Halbjahresbilanz

Nürnberger Versicherung: Sanierung zeigt Wirkung, LV-Neugeschäft lahmt

Der fränkische Versicherer hat es im ersten Halbjahr 2025 geschafft, seine Kosten merklich zu reduzieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig.

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12:09 Uhr | 01. September | 2025
Büroturm der Nürnberger Versicherung

Die Nürnberger Versicherung weist im ersten Halbjahr 2025 ein deutlich verbessertes Ergebnis auf.

| Quelle: Nürnberger Versicherung

Die Nürnberger Versicherung sieht sich mit dem eingeschlagenen Sanierungskurs auf einem guten Weg. An Montag präsentierte der Versicherer aktuelle Zahlen für das erste Halbjahr 2025. Diesen zufolge sank zwar der Umsatz von 2,293 auf 2,239 Milliarden Euro, jedoch wies man im Gegensatz zum Vorjahr (minus 22,9 Millionen Euro) mit 47,7 Millionen Euro ein positives Ergebnis aus.  

 „Die Halbjahresergebnisse belegen, dass die eingeleiteten Maßnahmen greifen und wir Fortschritte machen. Dennoch liegt noch ein Weg vor uns, um nachhaltig und dauerhaft in die angestrebte Gewinnzone zurückzukehren“, erklärte CEO Harald Rosenberger per Presseerklärung.

Kosten sinken, weniger Verträge

Das verbesserte Ergebnis hat dabei laut Versicherer mehrere Gründe. Zum einen nennt der Versicherer hier sein Sanierungsprogramm in der Schaden- und Unfallversicherung. Im Rahmen dessen hatte sich der Versicherer auch von zahlreichen verlustträchtigen Verträgen getrennt und sich unter anderem von seinem Transportgeschäft getrennt. Dadurch verbesserte sich das versicherungstechnische Ergebnis im Schaden- und Unfallsegment von -53,3 Millionen auf nun plus 0,3 Millionen Euro. Dabei profitierte man aber auch vom Ausbleiben wetter-bedingter Großschadenereignisse im ersten Halbjahr.

Erwartungsgemäß ging durch die Bestandssanierungen auch die gebuchten Bruttobeiträge in der Sparte deutlich zurück: Diese sanken um 11,2 Prozent von 644,1 auf 572,1 Millionen Euro. Auch die Zahl der Policen entwickelte sich stark rückläufig und sank auf 2,535 (Vorjahr: 2,769) Millionen. Gleichzeitig schaffte es die Nürnberger aber, ihre Leistungszahlungen deutlich zu senken. Diese lagen im 1. Halbjahr nur noch bei 206,2 Millionen Euro – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (325,7 Prozent). Die Schaden-Kosten-Quote sank von 110,1 auf 90,8 Prozent.

Die positiven Zahlen sind erfreulich für den Versicherer. Zuletzt hatte dieser erst für 2027 eine schwarze Null im Schaden- und Unfallsegment in Aussicht gestellt.

Rund 350 Arbeitsplätze abgebaut

Kostensenkungen konnte der Versicherer auch durch sein Programm „FitfürdieZukunft“ erzielen. Dieses beinhaltet unter anderem den Abbau von 600 Arbeitsplätzen bis zum Ende dieses Jahres. Bis Mitte des Jahres senkte man die Zahl der Mitarbeiter von 4.259 auf 3.892 – das entspricht einem Rückgang von 367 bzw. 8,6 Prozent. Insgesamt habe man bis Mitte des Jahres bereits Einsparungen in Höhe von mehr als 70 Millionen Euro erzielen können, teilte der Versicherer mit. Erreicht worden sei dies unter anderem auch durch gesunkene Provisionszahlungen. 

Sondereffekte

Ein Teil des positiven Halbjahresergebnisses geht jedoch auch auf einen Sondereffekt zurück. So trennte sich die Nürnberger von ihren Anteilen an der Nürnberger Pensionsfonds AG an die Metzler Pension Management GmbH sowie der italienischen Bene Assicurazioni S.p.A. Società Benefit. Mit den Verkäufen erlöste die Nürnberger insgesamt 17 Millionen Euro.

Während das Ergebnis im Bereich der Schaden- und Unfallversicherungen positiv ausfällt, gibt es im Bereich der Lebensversicherungen einen Dämpfer. Hier erwartet der Versicherer für 2025 einen deutlichen Rückgang des Neugeschäfts. Im ersten Halbjahr gingen die gebuchten Bruttobeiträge um 0,4 Prozent 1.127,8 Milliarden Euro zurück. Das Gesamtergebnis fiel mit 228,9 Millionen Euro deutlich besser als im Vorjahr (204,8; +11,8 Prozent). Unter Berücksichtigung der höher dotierten Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen verringerte sich das Segmentergebnis auf 25,0 Mio. Euro (Vorjahr: 28,4 Mio. EUR). Die Krankenversicherungen trugen 3,7 Mio. EUR (Vorjahr: 4,0 Mio. EUR) zum Konzernergebnis bei.

Die Nürnberger war im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Mittlerweile wird geprüft, ob der Versicherer weiter seine Eigenständigkeit behält. So hat die Vienna Insurance Group Interesse, die Mehrheit der Anteile am fränkischen Versicherer zu übernehmen. Beide Unternehmen befinden sich gerade in der Due-Diligence-Prüfung.

Long Story short

Die Nürnberger meldet für H1/2025 trotz leicht gesunkener Erlöse (2,239 statt 2,293 Mrd. €) einen deutlichen Turnaround: Das Ergebnis drehte von –22,9 Mio. € auf +47,7 Mio. €, getrieben durch das Sanierungsprogramm in Schaden/Unfall (Combined Ratio 90,8; technisches Ergebnis +0,3 Mio. €), Kostensenkungen („FitfürdieZukunft“) und Einmalerlöse aus Beteiligungsverkäufen (17 Mio. €).