Wer das Tier erreicht, erreicht den ganzen Menschen

Absicherung im Haftung- oder Krankheitsfall: Auch bei Haus- und Nutztieren ist Versicherungsschutz angezeigt. Zwar geben Deutsche jährlich Milliarden Euro für ihre vierbeinigen Lieblinge aus, doch wird Versicherungsschutz oft vernachlässigt. Vermittler sollten das ändern und wichtige Versorgungslücken schließen.

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08:07 Uhr | 30. Juli | 2019
Tierkrankenversicherung Tier OP-Versicherung Tierhalterversicherung

Tiere im Büro verbessern das Arbeitsklima deutlich. Vergleichbare Studien über Menschen sind der procontra-Redaktion nicht bekannt. Bild: shutterstock.com

Und er beißt doch...schwerverletzt werden zwei Kinder Mitte April in Garrel bei Cloppenburg. Ein Dobermann hatte die Kinder gebissen. Anfang April fallen zwei Hunde eine Frau in Bamberg an. Die Hundehalter können mit ihren Tieren unerkannt flüchten. Eine bundesweite Beißstatistik gibt es nicht. Schätzungen gehen aber davon aus, dass über 50.000 Menschen jährlich Opfer von Hunden werden. Die Halter müssen für alle Schäden aufkommen. Es gilt eine Gefährdungshaftung. Trotzdem wissen viele Hundebesitzer – vor allem, wenn es der erste Vierbeiner ist – nicht, dass sie eine Extra-Tierhalter-Police brauchen. Die private Haftpflicht reicht allein nicht aus. Und nur in sechs Bundesländern gibt es eine Pflichtversicherung für alle Hunderassen (siehe Grafik, Klicken zum Vergrößern).

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Viele Tiere schutzlos

Noch immer dürfte es viele Haustiere geben, die noch nicht ausreichend versichert sind. Das gilt auch für sie selbst. Denn neben der Tierhalterhaftpflichtversicherung gibt es seit einigen Jahren auch Krankenschutz für Haustiere. Laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZZF) leben mittlerweile in jedem dritten Haushalt Menschen mit Heimtieren. Das Lieblingstier der Deutschen ist die Katze. Insgesamt gibt es 11,5 Millionen Katzen in 19 Prozent der Haushalte. An zweiter Stelle folgen 6,9 Millionen Hunde in 14 Prozent der Haushalte. Darüber hinaus gibt es 6,1 Millionen Kleinsäuger in sechs Prozent der Haushalte. Der typische Tierhalter wohnt übrigens „grün“. 73 Prozent der Tierhalter und damit mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung (56 Prozent) wohnen in einem Haus oder in einer Wohnung mit Gartenzugang. Tierhalter stellen somit ein besonders interessantes Marktsegment dar. Immerhin haben auch 58 Prozent aller Familien mit Kindern ein Haustier.

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Kampfhunde-Schutz sogar online

Sparen kann man, wenn auch nicht viel, bei der notwendigen Tierhalterhaftpflichtversicherung. Natürlich ist Auslandschutz ganz wichtig. Und gerade Hundehalter sollte man von der „Personenvollkasko“ - also der Forderungsausfalldeckung überzeugen. Denn sie haben einfach ein deutlich höheres Risiko, dass sie als Reiter oder Tierausführer selbst Opfer eines Tierhalters werden, der nicht versichert ist. Schon ein Tritt oder Biss kann einen schweren Personenschaden auslösen und das Opfer zum Invaliden machen.

Kunden mit „Kampfhunden“ haben es übrigens schwerer Schutz zu erhalten, wie eine Auswertung aus der Vergleichsdatenbank von Mr. Money (www.mr-money.de) zeigt. Statt 50 oder 60 Tarife, die bei kleineren Deckungssummen ab fünf Millionen Euro möglich sind, schrumpft das Angebot auf rund zehn Tarife zusammen. Von der Stange - also online - schützt die Axa, die Haftpflichtkasse, die Ammerländer und die Hanse Merkur in der Stichprobe einen „Pit Bull“ und seinen Halter.

Richtige Ansprache wichtig

Für Vermittler ist die Ansprache der Tierliebhaber ganz wichtig. Viele Tierfreunde fühlen sich innig mit ihrem Vierbeiner verbunden. Das Tier wird oft als zentraler Bestandteil der Familie empfunden. Wer daher dieses Mitglied der Gemeinschaft schützt, sei es per Tierhalterhaftpflicht- oder Tierkrankenversicherung, gewinnt vielfach ein enormes Vertrauen bei diesen Kunden. Und: Viele Haushalte mit Hunden dürften nicht, falsch oder zu gering versichert sein. Vor allem die Versicherungssumme sollte geprüft werden.

