Run-Off

Der Markt blüht

Mit Viridiums geplatztem Zurich Deal schien die Luft weitgehend raus aus dem deutschen Run-Off-Markt. Doch eine Fachkonferenz in Hamburg zeigt, der Markt blüht. Experten rechnen mit bis zu zehn Transaktionen.

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21:02 Uhr | 21. Februar | 2024

Nachdem die Bafin der Übernahme des klassischen Lebensversicherungsgeschäft der Zurich durch Viridium einen Riegel vorgeschoben hatte, schien die Luft raus aus dem Run-Off-Geschäft in Deutschland. Doch wenn man den Experten auf der SZ-Fachkonferenz „Run Off 2024“ Glauben schenken darf, kündigen sich für den deutschen LV-Markt für dieses und das kommende Jahre bis zu zehn Run-off-Deals an.

War in der Vergangenheit das niedrige Zinsumfeld und die verschärften Kapitalanforderung durch Solvency II für die Gesellschaften der Treiber, sich von Teilen ihres LV-Geschäftes zu trennen, entwickelt sich nun die Digitalisierung und der damit verbundene Umbau der teils mehrere Jahrzehnte alten IT-Infrastruktur zu dem entscheidenden Faktor im Run-Off-Geschäft. Das ist eine der Kernbotschaften der Fachkonferenz. Das größte Problem für viele Lebensversicherer seien die IT und die Künstliche Intelligenz, sagte etwa Frank Wittholt, Head of Sales and Marketing bei Afida. In der Praxis steuere die IT heute die Unternehmen. Und ohne IT funktioniere am Ende kein Unternehmen.

Die IT im Fokus der Bafin

Vor dem Hintergrund immer älter werdender IT-Systeme gerät deren Modernisierung in den Fokus der Bafin. Inzwischen fragt die Versicherungsaufsicht gezielt, wie zukunftsfähig die Versicherer mit ihren IT-Systeme aufgestellt sind. „Das erzeugt neuen Handlungsdruck“, sagt Christian Kern, Director Insurance Advisory bei KPMG.

Das Problem für nicht wenige Gesellschaften ist, und das zeigte die Fachkonferenz deutlich, dass die Erneuerung der Systeme enorme finanzielle Investitionen von den Lebensversicherern verlangt. Laut Kern sind die IT-Kosten inzwischen ein wesentlicher Teil der gesamten Versicherungswirtschaft. Und aktuell sei zu beobachten, dass diese massiv ansteigen und in den kommenden Jahren weiter wachsen werden.

So lägen die Kosten etwa für die Übertragung von Versicherungsverträgen auf neue Systeme um die 100 Euro oder günstiger. Bei kleineren Beständen stiegen diese auf rund 1.000 Euro für den Vertrag. Vor dem Hintergrund erwartet der KPMG-Mann, dass die IT-Kosten der kommende Haupttreiber für künftige Run-Off-Deals sein werden. Gerade die Run-Off-Plattformen hätten in den vergangenen Jahren effiziente und moderne Strukturen aufgebaut, so Kern.

So hat etwa die Viridium nach Angaben von CEO Tilo Dresig etwa 250 Millionen Euro in die Erneuerung ihrer IT-Systeme investieren müssen. Inzwischen hat die Run-Off-Plattform alle Verträge der von ihr übernommenen Versicherungsbestände auf einer einzigen Plattform zusammengeführt.