Vorbeugen, statt nur absichern

„Hier stößt Prävention auf gesetzliche Grenzen“

Interview mit Maximilian Happacher, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), über die Auswirkungen und Möglichkeiten von mehr Präventionsmaßnahmen in der Versicherung.

09:02 Uhr | 02. Februar | 2024
Dr. Maximilian Happacher

Dr. Maximilian Happacher, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV)

| Quelle: DAV

procontra:

Führt Prävention letztlich immer zu niedrigeren Prämien?

Maximilian Happacher:

Voraussetzung ist, dass Prävention wirksam ist. Das heißt, es liegen Daten vor, die einen Zusammenhang zwischen Prävention und Schadenreduktion belegen. Nur dann wirken präventive Maßnahmen tendenziell positiv auf die Prämie. Zwischen den einzelnen Versicherungssparten gibt es große Unterschiede. In den meisten Produkten der Schaden- und Unfallversicherung wird Schadenprävention preisreduzierend berücksichtigt.

Bei Elementarpolicen etwa kann der Beitrag bei Privatgebäuden teilweise um die Hälfte reduziert werden. Im Leben-Bereich wird Nicht-Rauchen belohnt. Vor allem in der Privaten Krankenversicherung, der PKV, sind den Anbietern bei der Förderung von Prävention Grenzen gesetzt.

procontra:

Welche Grenzen meinen Sie?

Happacher:

Das VVG definiert Leistungen der PKV. Dort eindeutig beschrieben sind Maßnahmen der sekundären und tertiären Prävention, also grob formuliert Schritte zur Früherkennung und Genesung. Leistungen der Primärprävention, also die Vorbeugung von Krankheit, deckt das Gesetz nicht zweifelsfrei ab.

So bestehen bei der Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens große Hürden. Die Vorgaben für die Produktgestaltung und Kalkulation beinhalten gewisse Unsicherheiten und erschweren die Umsetzung.

procontra:

Haben Versicherer überhaupt ein Interesse an Prävention?

Happacher:

Abgesehen davon, dass Schadenverhütung Ärger und Leid bei den Versicherten vermeiden hilft, was immer in unser aller Interesse ist, geht es auch um Vermeidung von Kosten beispielsweise für die Schadensregulierung. Zudem trägt wirksame Prävention zu geringeren Prämien bei und ermöglicht daher mehr Kunden den Zugang zu Versicherungsschutz. Aber Leistungen für Primärprävention sind in der PKV halt nur sehr begrenzt erstattungsfähig.