Stiftung Warentest: Über ein Drittel der Wohngebäude-Tarife mangelhaft
Die Stiftung Warentest hat 196 Wohngebäudeversicherungen von 74 Anbietern bewertet, darunter Tarife von Versicherern wie Ammerländer, Huk Coburg und Ergo. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Policen schnitt mit „sehr gut“ ab, 68 konnten dagegen überhaupt nicht überzeugen: Sie erhielten die Note „mangelhaft“.
Die durchgefallenen Tarife weisen allesamt eine Gemeinsamkeit auf: Sie kürzen bei grober Fahrlässigkeit die Leistungen – wenn zum Beispiel der Versicherte durch unbeaufsichtigt brennende Kerzen einen Schaden verursacht. Aus Sicht der Warentester ein No-Go.
Neben einem Schutz bei grober Fahrlässigkeit sollte jede gute Police aus Sicht der Prüfer unbedingt noch folgende Leistungsbereiche abdecken:
Ersatz von Mehrkosten, die beim Wiederaufbau entstehen, weil behördliche Auflagen heute strenger sind als zum ursprünglichen Bauzeitpunkt.
Dekontamination des Erdreichs, wenn zum Beispiel Heizöl ausgetreten ist oder die Feuerwehr einen Brand mit Schaum gelöscht hat.
Leistung bei Überspannung, wenn der Blitz nicht direkt ins Haus einschlägt, sondern in eine Überlandleitung, und dadurch die Haustechnik lahmgelegt wurde.
Ersatz von Bewegungs- und Schutzkosten, wenn etwa nach einem schweren Schaden das gesamte Mobiliar monatelang ausgelagert werden muss.
Ersatz von Abbruch- und Aufräumkosten.
Wie geprüft wurde
Die Tester haben ausschließlich Tarife mit umfassendem Schutz gegen alle vier Grundgefahren geprüft: Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel sowie Elementarschäden wie Überschwemmungen. Letztere werden noch immer von vielen unterschätzt – nur rund die Hälfte aller deutschen Hausbesitzer hat diesen wichtigen Baustein in ihrer Police eingeschlossen.
„Elementarschutz ist in Zeiten des Klimawandels unverzichtbar“, erklärt Testleiterin Maria Hartwig. „Starkregen kann überall in Deutschland auftreten und dabei teure Schäden verursachen. Wer darauf verzichtet, riskiert im Ernstfall hohe Kosten.“ Die Bundesregierung plane deshalb auch, Elementarschutz künftig als Standard in Wohngebäudeversicherungen zu verankern.
Die aktuelle Untersuchung zeigt auch: Die Preisunterschiede unter den einzelnen Anbietern sind riesig. Teure Tarife kosteten manchmal drei- oder gar viermal so viel wie vergleichbare günstige Tarife, so die Warentester. Sie empfehlen daher auch, Verträge mit Selbstbeteiligung abzuschließen. Wie viel eine Wohngebäudeversicherung kostet, hängt von der Größe eines Hauses, seinem Alter, seiner Lage und Ausstattung ab.
Reaktionen auf den Test
Der GDV wollte die Testergebnisse auf Nachfrage nicht kommentieren. Der Test, so ließ der Versichererverband mitteilen, zeige aber, „dass es ein breites Spektrum an Tarifangeboten der Wohngebäudeversicherer am Markt gibt. Dies führt dazu, dass Kundinnen und Kunden zwischen unterschiedlichen Tarifen wählen können. Das heißt, sie können entscheiden, welche Leistungen für sie wichtig sind und diese hinzubuchen und auf welche Leistungen sie verzichten wollen.“
Nico Streker, Geschäftsführer von Asspick, einem Makler mit Fokus auf die Wohnungswirtschaft, hält die Ergebnisse des Tests grundsätzlich für nachvollziehbar. „Gleichzeitig sollte man jedoch berücksichtigen, dass die Vorgehensweise von Stiftung Warentest stark pauschalisiert ist“, so Streker gegenüber procontra. „Häufig werden Basistarife, die überwiegend für den Direktvertrieb oder für Vergleichsrechner konzipiert sind, mit leistungsstarken Premium- oder Top-Tarifen einer Gesellschaft gleichgesetzt und im selben Ranking betrachtet.“
Die besten Tarife im Überblick
Anbieter | Tarif | Qualitätsurteil |
Alte Leipziger | comfort | sehr gut (0,6) |
Degenia | Casa-Optimum-T 24 AL | sehr gut (0,6) |
DEMA | Immo Protect Top-Schutz | sehr gut (0,6) |
Die Bayerische | Prestige | sehr gut (0,6) |
Domcura | Top-Schutz | sehr gut (0,6 |
GEV Grundeigentümer | Home Max | sehr gut (0,6 |
Interrisk | XXL | sehr gut (0,6 |
Janitos | Best Selection | sehr gut (0,6 |
Konzept und Marketing | allsafe domo | sehr gut (0,6 |
SHB | Exclusiv | sehr gut (0,6 |
Universa | Flexxhouse - best | sehr gut (0,6 |
WGV | Plus-Tarif | sehr gut (0,6 |
>> Die ausführlichen Testergebnisse finden Sie in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Stiftung Warentest Finanzen und unter www.test.de/wohngebaeudeversicherung. Laut Stiftung Warentest entzogen sich einige Anbieter, darunter bekannte Versicherer wie Generali oder die Sparkassenversicherung Sachsen, der Untersuchung, indem sie ihre Versicherungsbedingungen nicht preisgaben.