„Ergebnisoffene Prüfung“

Übernahmegerüchte: Was die Ad-hoc-Mitteilung der Nürnberger Versicherung bedeutet

Für rund 90 Minuten musste die Nürnberger jüngst ihre Hauptversammlung unterbrechen – aufgrund brisanter Fragen einiger Aktionäre. Es folgte eine Ad-hoc-Mitteilung der Holding. Was ist da los?

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15:05 Uhr | 16. Mai | 2025
Business Tower Nürnberg

Für rund 90 Minuten musste die Nürnberger jüngst ihre Hauptversammlung unterbrechen – aufgrund brisanter Fragen einiger Aktionäre. Es folgte eine Ad-hoc-Mitteilung der Holding. Was ist da los?

| Quelle: Nürnberger

Die Nürnberger Versicherung will ihre Unabhängigkeit als Unternehmen „ergebnisoffen prüfen“. Diese Überlegungen, an deren Ende die Übernahme durch andere Versicherer oder eine Fusion mit solchen stehen könnte, wurden auf der Jahreshauptversammlung der Aktiengesellschaft am 14. Mai offiziell. Aus den Reihen der Aktionäre kam dabei die Frage auf, ob die Nürnberger weiterhin unabhängig bleiben wird.

Etwa zeitgleich veröffentlichte die Nürnberger Beteiligungs-AG, die Holding der Versicherungsgruppe, eine Ad-hoc-Mitteilung zu diesem Thema. Auf Fragen nach den Zukunftsplanungen und der Unabhängigkeit des Unternehmens wurde darin zusammengefasst geantwortet, dass der Vorstand dies ergebnisoffen prüfen will.

Hauptversammlung pausiert

Eine Mitteilung, die durchaus Fragen aufwirft. War das nun schon das Eingeständnis für den Verkauf der Nürnberger, vielleicht an einen großen Mitbewerber? Aus Mitarbeiterkreisen des fränkischen Versicherers konnte procontra vernehmen, dass auf den Fluren eine gewisse Unsicherheit herrschen soll. Manche würden sich erinnert fühlen an den Versuch der Versicherungskammer Bayern aus dem Jahr 2000, einen Mehrheitsanteil an der Nürnberger zu erlangen.  

Am Tag nach der Hauptversammlung konnte ein Sprecher der Nürnberger auf procontra-Nachfrage noch nichts Weitergehendes sagen. Als Grund für die Ad-hoc-Mitteilung wurde jedoch mitgeteilt, dass diese als rechtliche Konsequenz auf die Frage der Aktionäre zur Unabhängigkeit veranlasst werden musste. Dazu wurde die Aktionärshauptversammlung des Versicherers sogar für 90 Minuten unterbrochen.

„Während Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit gerade allerorten vertrauliche Gespräche zum Beispiel zu möglichen Kooperationen führen und das nicht veröffentlichen müssen, sind wir als Aktiengesellschaft dazu verpflichtet, den gesamten Kapitalmarkt zu informieren, sobald wir Überlegungen anstellen, die eine Veränderung unserer Strategie bedeuten könnten. Bevor eine Information dazu einer Teilgruppe, in diesem Fall den Teilnehmern unserer Hauptversammlung, bekannt wird, müssen wir eine Adhoc-Meldung veröffentlichen“, antwortete man seitens der Nürnberger auf procontra-Nachfrage.

 

Also alles nur eine reine Formalität? „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass bereits Gespräche mit anderen Gesellschaften, insbesondere mit den bereits beteiligten Versicherern, geführt werden“, sagte Gerhard Jäger auf procontra-Nachfrage. Der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) hatte an der Hauptversammlung teilgenommen. Jäger glaubt zwar, dass die Nürnberger ihre derzeitigen Probleme mit der Schadenversicherung selbst in den Griff bekommen wird. Dazu seien, aus seiner Sicht, tiefgreifende Maßnahmen und Reserveverstärkungen vorgenommen worden.

Jedoch sieht er auf die Nürnberger als relativ kleines selbständiges Versicherungsunternehmen deutlich größere Herausforderungen durch die notwendige IT-Modernisierung und die allgemeine Regulatorik zukommen, auch in puncto Kosten. „Unter dem Dach eines großen Versicherers wären diese Aufgaben und Probleme leichter lösbar. Dies könnte zu einem Umdenken bei Aufsichtsrat und Vorstand geführt haben“, so Jäger. Was die Gespräche zu Möglichkeiten wie etwa einer Übernahme oder Fusion anbelangt, so vermutet er, dass sich diese noch in einem sehr frühen Stadium befinden. Bis Klarheit über die Zukunft des fränkischen Versicherers besteht, wird also aller Wahrscheinlichkeit nach noch einige Zeit ins Land gehen müssen.