Nachhaltige Kapitalanlagen: Deutsche Versicherer ermitteln CO2-Fußabdruck
Die in Deutschland ansässigen Versicherer haben europaweit erstmals einen CO2-Fußabdruck für einen Teil ihrer Kapitalanlagen veröffentlicht und damit eine konkrete Messlatte für das Beziffern ihres nachhaltigen Investierens gelegt. „Unser Fußabdruck für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen von 71 Tonnen CO2 je investierter Million Euro ist die Referenz, an der wir uns in künftigen Jahren messen lassen wollen“, erklärte am Donnerstag GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen beim TransVer Day, dem Nachhaltigkeitstag der Versicherer. Dabei unterstrich er: Dieser Wert solle bis 2025 erkennbar sinken.
Nachhaltigkeitsziele fest in den Unternehmen verankert
Insgesamt wurde der CO2-Fußabdruck für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen mit einem Volumen von 310 Milliarden Euro berechnet – das entspricht rund einem Fünftel (19,9 Prozent) der gesamten Anlagen der Erstversicherer. Die Unternehmen, an denen sich die Versicherer beteiligen, produzierten 21,9 Millionen Tonnen CO2 – ein Emissionsausstoß, der den Versicherern zuzurechnen ist.
Den Fußabdruck erhob der GDV auf Basis der Methoden, die künftig für Unternehmen gesetzlich vorgegeben sind. In den kommenden Jahren solle der CO2-Fußabdruck der deutschen Versicherer auch für weitere Anlageklassen errechnet werden, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung.
Offenbar sind Nachhaltigkeitsziele mittlerweile fest in den Unternehmen der Branche verankert. So verfolgt die überwiegende Mehrheit der Versicherer (Marktanteil an den Beitragseinnahmen: 86 Prozent, 182 Unternehmen) laut eigenen Angaben eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Ein fast ebenso großer Teil von 85 Prozent hat Net-Zero-Ziele für die Kapitalanlagen. 80 Prozent der Versicherer achten im eigenen Geschäftsbetrieb auf nachhaltige Aspekte – beispielsweise bei der Auswahl von Dienstleistern oder bei der Energieversorgung. Geht es um die Zeichnung von Risiken, berücksichtigen 58 Prozent entsprechende Nachhaltigkeitsauswirkungen. „Die erst zum Anfang des vergangenen Jahres von uns angestoßenen Veränderungen werden von den Unternehmen umgesetzt“, so das Fazit von Hauptgeschäftsführer Asmussen.
Anfang 2021 hatten die Versicherer ihre erste Roadmap für den Weg zu klimaneutralen Unternehmen veröffentlicht. Diese sieht vor: Der Versicherungssektor soll die eigene Kapitalanlage von aktuell 1,8 Billionen Euro bis 2050 netto komplett dekarbonisieren. Zudem sollen langfristig keine gewerblichen und industriellen Risiken mehr ins Portfolio aufgenommen werden, wenn Kunden und Geschäftspartner eigene Anstrengungen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft unterlassen. Weiterhin ist ein Ausbau von nachhaltigen Versicherungsprodukten vorgesehen und die Branche beabsichtigt, bis 2025 in ihren eigenen Liegenschaften in Deutschland netto-klimaneutral zu arbeiten.