vor drei Jahren lag die Zustimmung noch bei lediglich 73 Prozent, heißt es in der Metallrente-Studie, für die 2.000 Personen im Alter zwischen 14 und 45 Jahren befragt worden sind.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen einen interessanten geschlechtertypischen Unterschied: Während jede fünfte Frau Angst vor einer künftigen Berufsunfähigkeit hat, ist es unter den Männern nur jeder Dritte. Die Wahrheit liegt allerdings in der Mitte. Denn ganz gleich, ob durch psychische Erkrankungen oder aus körperlichen Gründen: Jeder vierte Beschäftigte in Deutschland ist laut dem Branchenverband GDV im Laufe seines Arbeitslebens von Berufsunfähigkeit betroffen.

Wissen über Berufs- und Erwerbsunfähigkeit gering

Gleichwohl die Ängste hinsichtlich des Verlusts der eigenen Arbeitskraft zugenommen haben, ist das Wissen darüber, was berufs- und was erwerbsunfähig tatsächlich bedeutet, noch ausbaufähig. So weiß nur gut ein Drittel der Befragten, dass sie sich im Falle einer gesundheitsbedingten Berufsunfähigkeit einen neuen Job suchen müssen.

Erwerbsunfähig ist nämlich nur, wer dauerhaft weniger als sechs Stunden beziehungsweise drei Stunden pro Tag eine Tätigkeit ausüben kann. Erst dann haben die Betroffenen auch Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Tatsächlich ist über die Hälfte der Deutschen überzeugt, dass ihnen der Staat auch bei einer Berufsunfähigkeit finanziell unter die Arme greift.

Magere Erwerbsminderungsrente – hohe Inflation

Doch selbst jene, die es besser wissen, erliegen einem Trugschluss: Die Hoffnung, dass die finanzielle stattliche Unterstützung bei einer Erwerbsunfähigkeit ausreicht, um über die Runden zu kommen, hat zugenommen. Mittlerweile erliegen 22 Prozent der Bundesbürger diesem Glauben. Doch die Zahlen der Deutschen Rentenversicherung sind ernüchternd: Gerade einmal 950 Euro betrug die Erwerbsminderungsrente im Durchschnitt im vergangenen Jahr. Das wird wohl kaum reichen angesichts der Inflationsrate.

Apropos Inflation: Die wiederum ist durchaus ein Thema bei den Befragten und nährt die Sorge davor, sich keine zusätzliche Vorsorge mehr leisten zu können. Das zumindest befürchten aktuell 54 Prozent und damit 15 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Ganz unbegründet könnte die Vermutung nicht sein. Schließlich warnte auch der GDV unlängst vor einem spartenübergreifenden Anstieg der Versicherungsprämien. Inwiefern und in welchem Ausmaß auch Produkte zur Arbeitskraftversicherung davon betroffen sein werden, wird sich erst noch zeigen.

Je früher die eigene Arbeitskraft abgesichert wird, desto besser: Denn in jungen Jahren sind die Prämien niedriger, bestimmte Erkrankungen noch nicht eingetreten und Behandlungen gerade psychotherapeutischer Art noch nicht in Anspruch genommen worden. Schließlich ist es nach wie vor nicht ganz einfach, einen Versicherungsschutz überhaupt zu bekommen, wenn Verbraucher im Antrag ihre Psychotherapieerfahrung angeben.