Staatsfonds oder Privatdepot: Um Frühstart-Rente bahnt sich Streit an
Die sogenannte Frühstart-Rente gehört zu den wichtigsten Altersvorsorgeprojekten der aktuellen Bundesregierung. Die Idee: Jedes Kind ab sechs Jahren soll von 2026 an bis zum 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro vom Staat für die Altersvorsorge erhalten. Eingezahlt werden soll das Geld auf ein privatwirtschaftlich organisiertes Depot.
Gerade dieser letzte Punkt scheint nun aber für Streit in der Koalition zu sorgen. Denn wie „Capital online“ berichtet, gibt es in der SPD nun offensichtlich Überlegungen, das Geld nicht in individuelle Depots, sondern in den staatlichen Kenfo-Fonds fließen zu lassen. Dort soll es zentral verwaltet und an die Kinder ausgeschüttet werden, sobald diese das 18. Lebensjahr erreicht haben. Das würde unter anderem bedeuten, dass keine privaten Zuzahlungen bis zur Volljährigkeit mehr möglich wären – etwa durch Eltern oder Angehörige.
Daneben gibt es offenbar noch einen weiteren Zankapfel: Dieser betrifft die Gruppe der Begünstigten. Eigentlich sollte die Frühstart-Rente allen Kindern und Jugendlichen in Deutschland zwischen 6 und 17 Jahren zugutekommen. Nun gibt es aber offenbar Pläne, wonach die Förderung wegen der angespannten Finanzlage zunächst nur Kinder erfassen soll, die im kommenden Jahr ihren sechsten Geburtstag feiern – also den Jahrgang 2020. Der Aufbau soll dann schrittweise erfolgen: 2027 käme der Jahrgang 2021 hinzu, und so weiter. Ältere Kinder würden damit ausgeschlossen.
Kritik an Staatsfonds-Plänen
Laut „Capital online“ stoßen insbesondere die Staatsfonds-Pläne der SPD bei der Union auf heftige Kritik. Ein kollektives Modell lehne man dort grundsätzlich ab, heißt es in dem Bericht unter Verweis auf Mitglieder des Finanzausschusses. Dies würde der Vereinbarung im Koalitionsvertrag widersprechen und den Kern der Frühstartrente verfälschen: Wettbewerb zwischen verschiedenen Produkten und die Chance, Kinder früh an den Umgang mit Geld und Finanzbildung heranzuführen.
Auch in der Finanz- und Versicherungswirtschaft hält man wenig von der Fonds-Idee. So erklärte etwa Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen (VdPB), kürzlich gegenüber procontra, dass ein staatlich organisierter Fonds weder das Vertrauen der Menschen genießen noch dem Ziel dienen würde, die Eigenverantwortung für die Altersvorsorge zu stärken und junge Menschen frühzeitig zum Konsumverzicht und zum zielgerichteten Vermögensaufbau zu motivieren.
Long Story short
Statt privater Depots sollen die Beiträge der Frühstart-Rente nach Vorstellungen der SPD nun zentral in den staatlichen Kenfo-Fonds fließen. Die Union sieht darin einen Bruch mit dem Koalitionsvertrag, andere Kritiker warnen vor einem Vertrauensverlust in private Vorsorgemodelle.