Nachhaltiges Anlegen

So rentieren sich Investments in Mikrofinanzfonds

Die Nachfrage nach Artikel 9-Fonds steigt. Ein Beispiel für diese Produkte sind Mikrofinanzfonds. Das Ziel: Finanzielle Hilfe für Menschen in Entwicklungsländern. Doch die Strategie geht nicht immer auf.

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14:08 Uhr | 16. August | 2023
Afrikanischer Markt

Finanzielle Hilfe für Menschen in Entwicklungsländern: Nach dieser Strategie funktionieren Mikrofinanzfonds, die für Anleger unter bestimmten Umständen eine interessante Alternative sind.

| Quelle: xavierarnau

„Impact Fonds“, oder „Artikel 9-Fonds“, gelten als besonders nachhaltig. Anders als „Artikel 8-Fonds“, die bei ihren Investments nachhaltige Kriterien berücksichtigen, sollen Artikel 9-Fonds eine bestimmte positive Wirkung mit ihren Investments erzielen, wie die Finanzierung von erneuerbaren Energien. Impact Fonds sind keine Erfindung der EU, sondern existierten lange, bevor Brüssel ihnen die juristische Bezeichnung Artikel 9 gab. Ein bekanntes Beispiel solcher Produkte sind Mikrofinanzfonds, die in den 1980er Jahren aufgelegt wurden und sich seitdem als eine interessante Alternative für Anleger etabliert haben. 

Leicht verständliche Strategie

Ein Vorteil des Mikrofinanzfonds ist, dass die Strategie für Anleger leicht verständlich ist. Das Produkt will Menschen in den ärmeren Regionen der Welt bei ihrer Arbeit finanziell unterstützen. Gleichzeitig soll eine Rendite für die Anleger erwirtschaftet werden. Es funktioniert so: Die Fonds geben Darlehen an sogenannte Mikrofinanzinstitute (MFIs) in Entwicklungsländern. Mit den von diesen Fonds aufgenommenen Geldern vergeben die MFIs Kleinkredite an Bauern, Handwerker und andere Dienstleister in diesen Ländern. Die Zinsen für diese Kredite sind hoch, dürfen aber eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Zwischen 20 und 28 Prozent sind üblich. Die Kredite sollen dann für den Aufbau und Sicherung der Existenz der Kleinunternehmer oder für die Weiterentwicklung ihrer Geschäfte genutzt werden. 

Wenn die Strategie aufgeht – und selbstverständlich gibt es Risiken wie Ausfälle wegen Überschuldung – stehen diese Kleinunternehmer in den Regionen finanziell besser da. Die MFIs wiederum verdienen an der Zinsmarge zwischen dem Fondsdarlehen und den Kleinkrediten. Für die Anleger bleibt jedoch meist eine überschaubare Rendite, da die Höhe der Kleinkredite begrenzt ist und die Kosten der Fonds wegen Währungsabsicherungen u.a. hoch sind. 

Noch ein Nischenthema in Deutschland

Auch in Deutschland haben sich Mikrofinanzfonds als ein Nischenprodukt etabliert. Marktführer ist Invest in Visions (IIV) aus Frankfurt, der mit seinem Mikrofinanzfonds auf ein Volumen von rund 844 Millionen Euro gekommen ist. Laut IIV-Gründerin Edda Schröder sind rund 70 Prozent der Fondsanleger Privatpersonen, die die Anteile entweder direkt über ein Depot gezeichnet haben oder das Produkt von einem Berater vermittelt bekamen. Mit einer jährlichen Rendite von 1,7 Prozent seit Auflegung ist die Performance des IIV-Mikrofinanzfonds nicht berauschend. Allerdings, sagt Schröder, bekämen Anleger in ihrem Produkt neben dem finanziellen Aspekt eine „soziale Rendite“.  

Henry Schäfer, Experte für nachhaltige Investments und ehemaliger Professor an der Universität Stuttgart, nennt einen weiteren Vorteil der Produkte: Die geringe Korrelation mit anderen Investments wie Aktien oder Anleihen. Für einige Mikrofinanzfondsanleger war diese Eigenschaft ein Segen 2022. Während die Leitindizes für die Aktien- und Anleihenmärkte in diesem Jahr ein zweistelliges Minus verzeichneten, schaffte der IIV-Fonds etwa ein leichtes Plus von 0,26 Prozent. 

Schäfer sagt aber auch, dass nicht alle Mikrofinanzfonds mit ihrer Strategie Erfolg hätten, was teilweise am langfristigen Scheitern mancher Projekte liege. „Es kommt sehr darauf an, ob die mit den Mikrokrediten finanzierten Projekte gut auch von Entwicklern technisch und betriebswirtschaftlich begleitet werden. Nicht alle Mikrofinanzfonds schaffen es, dauerhaft eine Erfolgsgeschichte für Anleger und Kreditnehmer zu sein“, sagt er. Das stimmt: Während die Strategie des IIV-Fonds – Hilfe für Entwicklungsländer und eine kleine Rendite seit Auflegung aufgeht – gilt dies nicht uneingeschränkt für den Monega Mikrofinanzfonds. Seit Auflegung im April 2019 ist der Fonds mit über 3 Prozent im Minus, wobei Monega dies mit der Corona-Pandemie und mit dem Militärputsch in Myanmar begründet. Der Fonds hat sich seitdem berappelt und liegt seit einem Jahr im Plus. Das Beispiel zeigt, dass Anleger viel Geduld und Nerven für Mikrofinanzfonds haben müssen.