Nachhaltigkeit: Welche Versicherer die Kunden als glaubwürdig einschätzen

Die Versicherungswirtschaft hat das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt. Doch vielfach scheinen die Kunden noch skeptisch – ist das grüne Gewissen der Assekuranzen letztlich nicht viel mehr als ein wohlklingendes Werbeversprechen?

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14:03 Uhr | 01. März | 2021
Wie glaubwürdig sind die Nachhaltigkeitsversprechen der Versicherer? Bild: Adobe Stock/ArTo

Viele Kunden scheinen sich noch nicht sicher zu sein, wie glaubwürdig die Nachhaltigkeitsversprechen der Versicherer sind. Bild: Adobe Stock/ArTo

Umdenken ist angesagt: Der Klimawandel hat auch in Deutschland zu einem Umdenken geführt, das viele Verbraucher zu einem nachhaltigeren Lebensstil beeinflusst. Auch in der Geldanlage.  

Dies zeigt sich unter anderem in neuen Zahlen, die der Fondsverband BVI in dieser Woche veröffentlichte: Diesen zufolge stieg das von nachhaltigen Publikums- und Spezialfonds verwaltete Vermögen im vergangenen Jahr von 114 auf 147 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 29 Prozent, bei Publikumsfonds stieg das Vermögen gar um 52 Prozent auf mittlerweile 91 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Konventionelle Fonds verzeichneten 2020 ein Wachstum von nur drei Prozent.  

Der Anteil am Neugeschäft von nachhaltigen Fonds liegt mittlerweile schon bei 48 Prozent – 2018 betrug dieser Anteil gerade einmal 16 Prozent.  

Den Nachhaltigkeitstrend haben mittlerweile auch viele Versicherer aufgegriffen. Im Januar verkündete der Branchenverband GDV öffentlichkeitswirksam, „erkennbar nachhaltiger“ werden zu wollen. Bis 2050 wollen die deutschen Versicherer beispielsweise ihre Kapitalanlage komplett klimaneutral gestaltet haben. Die Versicherer präsentieren derweil munter neue nachhaltige Versicherungsprodukte. Sowohl in der Altersvorsorge als auch im Segment Schaden/Unfall nehmen die sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) einen immer höheren Stellenwert ein. Kein Wunder: Umfragen zeigen, dass immer mehr Versicherungskunden beim Abschluss einer Versicherung dem Thema Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert beimessen. So verdoppelte sich beinahe der Neugeschäfts-Anteil der "GrüneRente" – der nachhaltigen Vorsorgelinie der Stuttgarter – im vergangenen Jahr von 11,8 auf 22,1 Prozent.

Allerdings scheinen bei vielen Kunden weiterhin Zweifel zu überwiegen, dass es die Versicherer mit ihrem Engagement für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit etc. auch wirklich ernst meinen. Viele vermuten hinter den öffentlichen Statements der Unternehmen lediglich Imagekampagnen, die die Versicherer in ein besseres Licht rücken sollen. Stichwort: Greenwashing.  

Wie vorsichtig die Kunden ihre Versicherer im Bezug auf das Thema Nachhaltigkeit bewerten, zeigt nun eine Umfrage, die das Kölner Ratinghaus Assekurata veröffentlicht hat: Im Bezug auf die Glaubwürdigkeit ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen vergaben die befragten 972 Versicherungskunden Noten zwischen 2,5 und 3,3 an die einzelnen, abgefragten 25 Versicherer. Im Mittel kamen die Unternehmen somit auf eine Note von 2,9.  

Besonders glaubwürdig schätzten die Umfrageteilnehmer dabei ein:  

  • Axa (2,5)

  • Provinzial Rheinland (2,5)

  • Allianz (2,6)

  • VHV (2,6)

  • Alte Leipziger/ Hallesche (2,7)

  • Barmenia (2,7)

  • Ergo (2,7)

  • Nürnberger (2,7)

  • VGH (2,7) 

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Noch deutlicher wird die Skepsis vieler Kunden, wenn man sich das Verhältnis positiver zu negativen Einschätzungen anschaut: Hier überwog lediglich bei sechs Unternehmen (Debeka, HanseMerkur, SV Sparkassenversicherung, VKB, Zurich, Westfälische Provinzial) der Anteil positiver Einschätzungen. In vielen Fällen scheinen sich die Kunden jedoch noch kein Bild gemacht zu haben.  

Einschränkend ist zum Studienergebnis zu sagen, dass die Bewertungsergebnisse zu den einzelnen Versicherern auf unterschiedlichen Fallzahlen basieren. Zudem erschwere der unklare Nachhaltigkeits-Begriff vielen Kunden offenbar die Einordnung, schlussfolgert Assekurata. Während manche Versicherer die eigene ESG-konforme Kapitalanlage in den Vordergrund stellten, überwiegen bei anderen Anbietern hingegen interne Maßnahmen, wie beispielsweise zur Mitarbeiterorientierung.  

Die Umfrage verdeutlicht aber, dass die Versicherer nach wie vor ein Kommunikationsproblem haben. Dies hatte unlängst auch eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Rothmund Insights herausgestellt. Häufig seien Nachhaltigkeitsinformationen kaum auffindbar und wenig verständlich, da eher an ein Fachpublikum als an Otto Normalverbraucher adressiert,