Höhepunkt überschritten?

Offene Immobilienfonds verzeichnen höchsten Abflüsse seit Finanzkrise

Immer mehr Anleger ziehen ihr Geld aus offenen Immobilienfonds ab, im Juli summierten sich die Netto-Abflüsse auf knapp 900 Millionen Euro. Die Branche sieht den Höhepunkt der Rückgaben jedoch mittlerweile überschritten.

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13:09 Uhr | 09. September | 2025
Zahlreiche Euroscheine wirbeln durch die Luft

Anleger gaben im Juli dieses Jahres so viele Anteile an offenen Immobilienfonds wie noch nie seit der Finanzkrise 2008 zurück.

| Quelle: DesignRage

Immer mehr Anleger stellen ihr Investment in offene Immobilienfonds in Frage. Seit August 2023 fließt bereits mehr Geld aus als in die Fonds. Doch so hoch wie im Juli dieses Jahres lagen die Nettomittelabflüsse seit der globalen Finanzkrise 2008 noch nie: Insgesamt 889 Millionen Euro zogen die Anleger netto aus den Fonds ab – das geht aus Daten hervor, die die Unternehmensberatung Barkow Consulting veröffentlichte. In Summe haben die Anleger somit seit August 2023 bereits 11,1 Milliarden Euro aus den Fonds abgezogen.

Insgesamt gaben die Anleger im Juli sogar Fondsanteile in Höhe von 1,19 Milliarden Euro zurück – auch das ein Rekordwert. Demgegenüber flossen insgesamt 304 Millionen in die Fonds. Barkow Consulting schätzt, dass der überwiegende Teil dieser Summe aus Sparplänen und automatischen Wiederanlagen von Ausschüttungen stammt. Das Neugeschäft dürfte indes weiter sehr gering ausfallen.

Überraschend sind die hohen Nettomittelabflüsse für das Beratungshaus indes nicht. So war im Juni vergangenen Jahres der offene Immobilienfonds Uniimmo: ZBI Wohnen stark abgewertet worden. Berücksichtigt man die zwölfmonatige Rückgabefrist für Anleger und die hohe Anzahl von Google-Suchanfragen zum Thema im vergangenen Sommer, war davon ausgegangen worden, dass weiter Geld aus den Fonds fließt.

Weitere Abflüsse wahrscheinlich

Auch in Zukunft rechnet die Branche mit weiteren Abflüssen. Das sagte Karim Esch, Investmentchef bei Union Investment, gegenüber dem Handelsblatt. Allerdings geht er davon aus, dass der Höhepunkt der Rückgaben mittlerweile erreicht ist.

Mut macht ihm, dass sich der Markt für Büroimmobilien langsam wieder erholt. Zudem verwies er auf die hohen Vermietungsquoten vieler Fonds. Unter den Anlegern, die ihre Anteile zurückgegeben haben, seien laut Esch auch solche gewesen, die mit ihrem Investment kurzfristig höhere Renditen als mit Staatsanleihen erzielen wollten. Diese seien mittlerweile bereits aus den Produkten ausgestiegen, weitere Abflüsse durch diese also folglich nicht mehr zu erwarten.

Auch bei Barkow Consulting geht man von zurückgehenden Abflüssen aus. „Wann und in welchem Ausmaß, bleibt abzuwarten“, so das Beratungshaus.

Long Story short

Seit August 2023 ziehen Anleger massiv Geld aus offenen Immobilienfonds ab – insgesamt bereits 11,1 Milliarden Euro. Allein im Juli 2025 erreichten die Nettomittelabflüsse mit 889 Millionen Euro den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Experten erwarten zwar weitere Rückgaben, sehen den Höhepunkt aber überschritten