Wie weit die Liebe zum Tier in Deutschland geht, zeigt die Aktion „Kollege Hund“, die der Deutsche Tierschutzbund ins Leben gerufen hat. Wissenschaftlichen Studien zufolge sind Hunde gut für das Arbeitsklima. Und damit das wertvolle vierbeinige Familienmitglied nicht verloren geht, kann es im Deutschen Haustierregister angemeldet werden. Natürlich muss die Katze oder der Hund vorher per Chip oder Tätowierung markiert werden. Eine Auflage, die auch viele Tierkrankenversicherer fordern, damit das Tier eindeutig identifizierbar ist.

In den sozialen Medien wird die erste emotionale Verbindung hergestellt. Wer als Makler selbst ein Tier besitzt, ist hier schnell bei der potenziellen Zielgruppe. „Man kann auch ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht“, zitiert der Versicherungsmakler Denis Haase aus Fürstenwalde bei Berlin den Volksschauspieler Heinz Rühmann. Vermittler, mit Fokus auf die Absicherung von Hund und/oder Pferd, debattieren in entsprechenden Facebook-Gruppen oder betreiben eigene Blogs. Der Erstkontakt ist hier schnell gemacht, meist auf einer emotionalen Ebene. Das demonstriert Kompetenz und schafft schnell Vertrauen. Die anschließende persönliche Beratung ist dann nur noch ein kleiner Schritt.

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Vergleichsrechner für Tierschutz einbinden

Oder der Abschluss findet direkt auf der eigenen Webpräsenz statt. Eingebundene Vergleichsrechner für Tierhalterhaftpflicht oder -krankenversicherungen, geben einen Marktüberblick und ermöglichen den effizienten Abschluss. Wer das Tier erreicht, erreicht auch den ganzen Menschen, sprich Versicherungsnehmer. Und dass der Markt wächst, zeigen die Aktivitäten der Deutschen Familienversicherung (DFV), die just in den Markt der Tierkrankenversicherung eingestiegen ist. „Erstmal werden wir über die Fernsehwerbung bei Pro Sieben, Landingpages und unsere Homepage aktiv sein“, sagt Pressesprecher Lutz Kiesewetter. Er schließt aber nicht aus, dass das Angebot künftig für Versicherungsmakler eröffnet wird. Noch profitieren Vermittler also nur von der Werbung der DFV, die das Thema Tierkrankenschutz aktueller machen dürfte. Doch an Kooperationspartner herrscht derzeit in der Tierkrankenversicherung kein Mangel. So kann man auch mit Petplan zusammenarbeiten. „Die Kooperation zur Tierkrankenversicherung läuft meist über unsere Homepage“, erläutert Christoph Dogge von der Tiergarant Versicherungsdienst GmbH aus Wunstorf. In der Antragsmechanik könne der Versicherungsmakler seine Daten hinterlegen. Hinter dem Assekuradeur steht die niederländische UVM Verzekeringsmaatschappij.

Mit 3-fachem Satz zum Tierarztliebling

Schon die Basis-Variante deckt den 3-fachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte ab. Und sie ist im Gegensatz zu Konkurrenz mit 242 Euro recht günstig - auch wenn die Erstattung auf 3000 Euro gedeckelt ist. Die Ansage ist klar: Der höhere Erstattungssatz macht den Versicherten und sein Tier zum Liebling des Tierarztes. Deutlich stärker jedenfalls, als bei Tarifen, bei denen der Tierarzt eine (gute) schriftliche Begründung für den höheren Satz liefern muss. Fatal sind übrigens Policen, die nur nach Unfall des Tiers zahlen. Das führt im Ernstfall bei vielen Tierliebhabern zu Ärger, der dann auf den Vermittler zurückfällt. Sinnvoll kann es sein, nur die OP-Kosten abzusichern. Vor allem bei Pferden, worauf die vor allem die Uelzener spezialisiert ist. Eine Vollkrankenversicherung für das Tier wird in diesem Bereich sehr teuer. Trotzdem sollte man die Tierhalter immer vom Tiervollschutz überzeugen. Frei nach dem Motto: Bei der Gesundheit der Lieblinge auf vier Beinen sollte man keine Kompromisse eingehen.

Anmerkung: Der Text erschien zuerst mit Zusatzmaterial (Tabellen) in der Ausgabe 03/2019 von procontra - Das freie Finanzmagazin.

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