Nürnberger Versicherung stellt eigene Unabhängigkeit zur Diskussion
Die zuletzt tief in die roten Zahlen gerutschte Nürnberger Versicherung sieht sich mit der vor ihr eingeschlagenen Sanierung auf Kurs – gleichzeitig will man jedoch die eigene Strategie auf den Prüfstand stellen. Dies berichtete CEO Harald Rosenberger den Aktionären des Unternehmens auf der diesjährigen Hauptversammlung.
Laut Unternehmen trägt das Sanierungsprogramm erste Früchte. So wurden von dem gesteckten Einsparziel von 75 Millionen Euro bereits 65 Millionen Euro definiert. Der Versicherer hatte unter anderem seinen Sponsoring-Vertrag mit dem Fußball-Zweitligisten FC Nürnberg nicht verlängert.
Auch in der Schadenversicherung zeigten sich Erfolge. So lag die Schaden-Kosten-Quote in der zuletzt tiefroten Kfz-Versicherung im ersten Quartal des Jahres wieder unter 100 Prozent. Die Nürnberger hatte unter ihren neuen Sach-Vorständin Christine Kaaz begonnen, sich von stark untertarifierten und schadensträchtigen Verträgen zu trennen, beispielsweise bei Wohnmobilversicherungen. Zudem habe man zuletzt von einem sehr positiven Schadenverlauf profitiert, teilte der Versicherer mit. Bis 2027 will man in der zuletzt defizitären Schadenversicherung wieder schwarze Zahlen schreiben.
Vorstand will Unabhängigkeit prüfen
Für größeren Gesprächsstoff sorgt indes eine Ad-hoc-Meldung des Unternehmens. In dieser nimmt der Vorstand des Versicherers auf Fragen Stellung, die im Laufe der Hauptversammlung seitens der Aktionäre gestellt wurden. Im Blickpunkt dabei: Die Frage der Unabhängigkeit.
Seitens der Aktionäre wurde gefragt, ob der Versicherer auch in Zukunft unabhängig bleiben wolle. Darauf teilte der Vorstand mit: „Derzeit ist die Unabhängigkeit in der Strategie verankert.“ Allerdings prüfe der Vorstand derzeit „ergebnisoffen“, ob diese Strategie „auch angesichts der derzeitigen Transformation für die Zukunft im Unternehmensinteresse liegt oder der Weiterentwicklung bedarf und welche Handlungsoptionen die Gesellschaft hat“.
Ob die Nürnberger derzeit über einen Verkauf des Unternehmens oder einen Zusammenschluss mit einem anderen Versicherer verhandele, wollte ein Sprecher auf procontra-Nachfrage nicht bestätigen. Gerüchte im Markt gibt es hingegen einige.
Größter Aktionär mit einem Anteil von 20,79 Prozent ist derzeit die Neue SEBA Beteiligungsgesellschaft. Weitere Aktionäre mit einem Anteil von mehr als zehn Prozent sind die Münchener Rück (19,1 Prozent), die Versicherungskammer Bayern (16,26 Prozent) sowie die japanische Daido Life Insurance Company (14,99 Prozent). Die Daido Life Insurance Company ist eine Tochter von T&D Holdings. Das japanische Unternehmen gehört zu einem Konsortium, das jüngst bei der Run-off-Plattform Viridium einstieg.