Trendwende am Immobilienmarkt: Kaufen wird wieder attraktiver
Der Immobilienmarkt in Deutschland gewinnt nach einer Phase der Zurückhaltung wieder an Schwung. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus dem gerade veröffentlichten Wohn-Preisspiegel des Immobilienverbands Deutschland IVD.
„Wir beobachten eine Trendwende: Für viele Haushalte wird der Erwerb von Wohneigentum im Verhältnis zur Miete wieder attraktiver“, sagt IVD-Präsident Dirk Wohltorf. „Stabile Kaufpreise, steigende Einkommen und ein planbares Zinsniveau tragen zu einer Verbesserung der Finanzierungsvoraussetzungen bei.“
Transaktionen legen zu
Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Transaktionsgeschehen wider. Im zweiten Quartal 2025 wurden in Deutschland Immobilien im Wert von 70 Milliarden Euro umgesetzt – ein Plus von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.
Während Neubauten der IVD-Studie zufolge zuletzt leichte Preiszuwächse verzeichneten, blieben Einfamilien- und Reihenhäuser im Bestand weitgehend stabil. Besonders bei Bestandsobjekten lohne es sich deshalb, über einen Kauf nachzudenken, denn hier seien Zins und Tilgung des Erwerbs häufig gleichauf mit der Miete eines vergleichbaren Objektes, heißt es beim IVD.
Tatsächlich haben Neuvertragsmieten bundesweit kräftig zugelegt: Im Bestand kletterten sie um rund drei bis vier Prozent auf 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter, im Neubau um 3,5 bis 4,5 Prozent auf 12,60 bis 14,40 Euro. Verantwortlich dafür ist die anhaltend geringe Neubautätigkeit, die das Angebot verknappt.
„Die Schere zwischen Bestands- und Neuvertragsmieten geht immer weiter auseinander“, betont Wohltorf. „Das liegt an fehlendem Neubau, niedrigen Kappungsgrenzen und einem eingefrorenen Umzugsgeschehen. Mieter verharren in Wohnungen, die oft nicht mehr zu ihrem Lebensbedarf passen – das verschärft die Knappheit zusätzlich.“
Klein- und Mittelstädte gewinnen
Der aktuelle Wohn-Preisspiegel zeigt auch, dass besonders Klein- und Mittelstädte ihre Attraktivität weiter steigern konnten. „Sie können mit einem ausgeglichenen Preisniveau, hoher Lebensqualität und einem vielfältigen Angebot punkten“, so IVD-Präsident Wohltorf. Einfamilienhäuser kosten in Mittelstädten im Schnitt rund 365.000 Euro – etwa 40 Prozent weniger als in Großstädten. In Kleinstädten liegt der Durchschnitt sogar bei rund 280.000 Euro. „Jenseits der Metropolen bleibt Wohnen damit für breite Schichten der Bevölkerung erschwinglich.“
Zu einem entscheidenden Marktfilter hat sich inzwischen der energetische Zustand einer Immobilie entwickelt. Sanierte Wohnungen in guten Lagen verteuerten sich zuletzt spürbar — in Hamburg, Köln und Leipzig beispielsweise um drei bis über vier Prozent. Unsanierte Altbauten mit schlechter Energiebilanz sind dagegen nur mit deutlichen Preisabschlägen vermittelbar. Manche Banken finanzieren Immobilien mit schlechter Energiebilanz zudem nur mit Zinsaufschlägen.
Keine Gefahr einer Immobilienblase
Dass das Preisbild im deutschen Immobilienmarkt derzeit sehr gefestigt ist, belegt auch eine aktuelle Studie der Schweizer Großbank UBS. Danach ist die Gefahr einer Immobilienblase in den deutschen Metropolen Frankfurt und München als eher moderat einzustufen. Vor wenigen Jahren sah das noch anders aus.
Für die Studie „Global Real Estate Bubble Index“ analysiert die UBS seit Jahren die Wohnimmobilienpreise in Metropolen weltweit, um vor drohenden Immobilienblasen warnen zu können. Unter den 21 betrachteten Städten sieht die Bank aktuell ein großes Blasenrisiko für Miami, Tokio und Zürich.
Long Story short
Wohneigentum wird wieder erschwinglich: Finanzierungskosten gleichen oft den Mietkosten, was den Erwerb von Immobilien für viele Haushalte attraktiver macht.
Immobilienmarkt wächst: Im zweiten Quartal 2025 wurden Immobilien im Wert von 70 Milliarden Euro verkauft, ein Anstieg von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Klein- und Mittelstädte gewinnen an Beliebtheit: Immobilienpreise in diesen Regionen sind deutlich niedriger als in Großstädten