Elementarschutz

Stiftung Warentest: Über ein Drittel der Wohngebäude-Tarife mangelhaft

Die Stiftung Warentest hat fast 200 Wohngebäudeversicherungen auf den Prüfstand gestellt. Erschreckend: Mehr als jeder dritte Tarif wurde wegen gravierender Lücken mit mangelhaft bewertet. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele sehr gute Angebote.

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13:09 Uhr | 18. September | 2025
Blick auf Einfamilienhäuser

Die Stiftung Warentest hat rund 200 Wohngebäudeversicherungen getestet - über ein Drittel der Tarife ist mangelhaft.

| Quelle: querbeet

Die Stiftung Warentest hat 196 Wohngebäudeversicherungen von 74 Anbietern bewertet, darunter Tarife von Versicherern wie Ammerländer, Huk Coburg und Ergo. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Policen schnitt mit „sehr gut“ ab, 68 konnten dagegen überhaupt nicht überzeugen: Sie erhielten die Note „mangelhaft“.

Die durchgefallenen Tarife weisen allesamt eine Gemeinsamkeit auf: Sie kürzen bei grober Fahrlässigkeit die Leistungen – wenn zum Beispiel der Versicherte durch unbeaufsichtigt brennende Kerzen einen Schaden verursacht. Aus Sicht der Warentester ein No-Go.

Neben einem Schutz bei grober Fahrlässigkeit sollte jede gute Police aus Sicht der Prüfer unbedingt noch folgende Leistungsbereiche abdecken:

  • Ersatz von Mehr­kosten, die beim Wieder­aufbau entstehen, weil behördliche Auflagen heute strenger sind als zum ursprüng­lichen Bauzeit­punkt.

  • Dekontamination des Erdreichs, wenn zum Beispiel Heizöl ausgetreten ist oder die Feuerwehr einen Brand mit Schaum gelöscht hat.

  • Leistung bei Über­spannung, wenn der Blitz nicht direkt ins Haus einschlägt, sondern in eine Über­land­leitung, und dadurch die Haus­technik lahmgelegt wurde.

  • Ersatz von Bewegungs- und Schutz­kosten, wenn etwa nach einem schweren Schaden das gesamte Mobiliar monate­lang ausgelagert werden muss.

  • Ersatz von Abbruch- und Aufräum­kosten.

Wie geprüft wurde

Die Tester haben ausschließlich Tarife mit umfassendem Schutz gegen alle vier Grundgefahren geprüft: Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel sowie Elementarschäden wie Überschwemmungen. Letztere werden noch immer von vielen unterschätzt – nur rund die Hälfte aller deutschen Hausbesitzer hat diesen wichtigen Baustein in ihrer Police eingeschlossen.

„Elementarschutz ist in Zeiten des Klimawandels unverzichtbar“, erklärt Testleiterin Maria Hartwig. „Starkregen kann überall in Deutschland auftreten und dabei teure Schäden verursachen. Wer darauf verzichtet, riskiert im Ernstfall hohe Kosten.“ Die Bundesregierung plane deshalb auch, Elementarschutz künftig als Standard in Wohngebäudeversicherungen zu verankern.

Die aktuelle Untersuchung zeigt auch: Die Preisunterschiede unter den einzelnen Anbietern sind riesig. Teure Tarife kosteten manchmal drei- oder gar viermal so viel wie vergleichbare günstige Tarife, so die Warentester. Sie empfehlen daher auch, Verträge mit Selbstbeteiligung abzuschließen. Wie viel eine Wohn­gebäude­versicherung kostet, hängt von der Größe eines Hauses, seinem Alter, seiner Lage und Ausstattung ab.

Reaktionen auf den Test

Der GDV wollte die Testergebnisse auf Nachfrage nicht kommentieren. Der Test, so ließ der Versichererverband mitteilen, zeige aber, „dass es ein breites Spektrum an Tarifangeboten der Wohngebäudeversicherer am Markt gibt. Dies führt dazu, dass Kundinnen und Kunden zwischen unterschiedlichen Tarifen wählen können. Das heißt, sie können entscheiden, welche Leistungen für sie wichtig sind und diese hinzubuchen und auf welche Leistungen sie verzichten wollen.“

Nico Streker, Geschäftsführer von Asspick, einem Makler mit Fokus auf die Wohnungswirtschaft, hält die Ergebnisse des Tests grundsätzlich für nachvollziehbar. „Gleichzeitig sollte man jedoch berücksichtigen, dass die Vorgehensweise von Stiftung Warentest stark pauschalisiert ist“, so Streker gegenüber procontra. „Häufig werden Basistarife, die überwiegend für den Direktvertrieb oder für Vergleichsrechner konzipiert sind, mit leistungsstarken Premium- oder Top-Tarifen einer Gesellschaft gleichgesetzt und im selben Ranking betrachtet.“

 Die besten Tarife im Überblick

Anbieter

Tarif

Qualitätsurteil

Alte Leipziger

comfort

sehr gut (0,6)

Degenia

Casa-Optimum-T 24 AL

sehr gut (0,6)

DEMA

Immo Protect Top-Schutz

sehr gut (0,6)

Die Bayerische

Prestige

sehr gut (0,6)

Domcura

Top-Schutz

sehr gut (0,6

GEV Grundeigentümer

Home Max

sehr gut (0,6

Interrisk

XXL

sehr gut (0,6

Janitos

Best Selection

sehr gut (0,6

Konzept und Marketing

allsafe domo

sehr gut (0,6

SHB

Exclusiv

sehr gut (0,6

Universa

Flexxhouse - best

sehr gut (0,6

WGV

Plus-Tarif

sehr gut (0,6

>> Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Stiftung Warentest Finanzen und unter www.test.de/wohngebaeudeversicherung. Laut Stiftung Warentest entzogen sich einige Anbieter, darunter bekannte Versicherer wie Generali oder die Sparkassenversicherung Sachsen, der Untersuchung, indem sie ihre Versicherungsbedingungen nicht preisgaben.