„Wir müssen Immobilien neu denken“
procontra: Wieso braucht es – so Ihre Mission – „eine Investment-Plattform für zukunftsweisende Immobilienobjekte“?
Alexander Lackner: Die Immobilienbranche hat sich zu lange auf dem Status Quo ausgeruht. Aber die Megatrends unserer Zeit zwingen uns dazu, mobiler und flexibler zu werden. Dadurch verändert sich auch die Art, wie wir arbeiten und wohnen. Daran müssen sich die Immobilien anpassen. Denn die Ansprüche, die damit an zukünftigen Wohn- und Arbeitsraum gestellt werden, sind vielfältig: Wir brauchen Raum für Entfaltung, zum Austausch und zum konzentrierten Arbeiten, Flächen für Events und zur Erholung, zum Essen oder für Kultur. Kurzum: Wir müssen: Immobilien neu denken. Hier setzen wir an und beteiligen uns an Betreibern von Immobilienkonzepten, die solche Ansätze gut in die Praxis umsetzen. Neben dem Kapital stellen wir unsere Immobilienexpertise und unser Netzwerk in der Branche zur Verfügung. Mittelfristig wollen wir entsprechende Fondsprodukte aufsetzen.
procontra: Welche Betreiberfirmen wecken Ihr Interesse?
Lacker: Aktuell sind wir beteiligt an den Betreiberkonzepten Stayery (Serviced Apartments), The Base (Co-Living), Lively (Senior Living), Scaling Spaces (Flex Offices) und haben ein Joint Venture mit KinderHut (Kindertagesstätten). Zudem haben wir uns an einem Konzept aus der Gastronomiebranche beteiligt und sind Investor bei dem Restaurantbetreiber The Klub Kitchen. Die Restaurantkette eignet sich gut dazu, in unsere anderen Beteiligungen integriert zu werden. Insbesondere Stayery, The Base oder Scaling Spaces haben jüngere, urbangeprägte Menschen als Zielgruppe, die ein solches gastronomisches Angebot nachfragen.
procontra: Bleiben wir bei den Wohnformen. Wie kann man sich die vorstellen?
Lackner: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die soziale Komponente bei modernen Wohnkonzepten mitgedacht werden muss. Denn soziale Isolation kann ein großes Problem sein. Viele junge Menschen wie Studierende oder Berufseinsteiger machen diese Erfahrung, wenn sie zum Studium oder den neuen Job in eine neue Stadt kommen. Sie kennen dort niemanden, haben keinen sozialen Anschluss und finden nur schwierig bezahlbaren, ihren Bedürfnissen entsprechenden Wohnraum. Co-Living schafft hier Abhilfe. Wer ein Apartment mietet, kann ohne großen Aufwand sofort einziehen und findet vor Ort ein großes Angebot an Gemeinschaftsflächen. Dazu gehören Community-Küchen, Co-Working-Spaces, Kino, Gym, Waschküche, Game Room, Meditationsraum, Shared Garden oder Rooftop-Bar. Und dann gibt es vor allem für junge Berufstätige, die ortsunabhängig arbeiten, sogenannte Serviced Apartments. Sie verbinden den Komfort eines eigenen Apartments mit dem Service eines Hotels. In puncto Wohnlichkeit sind sie mit dem eigenen Zuhause vergleichbar.
Natürlich bieten diese Wohnkonzepte auch attraktive Renditen, die sicherlich bei plus 4,5 Prozent liegen werden. Am Ende müssen wir uns aber auch vor Augen führen, dass es auch eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung ist, den wachsenden Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.Alexander Lackner
procontra: Das sind überwiegend Angebote für junge Menschen. Beobachten Sie auch einen Wandel bei älteren Generationen?
Lackner: Auch die ältere Generation äußert häufiger den Wunsch nach einer Wohnsituation, in der sie am kulturellen und sozialen Leben teilhaben kann. Senior Living bietet als Wohnkonzept für Best Ager eine Art Co-Living für die Generation 60+. Konkret bedeutet das, barrierefreie Apartments anzubieten, sowie angeschlossene Gemeinschaftsflächen mit ansprechenden Design und optionalen Serviceleistungen, um den Bewohnern ein Umfeld zu ermöglichen, was Ihnen ein abwechslungsreiches und schönes Leben im Alter zu ermöglicht.
procontra: Versprechen solche Wohnkonzepte auch eine attraktive Rendite?
Lackner: Natürlich bieten diese Wohnkonzepte auch attraktive Renditen, die sicherlich bei plus 4,5 Prozent liegen werden. Am Ende müssen wir uns aber auch vor Augen führen, dass es auch eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung ist, den wachsenden Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.
procontra: Inwiefern haben auch Privatanleger etwas davon?
Lackner: Der Kauf einer Serviced-Apartment-Wohnung birgt für private Anleger zu viele Risiken. Aus unserer Sicht ist ein professionelles Asset Management notwendig, um beispielsweise gute Betreiber zu identifizieren. Für professionelle Investoren wie zum Beispiel Versicherer ist das Segment sehr attraktiv. Das liegt an den im Vergleich zum Mietwohnungsmarkt höheren erzielbaren Erlöse sowie der geringen Regulierung. Die so erzielten Renditen kommen indirekt auch Privatanlegern zugute.
procontra: Könnten moderne Wohnformen zu einer Assetklasse werden?
Lackner: Sie kristallisieren sich zunehmend als eigene Assetklasse heraus. Die Konzepte ergänzen zunehmend das Angebot des klassischen Wohnens für unterschiedliche Zielgruppen. Der globale Immobiliendienstleister CBRE hat Modernes Wohnen bereits als neue Assetklasse eingeführt.
procontra: Welche langfristigen Trends stehen dahinter?
Lackner: Die Megatrends unserer Zeit: Urbanisierung, Klimawandel, technologischer Fortschritt und demografische Entwicklung.
procontra: Der Wohnimmobilienmarkt in Deutschland steht vor Herausforderungen wie Regulierung, Fachkräftemangel, steigende Baukosten und so weiter. Wie gehen Sie beziehungsweise Ihre Partnerbetreiber damit um?
Lackner: Eine Möglichkeit bieten Umwandlungen von leerstehenden Büros in Serviced Apartments oder Co-Living. Das haben unsere Beteiligungen bereits mehrfach erfolgreich durchgeführt. Beispielsweise hat The Base in Berlin ein leerstehendes Büroobjekt in Co-Living umgewandelt, dass seit Eröffnung immer ausgebucht ist. Aber dies ist mit kostenintensiven Umbautätigkeiten verbunden und nur wirtschaftlich, wenn die Kaufpreise für solche Objekte entsprechend niedrig sind.